Freitag, 28. März 2014

Garbage-Warrior, part 2

Gestern war ich wieder Müll einsammeln. Am Tag zuvor hatte ich eine Stunde an der frischen Luft verbracht und spazierte in der Nähe meines Hauses. Hier, am Rande Göttingens, gibt es eine kleine Stelle mit Bäumen, Sträuchern, Wiesen, Mooren und Hügeln. Groß genug, um sie einige Stunden zu erkunden. Hier verbringe ich sehr gerne meine Zeit. Und gestern ist mir aufgefallen, dass auch dort sehr viel Abfall herum liegt. Dabei handelte es sich um Müll, der schon lange da liegt und den man trotzdem nicht weg räumt. Also merkte ich mir vor mich in Zukunft darum zu kümmern und tat das am folgenden Tag ganz spontan, weil ich vor der Arbeit die Zeit dazu hatte und unbedingt wieder das schöne Wetter genießen wollte.
Zufällig hatte ich beim Müll sammeln Brian Tracy's "The Luck Factor" gehört und da gibt es eine Stelle, wo er über eine der Zentralen Aufgaben eines erfolgreichen Arbeiters spricht: "Sei ein Teil der Lösung, nicht ein Teil des Problems." Diesen Satz wiederholte ich beim Sammeln immer und immer wieder und das tat gut sich als Teil der Lösung zu fühlen. Müll weg räumen ist ein Teil der Lösung. Es ist nicht immer angenehm und leicht, aber man weiß, dass man etwas Richtiges tut und währenddessen auch noch an der frischen Luft ist.
Ich war regelrecht schockiert, wie viel Müll ich an dieser kleinen Stelle fand. Beim ersten Sammeln hatte ich erst einen Sack voll, als ich nach einigen Kilometern am Waldrand ankam. Hier war der Sack schon nach einer Stunde voll und dabei sammelte ich nur in einem Umkreis von ca. 50 m². Ich habe gerade mal ein Fünftel der Gegend abgesucht und füllte dabei fünf (!) gelbe Säcke mit Kunststoffen, Alufolien, alten Sprühdosen, Flaschen, zerrissener Kleidung und ganz viel rostigem Metall. An einer Stelle, direkt an einem großen und alten Baum, lag besonders viel herum. Scheinbar hatte jemand vor einigen Jahren keine Lust zur nächsten Müllhalde zu fahren und entsorgte das ganze im Wald: Alte Steckdosen und Schalter, Betonklötze mit herausragenden metallenen Verbindungen, an den sich Tiere verletzen könnten, Drähte, die ich wie Wurzel aus dem Boden reißen musste und natürlich sehr viel Folie. Ein Großteil des Abfalls wurde sogar vergraben. Es reichte also nicht das Ganze liegen zu lassen, sodass jeder es sehen und wegräumen könnte, nein, man machte das ganz hinterhältig und für die Umwelt umso belastender. Deswegen musste ich, obwohl ich bereits fünf Säcke füllte, Vieles bis zum nächsten Mal liegen lassen. Da muss man mit einer Schaufel arbeiten. Ich könnte echt Hilfe gebrauchen, da ich keine Schaufel habe und man zu zweit sehr viel mehr in weniger Zeit schaffen könnte. Einige Leute haben mir ihre Hilfe bereits angeboten und dafür danke ich ihnen sehr! Ich melde mich bei ihnen wenn ich das nächste Mal in die Schlacht ziehe.



Die schlimmste Stelle: Das, was man sieht, ist nur die Spitze des Eisberges. Sehr vieles ist unter der Erde.

Und auf zum nächsten Müllcontainer.
Diese Hummel posierte bis zum letzten Foto. Als dieses geschossen wurde, flog sie davon. :)

Dienstag, 11. März 2014

Garbage-Warrior

Vor etwa einem Jahr hatte ich bei meinem "es-ist-Frühling-ich-spaziere-vier-Stunden-lang"-Spaziergang leider zu oft beobachtet, wie der Mensch die Natur durch seinen Müll verunstaltet. Hier und da lagen bunte Verpackungen von bekannten Schokolade-Marken,  Plastikflaschen, sowie Alufolie und Sonstiges. Da kam mir spontan die Idee bei meinem nächsten langen Spaziergang gleichzeitig diesen Müll einzusammeln. Warum auch nicht? Wenn ich schon spaziere, dann kann ich gleich zwei angenehme und sinnvolle Dinge miteinander verbinden. Leider kam ich danach nicht mehr dazu im selben Jahr so eine lange Wanderung zu unternehmen, zumindest nicht ohne Ziel. Aber ich behielt den Gedanken im Kopf und bereitete mich auf die nächste Gelegenheit vor, indem ich, nach und nach, das nötige Zubehör für den Hobby-Müllmann kaufte: Eine zusammenfaltbare Laubtonne (Lidl, 5,99€), Handschuhe für die Gartenarbeit (Lidl, zwei Paar, etwa 4€), eine Müllzange (T€DI, 2€) und Gelbe Säcke, die kostenlos ab und an bei jedem Haus abgestellt werden.

