Montag, 7. April 2014

Über Geburtstage

Vor etwa zwei Monaten ist mein Blog zwei Jahre alt geworden. Während ich das erste Jahr nur leicht verspätet, dafür aber mit einem langen Eintrag und vielen Fotos feierte, halte ich das inzwischen für unnötig, da ich Jubiläen und Geburtstage nun als sinnlos betrachte. Über den Blog sage ich nur wenig und es ist etwas, was den Meisten ohnehin aufgefallen sein dürfte:
Während ich Anfangs sehr viel Show um meine Person machte, schaltete ich irgendwann auf das um, was mir gefällt (Sport), dann auf das, was mich beschäftigt und fasziniert (Ideen). Inzwischen schreibe ich nicht mehr so viel, dafür versuche ich aber den Inhalt anspruchsvoller zu gestalten.

Heute möchte ich von der Sinnlosigkeit von Geburtstagsfeiern schreiben.
Man wird jede Sekunde älter und nicht nur an einem bestimmten Tag im Jahr. Das Alter wird anhand eines vom Menschen geschaffenen Zeitmodells bestimmt. Auf einem anderen Planeten könnte ich nicht 26, sondern 55 Jahre alt sein. Ganz davon abgesehen, halte ich mich in der Entwicklung leicht verzögert insofern, dass ich bestimmte Phasen des Lebens erst jetzt durchmache, während Andere sie mit 17 beginnen. Dazu muss man aber auch sagen, dass sehr viele Menschen heutzutage diese Phasen gar nicht haben und in ihrer Entwicklung stehen bleiben, aber das ist ein Thema für die Zukunft.
Wie dem auch sei, man altert jeden Tag, somit sehe ich keinen Grund darin den Geburtstag zu feiern. Man sollte jeden Tag feiern, das habe ich schon in Bezug auf das Neujahrsfest geschrieben und das ist beim Geburtstag nicht anders. Der einzige Grund, warum Geburtstage noch "in" sind, aus meiner Sicht, die Geschenke, die man bekommt. Dies halte ich ebenfalls für überflüssig, denn solange Geschenke nicht einen Teil der Seele des Schenkers enthalten, z.B. ein Bild von einem Maler, oder ein Gedicht von einem Dichter, sind sie nichts Wert. Gebrauchsgegenstände kann sich ein jeder selbst besorgen. Diese und Schmuck sind lediglich Entschuldigungen für die Einfallslosigkeit des Schenkers (um indirekt Ralph Waldo Emerson zu zitieren). Außerdem sind die meisten Geschenke nur Lasten für den Beschenkten und eine Art Verpflichtung etwas zurück zu schenken. Davon spricht natürlich keiner und oft wird es dementiert, doch fühlen tut das ein jeder von uns. Das ist pervers, denn dabei geht die ganze Liebe und Fürsorge verloren. Zum Beispiel möchte ich meinen Eltern nichts schenken, wenn mir nichts originelles einfällt, dafür möchte ich aber auch nichts von ihnen geschenkt bekommen, selbst wenn sie die beste Idee haben, zumindest nicht an einem bestimmten Tag und aus Verpflichtung. Sie können mir etwas schenken, wenn sie merken, dass ich es brauche und das gilt auch für meine Geschenke an sie, aber das muss vom Herzen kommen und darf nie verpflichten.
Aus diesem Grund möchte ich meine Geburtstage nicht mehr feiern. Das hat nichts pessimistisches an sich. Ich habe kein Problem damit älter zu werden, denn es gibt nichts Natürlicheres als das. Tatsächlich freue ich mich auf das Alt-werden, denn da ich mich dazu entschlossen habe mich das ganze Leben lang zu entwickeln, und sei es auf Kosten der sozialen Integration, kann ich mir denken, dass ich in zehn Jahren viel mehr weiß, geduldiger bin und einige meiner inneren Dämonen besiegt habe. Wenn ich als alter Mann auf dem Sterbebett liege, möchte ich weise sein, auf ein erfülltes Leben zurückblicken und im Frieden aus dieser Welt scheiden, was ebenfalls absolut natürlich und notwendig ist (denn der Tod ist allen Dingen eigen). Ich möchte nicht senil und sabbernd im Altersheim enden, während ich, aufgrund von diversen Komplexen, nach meiner Mutter und der Aufmerksamkeit der mich umgebenden Menschen schreie. Sterben, ja, aber mit Würde. Und ich habe keine Angst davor. Ist diese Angst vor dem Tod erstmal weg, fühlt man sich frei und erleichtert. Man entwickelt viel mehr Kraft dazu das Beste aus jedem Tag zu machen und hört nicht auf die Miesmacher, die einem darüber berichten wie die Zeit davon läuft. Soll sie doch laufen, diese größte Illusion, die der Mensch schuf - ich laufe ihr jedenfalls nicht hinterher.