Montag, 22. Oktober 2012

DHM 2012

Ich bin zurück von der Deutschen Karate-Hochschulmeisterschaft 2012 und es gibt Vieles zu berichten. Zuerst möchte ich mich bei den Organisatoren unseres Teams Malte und Steffi, sowie unserem Fahrer Jannik für die große Mühe bedanken, die sie sich gemacht haben, damit alles glatt läuft! Zweitens möchte ich sagen, dass wir ein super Team waren und es gab einfach kein lauteres Team als uns. Niemand hat die eigenen Leute so angefeuert wie wir! Für diesen Zusammenhalt danke ich allen und nicht zuletzt unserem Lehrer Heiko, der mit seiner positiven Art uns alle dazu animiert Spaß zu haben und einander zu unterstützen.
Wir waren erfolgreich. 2x 1. Platz, 2x 2. Platz und ein 3. Platz klingen gut! Ich selber hätte es nicht gedacht, aber ich habe tatsächlich den 1. Platz in Kata in der Kategorie 9.-5. Kyu (Weiß- bis Violettgurt) geholt und bin damit deutscher Hochschulmeister 2012. Den Titel mag ich nicht so sehr, denn es klingt so aufgeblasen und generell versuche ich das Ganze sehr bescheiden anzugehen. Natürlich freue ich mich! Aber ich muss auch zugeben, dass es nicht allzu schwer gewesen ist. Ich habe nicht gewonnen, weil meine Kata so gut war, sondern weil die Katas meiner Gegner schlecht waren. Bei allem Respekt vor ihnen (und das waren super freundliche Männer mit den ich mich gut unterhalten habe), aber auf dem Level, wie die waren, sollte man an einer Meisterschaft nicht teilnehmen. Ich selber war mir nicht sicher, ob ich es tun sollte, aber dann ließ ich mich überreden und außerdem wollte ich sehen, wie so etwas abläuft. Vielleicht wollten meine Opponenten das auch, ich weiß es nicht.

Trotz meines Sieges bleibe ich bei meiner eher abgeneigten Meinung bezüglich Wettkämpfe. Es war das reinste Theater! Zuvor hatte ich einen Artikel über eine der vergangenen DHM gelesen. Die Überschrift lautete "Viel Geschrei um nichts" und damals dachte ich mir, dass der Verfasser des Artikels einfach keine Ahnung über Karate uns dessen Schrei, den Kiai, hatte. Jetzt, wo ich das Ganze selber erleben durfte, weiß ich was gemeint war...

Zum Kiai: Anfänger müssen den Kiai ganz oft machen, damit sie lernen nach jeder Technik stark auszuatmen. Später, wenn man den Atem unter Kontrolle hat, kommt der Kiai manchmal fast unwillkürlich, aus der Bauchregion und entsteht durch eine starke und konzentrierte Technik und den damit verbundenen Zusammenpressen der Bauchmuskulatur. Die Luft wird heraus gezwungen und das klingt keinesfalls melodisch. Wenn man sich langsam einem Level nähert, wo man sich als Meister bezeichnen könnte, sollte man lernen Techniken nicht weniger stark, aber trotzdem ohne Kiai auszuführen, denn so ein Schrei kann noch so kurz sein, aber er raubt Energie, besonders wenn er länger anhält. In einer ernsthaften Situation hat man nur sehr wenig Energie, um mit einer großen Menge Gegner fertig zu werden. Man muss mit der Energie sehr sparsam sein, wenn man nicht verlieren möchte, bzw. um noch genug für eine Flucht zu haben, also macht es nicht viel Sinn nach jedem Schlag zu schreien, denn so ist man nach kürzester Zeit aus der Puste. Atmung ist extrem wichtig, sofern sie kontrolliert wird, der Kiai nicht so. Ein richtiger Kiai jedoch, der wirklich aus der Bauchregion (Tanden, oder Hara) kommt, ist auch toll, denn er ist so voll von Energie, dass er einen Gegner für kurze Zeit lähmen kann (habe ich selber ein Mal an mir erleben müssen). Ein einfacher Schrei tut dies nicht.