Heute machte ich meinen ersten Spaziergang dieser Art. Ich beschloss den Müll eher dort einzusammeln, wo die dafür verantwortlichen Stadtarbeiter normalerweise nicht hin gehen, also da, wo er bereits über eine längere Zeit liegt. Außerdem konzentrierte ich mich besonders auf Bereiche mit Flüssen, denn wo Wasser fließt, wird Müll und dessen Partikel über große Entfernungen getragen. Ich sammelte überwiegend Kunststoffe und Alufolien ein, weil diese die Umwelt am meisten belasten. Glasflaschen sollten ebenfalls entfernt werden, weil Tiere sich daran schneiden könnten. Papier und Karton ließ ich liegen, weil sie biologisch abbaubar sind (außer Tetrapacks, weil diese mit Plastik beschichtet werden).
Ich wählte meine Lieblingsroute und da ich am Rande von Göttingen lebe, führte sie mich in einen Wald. Nach zwei Stunden hatte einen ganzen gelben Sack voll mit Haribo-, Mars- und Chips-Verpackungen, sowie Plastikflaschen, Bierdosen, Deckel von Softdrink-Bechern und sonstigem Restmüll. Je weiter ich in den Wald vordrang, desto weniger Müll begegnete mir. Einerseits freute ich mich, dass der Mensch nicht überall sein Unheil anrichten konnte, andererseits fand ich es traurig, dass so viel Müll gerade dort lag, wo er lang ging. Als könnte der Mensch es nicht lassen ein Arschloch zu sein.
An einer Stelle im Wald wurde ich besonders enttäuscht: Der Ort sah aus wie ein verlassenes Viehgehege und dort lag so viel Kunststoff, dass ich es zuerst gar nicht registrierte, weil es nicht real schien. Überall lagen große und kleine Fetzen von weißer, schwarzer und transparenter Folie, sowie alte Tierfutterverpackungen und kaputte Karosserieteile. Ich begann damit diese in meinen Sack zu stopfen, bis ich feststellte, dass ich mehr als einen dafür bräuchte. Ich füllte noch zwei Säcke und es blieb immer noch genug Müll für mindestens vier-fünf Weitere.

Von mir gesammelter Müll
Plastik
Es hätte so ein schöner Anblick sein können
Überreste menschlichen Elends
Rostige Stacheldraht-Rollen

Deshalb beschloss ich beim nächsten Mal direkt diesen Ort anzupeilen, versteckte einen Sack in einer halb vermoderten Scheune (Hauptsache überdacht) und nahm die anderen Säcke mit auf den Rückweg, was schon schwer genug war. Im nahe gelegenem Elliehausen, einem großen Neubaugebiet, das zu Göttingen gehört, verstaute ich die Säcke in willkürlich gewählten, grauen und gelben Müllcontainern und machte mich auf nach Hause.


Mögliche provokante Fragen und Einwände zu der Aktion (warum auch immer):


Bist du jetzt so ein komischer Naturfreund-Hippie geworden?

- Jemand, der sich mit der Natur identifizieren kann, ist automatisch ein Naturfreund, denn es ist unklug sich selbst Schaden zuzuführen. Dafür muss man sich nicht zu einer Untergruppe, wie "Hippies" zählen, da man ohnehin bereits zu der Gruppe Mensch/Tier zählt und eine Aufgabe auf dieser Welt hat.


Warum zeigst du uns das alles? Möchtest du, dass wir dich für ganz toll und umweltbewusst halten?

- So eine Art von Bestätigung habe ich nicht nötig. Ich mache das nicht, um mehr Leser und "Likes" zu gewinnen, sondern weil ich Lust darauf habe. Der erste Gedanke kam aus dem Herzen, man nennt es auch Inspiration. Danach dachte ich daran die Ergebnisse einer solchen Aktion im Internet zu veröffentlichen, weil ich schon immer mein Leben zur Schau stellen musste. Das ist ein Teil von mir und dies wird sich nicht so bald ändern.
Meine wichtigste Motivation für diese Präsentation ist die Möglichkeit jemanden wiederum dazu zu inspirieren das selbe zu tun und vielleicht sogar eine Bewegung zu starten. Das wäre toll.


Irgendwo wird tonnenweise Plastik in die Meere gekippt und du freust dich über drei gelbe Säcke?

- Wenn ich alleine in 2,5 Stunden drei Säcke voll bekam, wie viel Müll würde dann jeder von uns beseitigen? Zum Erfolg gelangt man einen Schritt nach dem Anderen und irgendwann sind nicht nur die Wälder, sondern auch die Meere wieder sauber.


