Mittwoch, 18. Juni 2014

Über die Fußball-WM und das Gemeinschaftsgefühl

In diesem Blogeintrag möchte ich über die Fußball-WM schreiben. Dass ich keinen Fußball mag, dürfte manchen bekannt sein, aber ich werde meine persönlichen Vorlieben nicht in die Beurteilung der Situation einfließen lassen. Ich bin auch kein "Hater" des Fußballs, indem ich einfach alles damit verbundene schlecht finde. Ich halte es lediglich für eine sehr gefährliche Sportart, die von der Marketing-Industrie und vor allem von Politikern massiv missbraucht wird.

Ich möchte nicht darüber reden, dass in einem armen Land wie Brasilien Milliarden für die Organisation einer solchen Veranstaltung ausgegeben werden, während hun-gern-de obdachlose Kinder nicht nur ungebildet bleiben, zwecks mangelnder Schulen und Krankenhäusern, sondern gar von Killerkommandos abgeschlachtet werden, damit sie das Image der Stadt für Besucher nicht zerstören. Das wird ohnehin Folgen haben. Heute werfen sich diese korrupten Politiker Kopfschmerztabletten (weiterer Link) gegen einen Tumor ein, doch morgen wird die Ursache stärker sein, als ihre Symptome, und frisst die Regierung auf.
Nein, darüber möchte ich nicht schreiben, das ist ein großes Thema für sich und vielleicht dient es auch nur zur Ablenkung von anderen Problemen.

Ich möchte mich nicht über Angela Merkel aufregen, die für ihr Image nach Brasilien fliegt, bezahlt von unseren Steuergeldern, um dort mit "ihren Jungs" zu posieren, während im eigenen Land das Chaos auszubrechen droht. Oh nein, darüber möchte ich mich nicht aufregen, denn es kann ja sein, dass sie genau diese Ablenkung erreichen möchte: Wenn die Leute sich über sie aufregen, vergessen sie dabei, dass sie die Dinge besser selber in die Hände nehmen und daran arbeiten sollten.

Ich möchte nicht direkt über Politik, sondern über ein beliebtes Argument schreiben, welches genutzt wird, um das Public-Viewing, oder generell das Mitfiebern bei Live-Übertragungen zu rechtfertigen: Das Gemeinschaftsgefühl.
Wie oft darf ich mir von Leuten, die sich sonst nicht, oder nur sehr wenig für Fußball interessieren anhören: "Es geht mir nicht um das Spiel, sondern um das Beisammensein, um die gemeinsame Freude."
Ein scheinbar schöner Grund, aber lasst mich bitte euch, liebe sporadische Fußballfans, folgende Fragen stellen: Warum braucht ihr ein Event von derartigen Ausmaßen, um eure Gemeinschaft auszuleben? Warum macht ihr das nicht jeden Tag? Ich sage es euch: Weil ihr täglich von Illusionen verschlungen seid, die euch von dem, was wirklich wichtig ist, ablenken. Gedanken wie "Existenzsicherung", selbst wenn es auf Kosten anderer ist, und die Angeberei vor euren Nachbarn mit den neuen Klamotten, oder dem Auto. Diese Verhaltensweisen tragen nichts zu der Gemeinschaft bei. Es sind nur die kleinen Tumore einer Gesellschaft, ein Teil davon, aber ein krankhafter.

Es ist aber nicht mein Ziel euch mit Dreck zu übergießen, liebe Leser, entschuldigt mich bitte. Auch möchte ich nicht jedem "Individuum" aus dieser Gesellschaft dieses Verhalten zumuten und alle in eine Schublade stecken. Das mag zwar so klingen, gemeint sind jedoch nur diese, auf die es tatsächlich zutrifft. Ich bitte euch hier zu differenzieren, weil es bereits in der Vergangenheit zu Missverständnissen geführt hat, da die Leute sich sofort angesprochen fühlten (warum wohl?). *hust*

Zurück zum Thema:
Unser Universum (keine Sorge, ich bin tatsächlich noch beim Thema) funktioniert nach bestimmten Gesetzen, die Parallelen nicht nur in der Natur, sondern auch in anderen Strukturen, wie z.B. der Gesellschaft, aufweisen. Eins dieser Gesetze ist "wie im Großen, so im Kleinen" (und umgekehrt). Was im privaten Leben ist, überträgt sich auf den Freundeskreis, dann auf die ganze Ortschaft, dann auf das Land, die Nachbarländer und schließlich die ganze Welt. Wenn in einem Land die Mentalität, dass man nicht auf seine Fehler, sondern auf die des Nachbarn mit dem Finger zeigen sollte, vorherrscht, dann verhalten sich die Politiker genauso zu den Nachbarländern. Das ist nur ein Beispiel und darüber habe ich schon mal geschrieben. Ein zutreffenderes Beispiel hierfür ist: Wer konservativ lebt und Grenzen in seiner nahen Umgebung aufbaut, der überträgt dieses Verhalten auch auf den Rest der Welt. Mit anderen Worten: Wenn alle denken, dass sie anders sind, als der Rest, dann gibt es unzählige Konflikte, die auf Glaubens-, "Rassen"- und Interessenunterschieden basieren. Konservative Menschen sind klischeehaft bekannt dafür einen nicht zu hohen Bildungsgrad zu besitzen, sehr patriotisch zu sein und den Krieg gut zu heißen (siehe auch: Rednecks). Klischees übertreiben zwar oft, basieren aber meistens auf der Realität.