Zurück zur DHM: Bei Wettkämpfen gibt es die Regel, dass ein Schlag/Tritt nicht dann gewertet wird, wenn er sitzt und nicht ein mal wenn der Gegner am Boden liegt (dafür gibt es sogar Strafpunkte), sondern wenn die Ausführung sauber ist. Klingt in der Theorie schön, korrekt und hat den Hauch von alter Schule, aber in der Praxis sieht es anders aus. Zu einer sauberen Technik wird hier leider ein deutlich hörbarer Kiai erwartet. Viele Teilnehmer (und ihre Lehrer) verstehen dies falsch und so wird das Ganze zu einem Schrei-Wettbewerb. Wenn beide Kämpfer treffen, aber einer lauter und länger schreit als der andere, so hat er den Punkt. Lächerlich! Und Kopfschmerzen-fördernd. Besonders bei Frauen. Während die Männer noch tief und kraftvoll schreien, kreischen die Frauen. Manchmal klingt es wie ein Katzenkampf, manchmal wie ein Hahnenkampf und manchmal so, als wäre die Angreiferin verzweifelt, oder es würde ihr mehr weh tun, als ihrer Gegnerin. Zum Schluss wollte ich bei den Frauen gar nicht mehr zuschauen.

Es ist also sehr viel Show in den Wettkampf verwickelt. Das ist nicht Budo! Noch schlimmer sieht es bei Kata aus.

Kata ist, wie ich zuvor schon geschrieben hatte, eine Form des imaginären Kampfes. Sie wurde von Meistern anhand realer Begegnungen entwickelt und bilden den Grundstein für Karate und weitere Budo-Künste. Heutzutage ist Karate in drei gleich wichtige Bereiche eingeteilt: Kata, Kihon und Kumite. Früher gab es nur Kata und diejenigen, dessen Namen heute legendär sind, hatten zu ihrer Zeit nur Kata trainiert und für jede Kata mussten sie drei Jahre aufwenden. Sie hatten Grundschule, sowie reale Kampfsituationen nur mit Kata trainiert. Ich finde es faszinierend und schwer vorstellbar zugleich. Heute gibt es für die Einzeltechniken die Grundschule für das Kampftraining Kumite, Kata wird von vielen als nutzlos betrachtet, aber gerade das ist das Wichtigste und wenn ich Interviews mit Meistern lese, so sagen alle: Kata ist Karate.
Kata muss aber auch richtig gelernt werden: Zuerst kommt die Form, das optische. Jede Bewegung muss richtig und mit korrektem Timing ausgeführt werden, sodass man immer in sich abgeschlossene Techniken mit Kime hat und keinen Wisch-Wasch. Danach lernt man Bunkai, also die realistische Anwendung der einzelnen Techniken, dabei ist, wie ich auch schon zuvor schrieb, nicht eindeutig festgelegt, wie man die Techniken richtig anwendet und es ist jedem selbst überlassen wie man es interpretiert. Wer in der Lage ist über die starre Form hinweg zu denken, hat die Essenz des Karate begriffen.
In jeder Kata gibt es einen bis drei Kiai, wenn man aber die Kata bis zu ihrem Ursprung im chinesischen Kung-Fu, sowie einige historische Aspekte betrachtet, so wird man feststellen, dass die Kiai erst später der Kata hinzugefügt wurde. Besonders im Wettkampf wird darauf geachtet, dass der Kiai kräftig, ausdrucksvoll und lang ist, aber das macht in einer realen Situation wirklich keinen Sinn (s.o.). Ebenso wenig Sinn machen besonders langsame Bewegungen in den Kata, die es heutzutage gibt. Während ich sie im Training so ausführe, möchten die Schiedsrichter im Wettkampf diese noch langsamer und ausdrucksvoller sehen. Im echten Kampf ist solch ein ästhetischer Ausdruck aber von wenig Nutzen. Diese Richtlinien entfernen die Kata immer mehr vom wahren Bunkai und dessen Bedeutung wird immer mehr verzerrt. Aus einer Formel für den Kampf hat man eine Choreografie gemacht, die bei manchen Teilnehmern schon fast an einen Tanz erinnert.