Das machst du doch nur, um dein eigenes egoistisches Gewissen zu beruhigen.

- Mag sein. Ich kann nicht genau sagen, was mich dazu bewegte. Wir können so gut wie nie in unser Unterbewusstsein hinein blicken. Wahrscheinlich wollte ich nur meinen Beitrag für die Natur leisten. Seit ich mich erinnern kann, wurde ich immer dazu erzogen meinen Müll in Mülleimer zu werfen. Schon als kleines Kind habe ich mich immer über die Leute aufgeregt, die ihren Müll dort entsorgten, wo sie wollten. Meine Mutter war schon immer sehr Umweltbewusst und das hat sich auf mich übertragen. Dafür danke ich ihr. :)
Doch welcher Grund auch immer hinter der ganzen Aktion stehen mag, eins bleibt sicher: Der Müll ist entsorgt und diese "Kleinigkeit" zählt auch.

Dienstag, 4. März 2014

Masken

Zufällig passend zum Fasching möchte ich, wie bereits seit langem geplant, über Masken schreiben.
Wir alle tragen Masken, die unseren Mitmenschen ein bestimmtes Bild von uns präsentieren sollen, aber nie unsere wahre Natur verraten. Warum machen wir das? Warum hat man es nötig sich für jemanden auszugeben, der man nicht ist? Warum traut man sich nicht sein selbst zu sein? Wir alle sind "Götter" und jeder von uns ist wunderschön, doch wir haben eine Kultur entwickelt, die irre geleitet ist und die Wahrheit verschleiert. In dieser Kultur leidet fast jeder unter Minderwertigkeitskomplexen und fühlt sich gezwungen eine Maske aufzusetzen.
Neulich habe ich in "Man's Search for Himself" gelesen, dass die besonders stolzen Machos und "starken Kerle" am wenigsten Selbstbewusstsein besitzen und die Maske der Kraft, die eines bewussten und starken Individuums, aufsetzen, um ihre Schwäche vor den Anderen zu verbergen. In Wahrheit können sie sich aber persönlich nicht wirklich damit identifizieren. Mehr als das, diejenigen, die sich demonstrativ verdammen und hassen sind nicht besser, denn sie sind den egozentrischen Menschen näher, als jeder andere. Es ist als würden sie sagen "ich bin so besonders, dass Gott es auf mich abgesehen hat, weshalb es mir so schlecht geht". Doch sie verstecken sich hinter der Maske des Elends. Diese zwei Typen von Menschen bevorzugen es entweder ihre nicht vorhandene Kraft zu präsentieren, anstatt sie tatsächlich zu entwickeln, oder wegen eines Gefühls der falschen Bescheidenheit sich besonders schlecht zu machen, ohne es im Unterbewusstsein so zu empfinden.

Dann gibt es die Menschen, die die äußere Maske des Ideals aufsetzen und sich so präsentieren, wie sie, ihrer Meinung nach, gerne von den Anderen gesehen werden möchten. Tatsächlich sieht man am liebsten die Leute so, wie sie wirklich sind. Falsches Spiel erkennt man früher, oder später sowieso. Außerdem gibt es kein Ideal. Jeder hat sein Eigenes und somit müssen diese Menschen ihre Masken ständig wechseln, in Abhängigkeit von den Leuten, mit den sie verkehren, was sehr mühevoll sein kann. Viel leichter und befreiender ist es sein selbst zu sein. Doch die Suche nach sich selbst wird durch die künstlichen Illusionen, unter den unsere Gesellschaft leidet, erschwert. Illusionen wie Ängste (vor der Zukunft, vor dem Bankrott, vor dem Tod etc.), angebliche Pflichten (den Eltern/dem Staat gegenüber), sowie der Gedanke man sei nur das Ding zwischen den Ohren und der damit einhergehende Verlust des Körperbewusstseins.
Die äußere Maske des Ideals hat meines Erachtens nach keine Vorteile, aber viele Nachteile. Man lebt ein Leben, das auf Lügen basiert. So kann man schon mal nicht glücklich werden, denn Ehrlichkeit ist nicht umsonst eine Tugend - sie liegt in unserer Natur - und wenn man dagegen verstoßt, dann fühlt man sich schlecht, es sei denn man ist geistig krank und hat deswegen kein Problem damit. Diese Lügen führen zu einem weiteren Phänomen unserer Gesellschaft: Der Kurzlebigkeit von zwischenmenschlichen Beziehungen. Wenn man nicht sein selbst ist und sich einem Ideal entsprechend präsentiert, dann kommt die Wahrheit irgendwann an das Tageslicht und das können die Menschen, mit den man in eine Beziehung tritt, nicht leiden. Die Maske verschwindet und dahinter steckt ein ganz anderer Mensch. In so einem Fall kann von einer weiteren Beziehung oft keine Rede sein, denn die Verbindung zwischen den Menschen wird aufgelöst, weil sie auf Illusionen aufgebaut war. Ein anderes Problem ist die Schwerfälligkeit einen Partner zu finden, der "perfekt" zu einem passt, weil man nicht hinter die Masken blicken kann. Wie soll das auch gehen, wenn jeder sich als etwas Anderes zeigt? Das folgende Gedicht von Shel Silverstein und das Bild inspirierten dazu diesen Blogeintrag zu verfassen:
 She had blue skin
And so did he.
He kept it hid
And so did she.
They searched for blue
Their whole life through,
Then passed right by –
And never knew.