Nun, wenn in einem Land der Gedanke, man sei anders als der Rest, überwiegt, dann baut man psychologische Grenzen zu anderen Ländern und Kulturen auf. In Extremfällen gibt es Grenzen innerhalb des Landes, wie z.B. bei Bundesländern, die weit über ihren sinnvollen Nutzen zur einfacheren Regulation hinaus reichen und mentale Abgrenzungen schaffen ("Ossis" vs. "Wessis") und innerhalb dieser Grenzen gibt es sogar noch weitere Grenzen ("Göttingen vs. Eichsfeld") und selbst da kann es weitergehen wie am Beispiel Göttingens: Grone-Nord vs. Grone-Süd. Man könnte meinen, dass es menschlich sei sich von den anderen abzugrenzen, aber das ist eine einfache Ausrede, denn die Realität sieht anders aus: Der Mensch ist ein Tier und wie jedes Tier funktioniert er in einer Gemeinschaft. Es kann sein, dass sich einzelne Interessenkonflikte (z.B. Rivalität unter Löwen) bilden, aber wenn große Teile einer Spezies Krieg gegeneinander führen, dann liegen dem sehr große Illusionen und Neurosen zugrunde.

Was hat das mit der Fußball-WM und dem Public-Viewing zu tun? ALLES. Außerhalb der WM leben Menschen voneinander abgegrenzt, in Extremfällen erfüllt von Hass, Neid, Habgier und anderen krankhaften Charaktereingenschaften, aber sobald ein gemeinsamer Gegner auftaucht, vereinen sie sich und werden plötzlich zu einer Gemeinschaft. Auf ein Mal fällt es ihnen sehr einfach die künstlichen psychologischen Grenzen zu überwinden und sie sind beste Freunde, nur um nach dem Event zurück in ihre gewohnten Verhaltensmuster zu schlüpfen. Dieses Phänomen nutzen Herrscher in der Menschheitsgeschichte schon seit Tausenden von Jahren, denn sobald ein Gegner "von Außen" kam, vergaßen die einzelnen Klans plötzlich ihre Diskrepanzen und verbanden sich.

Aber brauchen wir tatsächlich immer einen gemeinsamen Gegner, um diese Illusion der Abgrenzung (die größte Illusion der Menschheit) zu überwinden? Es ist so einfach, warum machen wir das dann nicht grundlos so? Wir machen das nicht, weil wir teilweise von blöden, teilweise von korrupten und zum größten Teil von verrückten, neurotischen Politikern, sowie von unseren Egos regiert werden und vergessen, dass die Macht bei uns ist. Wir geben sie so freiwillig auf, diese Verantwortung über unser eigenes Leben und lassen unser Denken manipulieren, aber wir können uns diese auch genauso leicht zurück holen!

Ich habe damit angefangen und bilde keine Grenzen mehr. Mir ist es egal, ob ich ein Russe, ein Deutscher, ein Göttinger, ein "Weißer", ein Groner, ein Christ, Moslem, ein Schwuler, oder irgendein Fan bin. Ich bin ein Mensch. Ich gehe zu dem Ursprung zurück. Zurück entlang all der sozialen Verirrungen und vereinfache mein Denken. Ich gehe sogar darüber hinaus und sage, dass ich ein Tier bin, ein Teil dieser Natur. Damit löse ich die letzte Grenze zwischen den Menschen und anderen Tieren und Pflanzen auf. Würde das jeder tun, so gäbe es nicht nur innerhalb unserer Spezies, sondern auf der ganzen Welt weniger Konflikte. Menschen würden im Einklang mit der Natur leben und nicht versuchen sie sich zu unterwerfen. Das ist kein "Hippie-Gerede", das ist Vernunft.

Tut mir also bitte einen Gefallen und plappert nicht nach, wenn andere meinen, es gehe um das Gesellschaftsgefühl. Schaut Fußballspiele an, wenn es euch gefällt, habt Spaß, vergesst aber dabei nicht, dass nur eine angenehme Ablenkung vom Leben ist. Es ist keine Ablenkung vom Krieg, sondern ein anderer künstlicher Krieg und wenn er vorbei ist, dann entfernt euch bitte vom Grenzgedanken. Übt eine starke Gemeinschaft mit allen Menschen aus, immer. Schaut keine Nachrichten. Lasst euch nicht wie Schafe in Herden kontrollieren und dann wie abgerichtete Hunde aufeinander hetzen. Nehmt euer Leben und eure Überzeugungen selber in eure Hände und reflektiert über jede Handlung. Das ist Anfangs schwer, wird aber mit der Zeit einfacher und führt zu einer Verminderung von Konflikten - versprochen!

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