Ich gebe zu, dass ich während meiner Auftritte bei der DHM etwas längere Kiai gemacht habe, als es mir lieb wäre, aber ganz so leicht wollte ich es meinen Konkurrenten auch nicht machen. Ich habe mich an mein Tempo gehalten und nicht an das, was man gerne sehen würde und ich habe eine Kata gewählt, die, wie mir später gesagt wurde, sehr selten bei Wettkämpfen gewählt wird, weil sie nur wenige Elemente enthält, die diesen Ausdruck herüber bringen. Trotzdem war es die Kata (Tekki Shodan), die mir den Sieg gebracht hat, obwohl mein Gegner eine lange Kata aus dem Bereich der höheren Kata (also fortgeschrittenen) machte und ich die kürzeste Grundkata von allen. Ich bin echt froh darüber und, ja, schon stolz. Ein Bisschen. :)
Gestern habe ich mir das Video von meiner finalen Kata angeschaut und war ein wenig schockiert, denn es gab genug Punkte, an den ich meckern würde. Aber die Schiedsrichter sahen das wohl doch anders.

Die Tekki Shodan (Eiserner Reiter) ist eine komplizierte Kata, wenn man Wert auf ihre Bedeutung und nicht die Ästhetik legt, die viele Bereiche trainiert: Den Kiba-Dachi (Reiterstand) und damit die Oberschenkelmuskulatur, sowie die Rippen-, Rücken- und Hüftmuskulatur bei den Drehungen und Kime bei den wenigen Schlägen, denn mit ohne Kime kommt man so so kurzen Schlägen in einer realen Situation nicht weiter.

Hier ist ein Beispiel der Kata:


Sie wurde entworfen, damit man den Kampf in engen Gängen trainieren kann, deshalb bewegt man sich nur seitlich auf einer Linie (embusen) und macht keine zu weit ausgeholten Bewegungen. Die Kata ist Voraussetzung zu das Bestehen der Prüfung zum ersten Braungurt.

Fotos und evtl. Videos von der DHM folgen später, sobald ich genug gesammelt und bearbeitet habe.

In diesem Sinne: Osu!


Freitag, 19. Oktober 2012

Night Fever

Ich hatte ja schon lange den Verdacht, aber erst neulich hatte es sich erneut bestätigt: Ich mag laute und volle Partys nicht. Ich war früher schon, zu den Gymnasialschulzeit kein Fan von Diskos. Erst zum Schluss, kurz vor dem Abi, ging ich öfter mal mit den Klassenkameraden mit. Danach kam meine Breakdance-Auftrittszeit, also hatte ich genug Musik, Tanz und Leute um mich, dann war ich fast zwei Jahre in einer Beziehung und erst als diese vorbei war, wollte ich so sehr etwas in meinem Leben ändern, dass ich angefangen habe wie ein besessener zu feiern. Das legte sich mit der Zeit, bis ich irgendwie gar keine Lust mehr darauf hatte. Ich hatte Karate, Meditation und das Lesen für mich wieder entdeckt und irgendwie war mein Leben damit bunt genug, sodass ich nicht mehr feiern musste.
Diese Woche habe ich Urlaub und gleichzeitig finden die ganzen O-Phasen-Partys in Göttingen statt. Das letzte Mal war ich in einer Disko vor ca. vier Monaten und so dachte ich mir, dass ich für den Testzweck noch einmal richtig feiere, zwei Tage hintereinander und dann genau weiß, ob ich noch Lust darauf habe, oder nicht.

Ich sage zwei Sachen:

1. Ich kann noch tanzen.
2. I'm too old for this shit.

Die meisten Leute, die dort sind, sind fast schon in dem Jahr geboren, als ich nach Deutschland kam. Das ist mir definitiv zu jung und man ist doch lieber unter gleichaltrigen Menschen.
Außerdem geht es in Diskos lange nicht mehr ums Tanzen und sich unterhalten, sondern nur noch ums Saufen und auf das Handydisplay starren. Das ist ganz eindeutig nicht der richtige Ort für mich, also bleibe ich fortan fern von großen Partys.