Und das ist genau das, worauf ich hinaus möchte: Man findet sein Glück nie, wenn man Masken trägt, sei es die Kraft, nach der man durstet, Beachtung, oder Anerkennung.
In meinem Leben durfte ich viele Masken anprobiert haben. Ich war der Klassenclown, weil ich nach Aufmerksamkeit durstete, denn sich ins Lächerliche zu ziehen war immer noch besser, als ignoriert zu werden. Dann war ich der artige Sohn, der die Überzeugungen seiner Eltern vertrat, jedoch nie seine eigenen, dann ein Patriot, der mühselig und unsinnig sein Heimatland aus der Ferne in Schutz nahm, dann ein Macho, weil ich mich innerlich nach Anerkennung und Kraft sehnte. Als ich dann die gewünschte Kraft durch körperliches und geistiges Training nach vielen Jahren erreichte, merkte ich wie lächerlich die Macho-Maske ist, ließ sie fallen und erhielt die gewünschte Anerkennung. Inzwischen bin ich einfach nur ich selbst. Zumindest denke ich es, denn ich fühle mich gut. Ich passe mich nicht unnötig dort an, wo es mir überhaupt nicht gefällt. Ich stehe zu meinen Überzeugungen und meinen Schwächen. Doch Letzteres heißt nicht, dass ich nicht ausbaufähig bin.
Sehr oft höre ich, in Bezug auf meine Fotos, dass ich überall anders aussehe. Was sich zuerst zufällig herausstellte, wurde zu meinem Hobby. Inzwischen versuche ich mit Absicht mein Aussehen sehr flexibel zu gestalten und lasse mich dabei gerne fotografieren. Damit möchte ich sagen: Das Äußere mag sich zwar ändern und trügen, doch was wirklich zählt, sind die inneren Werte und diese kann man auf einem Foto (mit einer Maske) nicht festhalten. Deswegen darf man sich nicht nur auf das Visuelle verlassen.



Letztendlich möchte ich über die gesunde Art der temporären Masken (oder inneren Masken des Ideals) erzählen. Die Art, die man sich aufsetzt und sich als Vorbild vornimmt. "Fake it, until you make it" heißt es entweder bei Brian Tracy, oder Napoleon Hill. Einer von den beiden erzählte in einem Buch, dass man, wenn man sich ein Ideal zum Vorbild macht, sich dieses Ideal zuerst äußerlich aneignet. Wenn ich also dauerhaft depressiv bin, aber möchte, dass es mir besser geht, dann sage ich jedes mal, dass es mir sehr gut geht. Besonders wichtig dabei ist, dass man es wirklich so meint, es sich selbst einredet, versucht sich davon zu überzeugen und somit sein Unterbewusstsein programmiert. Tut man dies ohne Überzeugung, bleibt es beim Äußeren und man ist nicht besser, als ein Macho. Diese Vorgehensweise funktioniert und noch besser funktioniert sie, wenn man sie mit weiteren Praktiken unterstützt. Irgendwann wird es nicht mehr nötig sein die Maske zu tragen, weil sie zur Realität wird. Das Innere wird hier durch das Äußere beeinflusst. Das geschieht nicht durch die anderen Formen der Masken, die, wie gesagt, rein äußerlich sind.
Und das dauert. Doch wenn ich es wirklich möchte und es mir täglich einrede und mit Überzeugung so handele, werde ich Tag für Tag, Schritt für Schritt besser. Beständigkeit ist hier das Schlüsselwort. In diesem Zusammenhang redet man auch vom bewussten Brainwashing. Täglich wird versucht  unser Unterbewusstsein zu steuern - mit Erfolg, denn es ist sehr rezeptiv dafür. Warum versuchen wir es nicht selbst mit der Hilfe von temporären Masken und gezieltem Brainwashing? Wichtig ist, dass man das für sich macht, im Inneren und nicht nur im Äußeren. Doch auf die Dichotomie zwischen Form und Sinn werde ich hier nicht weiter eingehen, denn das wird das Thema eines meiner zukünftigen Blogeinträge sein.