Montag, 20. August 2012

Bretter schlagen zurück, Tag 1

Es ist heiß. Für viele keine Neuigkeit, aber wie auch schon zuvor angemerkt, genieße ich jedes Wetter, somit auch ein solches. Und während andere sich darüber beschweren und die Schwimmbäder voll stopfen, bleibe ich heute zu Hause und tue was. Gestern war ich biken und beim Karate und am Ende des Tages glücklich, aber fast tot.

Heute gibt es keinen aktiven Sport, sondern mentales Training. Ich werde an meinem Makiwara basteln. Ein Makiwara ist ein Brett mit einem Schlagpolster aus Schaumstoff, oder Hanfseilen - ein altes japanisches Trainingsgerät für Karatekas. Nicht alle schwören darauf, aber die Meisten. Manche glauben, dass das Schlagen gegen eine harte Oberfläche die Knöchel und Handgelenke schädigt, aber man hat nachgewiesen, dass dies nicht so ist. In einem Versuch machte man Röntgenaufnahmen der Hände von Karatemeistern, die seit mehreren Jahrzehnten täglich gegen Makiwaras schlagen und fanden keinerlei Hinweise auf Arthritis, oder andere unerwünschte Deformierungen. Selbstverständlich ist dies nur der Fall, wenn man die Übungen richtig ausführt, was ich vor habe.
Über den Sinn der Makiwaras haben viele Meister unterschiedliche Meinungen. Meine Meinung setzt sich aus ihnen zusammen, denn nachdem ich selber einige Erfahrungen damit gemacht habe (und die Knöchel an meinen Fäusten 20-25% an Umfang zugenommen haben), kann ich mir vorstellen, was viele sagen wollten. Einerseits lernt man den Abstand zum Gegner, den man für einen effektiven Schlag braucht, zu fühlen (ma-ai), sowie das Kime zu kontrollieren. Das Kime ist ein der Moment des Aufpralls, in dem man alle Muskeln in seinem Körper anspannt, um die Wucht in den Schlag und auf einen einzigen Punkt umzuwandeln, denn während der Schlagbewegung ist der Körper maximal entspannt, um nicht an Geschwindigkeit zu verlieren . Mit einem gut kontrolliertem Kime kann man mit einem Schlag töten, sogar ohne dabei groß auszuholen.
Des weiteren werden die Knöchel selbstverständlich dicker und unempfindlicher gegen Schmerz. Irgendwann kann man problemlos Bretter zerschlagen. Ein Mensch, der sowas kann, stößt potentielle Angreifer automatisch ab.
Das sind einige der Ziele des Karate: Stärkung des Geistes, Selbstkontrolle und gleichzeitige, immer währende Bereitschaft sich für das Richtige einzusetzen und der Gefahr entgegen zu treten.
Auch wenn jeder Anfänger es sich wünscht seine erworbenen Fertigkeiten auszuprobieren und fast schon darauf hofft mal angegriffen zu werden, ist das naiv. Der Idealfall ist, Karate nie einzusetzen, denn das mag zwar klischeehaft, wie aus einem alten "Karate-Kid" Film entnommen, zu klingen, aber mit Karate kann man töten. Mit einem Schlag. Deshalb sollte man es nur einsetzen, wenn es um Leben und Tod geht. Auch das wird auf mentaler Ebene klar, wenn man so etwas simples macht, wie täglich ein Brett zu schlagen. Wer es nicht glaubt, sollte es selber ausprobieren.

Jetzt fahre ich zum Baumarkt, besorge mir Säge und Hobel und mache mich an das Eschenholz, das seit Tagen in meiner Wohnung liegt, dran. Eschenholz ist stabil und flexibel, damit es schön federt und beim schlecht ausgeführtem Schlag zurück schlägt, wie ein richtiges Makiwara es tun sollte.
Das Zimmermann-Handwerk und die Leidenschaft dafür ist in meiner Familie seit mehreren Generationen. :)

Edit: Von wegen "nur mentales Training". Sägen kann schon sehr anstrengend sein! :)

Hier ein Foto von dem Material und Werkzeug, bevor ich angefangen habe. Ich werde wohl eine kleine Fotostrecke über das Herstellen des Makiwaras machen.


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