Mittwoch, 5. September 2012

Bücher

Ich lese bei immer mehr Leuten auf Facebook in ihren Profilen, dass sie keine Bücher mögen. Das ist mir schon auf SchuelerVZ aufgefallen. Es scheint so, als wäre Bücher Lesen nicht "cool". Dieser Einstellung gegenüber war ich schon immer sehr abgeneigt. Man hat mir, wie jedem russischen Kind meiner Generation, von Klein an anerzogen, dass man unbedingt Bücher lesen sollte. Zugegeben hatte ich nicht immer Lust darauf. Vor allem, als wir nach Deutschland gezogen sind und alles auf Einmal auf Deutsch war. Da hatten meine Eltern mich gezwungen deutsche Kinderbücher zu lesen, um die Sprache zu lernen. Das hat nicht so ganz geklappt und sie waren dann wohl der Meinung, dass ich Deutsch auch so schnell lernen würde (was auch der Fall war), aber sie bestanden darauf, dass ich weiterhin Bücher auf russisch lese. Teilweise musste ich, während meine Mutter in der Küche etwas machte, ihr laut vorlesen, um eine Stunde vor dem Fernseher, oder dem PC (zu der Zeit eh nicht so populär wie heute) zu verdienen. Was Anfangs von einem Kind selbstverständlich als Strafe angesehen wird, wird verstanden, wenn man älter ist. Ich danke meinen Eltern dafür, dass sie mir das Lesen anerzogen haben, mir gezeigt haben, dass man Bücher schätzen sollte und mir geholfen haben die russische Sprache nicht zu verlernen.

Heute lese ich selbstverständlich freiwillig. In meinem Alter ist sowas ja wohl normal. Zumindest würde man das denken, aber wenn ich mir andere Leute anschaue, z.B. einige meiner Kunden, dann frage ich mich, ob diese jemals ein Buch in den Händen gehalten haben. In solchen Momenten fühle ich mich besonders intelligent, aber das vergeht schnell, wenn ich mit noch gebildeteren Freunden rede, Leuten, die einfach mehr qualitative Werke gelesen haben als ich. In solchen Momenten fühle ich mich wie ein kleines Kind, das noch sehr viel lernen muss. Aber das motiviert mich dazu zu anderen Büchern zu greifen, als ich es gewohnt bin. Mein freiwilliges Lesen hat mit historischen Krimi-Romanen angefangen. Es sind sehr gute Bücher, die ich auch heute nochmal durchlesen würde. Auf jeden Fall kein Liebes-Geschnulze, welches von einigen meiner Kunden gelesen wird. Pfff....
Ich mag gerade sehr eingebildet klingen. OK, manchmal bin ich wirklich eingebildet, aber trotz meiner Bemühungen mein Ego klein zu halten, fällt es mir immer schwerer, wenn ich mir die grauen Massen an Idioten anschaue, die unsere Welt bevölkern. Und warum? Unter Anderem weil kaum noch jemand Bücher liest! Es gibt immer mehr Geschäfte, wie Thalia, die 08/15-Bücher verkaufen, direkt neben DVDs... mjaaa... nicht sehr toll. Und Leute lesen "Feuchtgebiete" und "Schoßgeflüster", oder wie auch immer es heißt, und finden es toll. Und was lernen sie daraus?
Wenn ich historische Krimi-Romane von Boris Akunin, oder Laura Joh Rowland lese, dann lerne ich etwas über geschichtliche Ereignisse, das Leben zur damaligen Zeit und viel mehr, oder die Science-Fiction-Romane von Sergei Lukjanenko, woraus ich, neben den, auf eine sehr interessante Art und Weise beschriebenen, Ereignissen, eine Menge Philosophie schöpfe. Aber auch das reicht mir nicht mehr.
Früher habe ich mich immer gewundert wie meine Mutter die (Auto)Biografien verschiedener Personen lesen könnte, weil mir das als langweilig erschien, aber nachdem ich mit Karate angefangen habe und Vieles über das Leben der Meister las, wurde mir klar, wie wichtig es ist, aus dem Leben und den Erfahrungen anderer Menschen zu lernen. Und damit meine ich nicht Leute wie Charlotte Roche. Zugegeben, ich habe "Feuchtgebiete" nicht gelesen und urteile rein aus Prinzip, aber wenn ihr mir ein gutes Beispiel nennen könntet, wenigstens ein Bisschen an wirklich wertvoller Information, die man aus ihren Büchern schöpfen könnte, dann würde ich versuchen meinen Standpunkt zu überdenken. Bis dahin bleibe ich der Meinung, dass das ein Drecksblättchen für das einfache Volk ist. Fetische sind etwas, was man für sich und den Partner behält. Unsere Gesellschaft hat ohnehin bereits viele Werte beiseite geworfen und geht mit einigen Sachen zu freizügig um.

Ich habe einen Freund, der mich, ohne, dass er es möchte, jedes Mal einschüchtert, wenn wir über Literatur reden. Ich studiere Slawische Philologie und er hat mehr Ahnung von russischer Literatur, als ich! Und dabei hat er alle Werke aus reinem Interesse gelesen, denn mit seinem Studium hatten sie nichts zu tun! Sein Wissen hat meine Neugier an alter Literatur geweckt. Ich werde nun versuchen noch anspruchsvollere Literatur zu lesen, aus eigenem Interesse und nicht der Pflicht wegen. Ich brauche das, um mir nicht als ein totaler Idiot vorzukommen.
Neulich habe ich mir Lord Byrons "Major Works" bestellt. Anhand dessen, was ich von Byron bisher gelesen habe, kann ich sagen, dass es ganz mein Ding ist. Ich kann es auch anderen Leuten empfehlen, die sich in der Natur wohl fühlen, gerne Abenteuer erleben und philosophieren. :)
Warum Byron? Weil Pushkins Eugen Onegin eine Art Anspielung (eine Äquivalenz) auf Byrons Childe Harold ist. Und da ich mich ein halbes Jahr mit Onegin befasst habe und mir "Childe Harold's Pilgrimage" ans Herz gelegt wurde, habe ich beschlossen damit anzufangen. Zumal es meinen englischen Wortschatz erweitern könnte.

Bücher lesen rules. Enough said.

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