Donnerstag, 1. November 2012

Bushido

Bushi = Krieger
Dō = Weg

Abgekürzt auch "budō", bedeutet der "Weg des Kriegers". Für jemanden, der sich nicht mit dem Thema befasst klingt es vermutlich nach Krieg, Waffen und Gewalt. Tatsächlich ist der Weg des Kriegers im japanischen Sinne, der Weg eines Gentlemans. Ein Krieger steht für Gerechtigkeit und ist fair, friedliebend, ehrlich, respektvoll und hilfsbereit. Im Grunde genommen ist das die Vorstellung eines mittelalterlichen europäischen Ritters und ein Bushi ist nichts Anderes. Leider ist heute die Vorstellung von dem, wie ein Mann sein sollte, verloren gegangen. Die Wenigsten besitzen Manieren, sind respektvoll, hilfsbereit oder gar männlich. Das ist leider der Wandel, den die westliche Welt unternommen hat und da kann ich alleine nichts ändern, nur lediglich als Gegenbeispiel dazu dienen. Und obwohl ich selber weit von diesem Ideal entfernt bin, möchte ich so werden und arbeite Tag für Tag an mir.

Beispiel nehme ich mir u.a. an Karate-Meistern aus der ganzen Welt, über die ich in Büchern lese. Die meisten von ihnen verkörpern diese Prinzipien, selbst wenn manche von ihnen eine wilde Jugend hatten. Abseits von Karate-Meistern gibt es noch mindestens eine historische Person, die mich inspiriert: Miyamoto Musashi.
Musashi ist der berühmteste Samurai in der Geschichte Japans. Er hatte im Mittelalter zu Zeiten von großen Unruhen gelebt und war der Sohn eines adeligen Kendo-Meisters. Von seinem Vater hatte er allerdings nicht viel, weil dieser die Familie früh verließ und so musste Musashi nach dem baldigen Tod seiner Mutter alleine aufwachsen. Mit 13 Jahren erschlug er einen Mann im Streit, mit 16 tötete er im Kampf einen anderen. Damals war der Tod an der Tagesordnung (Bürgerkrieg und so), aber dennoch sorgte er für Unruhe, wurde gefangen genommen und von einem Mönch unterrichtet. Dieser zügelte Musashis wilden Charakter und so zog der besonnte Krieger durch das Land und forderte die besten Kämpfer heraus. So siegte er bis zu seinem 39 Lebensjahr in über 60 Kämpfen, verlor nicht ein mal.
Warum machte er das? Nun, er hat sich dem Leben eines Kriegers verschrieben und wollte ohne Lehrer und Herrn den Sinn seines Lebens durch den Schwertkampf finden. Als er bemerkte, dass der Kampf ihn nicht mehr weiter brachte, entschloss er sich diesen aufzugeben und sein Leben der Poesie, Malerei und dem Unterricht zu widmen. Man sagt auch, dass der Weg des Schwertes und der Weg des Pinsels in Wirklichkeit ein und derselbe Weg sind. Musashi wurde anschließend ein sehr weiser und geachteter Mann und schrieb in den zwei Wochen vor seinem Tod (mit 61) "Das Buch der Fünf Ringe", in dem er Kampfstrategien für den Groß- und Nahkampf, einige Philosophien des Krieger-Daseins und seine Zwei-Schwert-Kampfschule erläuterte. Dieses Buch ist bis heute eine Pflichtlektüre für jeden japanischen Businessmann, denn viele der Grundsätze lassen sich nicht nur auf den Schwertkampf übertragen.

Musashis gesamtes Leben und die damit verbundenen Legenden sind sehr philosophisch und ich habe hier weder den Platz noch die Zeit das alles ausführlich zu beschreiben, aber wer sich dafür interessiert, kann über sein Leben nachlesen. Jedenfalls ist das Ganze sehr romantisch und ich bin ein Romantiker. Ich mag Poesie, Philosophie, Sonnenuntergänge, Sternenhimmel, die Natur allgemein und, und, und... Und leider kann man heutzutage nicht genauso leben, wie Musashi (oder vielleicht ist es besser so, weil wir in einer etwas friedlicheren Zeit leben), aber man kann einige Prinzipien, den er folgte, dennoch übernehmen. Prinzipien wie z.B. Mut, Vernunft, "erst denken, dann handeln", Beharrlichkeit, Respekt, das Streben nach dem Lernen (er soll angeblich nie an einem Meister, egal welcher Kunst, vorbei gezogen sein, ohne diesen danach zu bitten ihm etwas beizubringen). Er trank keinen Alkohol und hatte sich von Frauen abgewendet. Während Letzteres für manche etwas übertrieben klingen mag, kann ich es ein wenig nachvollziehen: Eine Familie ist wichtig, aber wenn sich jemand gut anstellt, gründet er diese früher, oder später in jedem Fall. Frauen, alleine der natürlichen Begierde wegen, hinterher zu jagen ist aber etwas Anderes. Es ist eine Schwäche, die uns Männer zu wilden Tieren verkommen lässt und diese Schwäche gilt es auszumerzen, genauso wie weitere Laster. Ich finde, dass Musashi sich da sehr clever angestellt hat. Er hatte zwar keine Kinder, aber dies hatte er anscheinend nicht nötig, denn er hatte seine Kunst. Ich hingegen möchte Kinder haben, da es für mich gerade eh zu früh ist und ich erstmal eine Basis in meinem Leben finden sollte, kann ich mich im Moment voll und ganz auf mein Studium und meine Kunst, das Karate, konzentrieren.

Neulich hatte ich mir drei Filme aus den 50-ern über Musashi, mit Toshiro Mifune in der Hautrolle, angeschaut. Das sind sehr gute Verfilmungen des Romans "Musashi" von Eiji Yoshikawa. Das Buch habe ich mir vor ein Paar Tagen bestellt. Ein bekannter Karateka meinte, es sei sehr inspirierend. Da freue ich mich schon drauf. :)

Abseits von diesen Veränderungen in meinem Denken, ist sonst nicht viel passiert. Ich trainiere nach wie vor, doch leider nicht mehr ganz so oft, wie früher. Mit dem Studium habe ich oft nicht mehr den Nachmittag frei, den ich früher für das Training benutzte. Und wenn ich früher mit dem Uni-Kurs trainieren konnte, so ist das nun auch nicht mehr möglich. Wir haben einen gewaltigen Zulauf an neuen Interessenten bekommen (ca. 20-30 Leute, ungefähr das doppelte-dreifache des Normalfalls) und alle, die etwas länger dabei sind, helfen nun mit beim Unterrichten, d.h. Aufwärmtraining leiten (jetzt musste ich das schon beide Male machen und glaube, dass das so bleibt), demonstrieren, erklären, herum gehen und korrigieren. Vom eigenen Training hat man da nicht mehr viel, sodass man nach zwei Stunden müde, aber trotzdem ohne geschwitzt zu haben, nach Hause geht. Der Lehrer meinte außerdem, dass er das gesamte Kata-Training mir überlassen möchte. Obwohl das alles nach einer Beschwerde klingt, freue ich mich über all das. Anhand der Fehler der Anfänger, kann ich nochmal die Fehler bemerken, die ich entweder immer noch mache, oder diejenigen, die sich wieder eingeschlichen haben, eliminieren. Außerdem lernt man so den Umgang mit Schülern und das kann ich für die Zukunft sehr gut gebrauchen. Ich freue mich auf das Kata-Training, denn da kann ich mich voll und ganz austoben.


Anderes Thema: Letzte Woche war ich auf einem Trivium-Konzert. Fotos folgen später. :)

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