So viel zu den ersten Tagen meines Urlaubes. Am Dienstag und am Mittwoch musste ich
wegen der Dehnstudie jeweils früh zum Institut fahren. Außerdem arbeitete ich am Mittwoch bis in die späte Nacht am Design des Posters, das wir im Team präsentieren sollen. Ausschlafen war also nicht. Gestern war ich bei meinen Eltern und bin heute wieder gekommen. Bis auf den heutigen Tag habe ich jeden Tag trainiert und fleißig Kata geübt. Soeben bin ich endlich mit der endgültigen und abgesprochenen Version des Posters fertig geworden, musste leider ein Treffen mit einem Kumpel absagen. Mir macht das keinen Spaß. Ich mag es nicht wenn Leute Treffen absagen und wenn ich es selber tue ist es für mich doppelt so bitter. Ist eine Ehrensache...
Morgen geht es dann raus, nach Frankfurt und am Sonntag trete ich als erster in unserem Team um 11 Uhr auf.
Übrigens habe ich auch am letzten Sonntag ein hartes vier Stunden Training, diesmal mit meinem Kumpel, durchgezogen. Hat noch mehr Spaß gemacht, weil ich nicht alleine war. Gegenseitig haben wir uns gepusht und korrigiert. Das wird wiederholt!

Montag, 15. Oktober 2012

Fotoshootings again.

Vor einigen Wochen hatten wir ein weiteres Stammtisch-Treffen unter den Fotografen und Models Göttingens und Umgebung. Geplant war diesmal ein "Photowalk". Wir trafen uns alle vor der Bar, in der wir uns später gemütlich machen sollten und gingen durch die Stadt, suchten passende Locations und machten spontan Fotos, bis es so dunkel wurde, dass selbst die besten Kameras nicht mehr viel aus den Fotos herausholen konnten, ohne, dass diese verrauscht wären. Das Ergebnis ist durchaus gut geworden. :)






 Aus den "Dirty Dancing Fotos", wo ich Ida (das hübsche Model neben mir) hoch halte, ist wohl nicht geworden, weil es doch zu dunkel war. Schade.

Nach dem Photowalk haben wir uns alle gemütlich an der Bar gemacht, gegessen, getrunken, geredet und anschließend in die nahe gelegene Garage gegangen, mit einer transportablen Blitzanlage. Nice.






Und letzte Woche war ich bei Sascha Storz und auch da sind ganz viele tolle Fotos entstanden.




















Auf jeden Fall war das Shooting seeehr vielseitig. Die hier präsentierten Fotos sind nur ein Bruchteil von dem, was geschossen wurde. Ein Foto, ein Mix aus Foto und Malerei wird noch von einer dritten Person fertig gestellt. Ich freue mich darauf. :)

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Kochen

Kochen hat auf mich fast genauso eine befriedigende Wirkung wie Sport. Es ist ebenfalls eine Kunst, die es zu beherrschen gilt und ich finde, dass nicht nur Frauen, sondern auch alle Männer kochen können sollten. Ich selber bin kein Meisterkoch, aber ich lerne und probiere gerne Neues aus. Den Spaß daran entdeckte ich vor drei Jahren, als ich in meine Wohnung gezogen bin, nachdem ich fast ein Jahr in Bundeswehr-Kantinen mit durchschnittlichem Fraß bedient wurde. Ich hatte keine Lust mehr auf schlechtes Essen und fragte meine Eltern nach ersten Rezepten. Mein erstes gelungenes Mahl war die "Weltbeste Linguine" von Jamie Oliver. Inzwischen ist mein persönliches Rezeptbuch gar nicht so dünn. Nur an Suppen mangelt es noch, aber das soll sich nun ändern.

Nächste Woche habe ich Urlaub. Das ist nicht geplanter Urlaub, denn die sechs Tage wurden mir zusätzlich zugeschrieben, nachdem ich meinen Jahresurlaub bereits verplant habe, deswegen mussten meine Chefs für mich entscheiden, wann ich den bekomme. Ich hatte also auch nicht genug Zeit etwas Besonderes, wie z.B. einen Ausflug, zu planen, deshalb bleibe ich in Göttingen und trainiere. Da am 21.10. bereits die Karate-Hochschulmeisterschaften sind, werde ich jeden Tag trainieren und das Training mit einer gesunden Lebensweise unterstützen. Ich plane eine vegetarische Fast-Woche. Echtes Fasten ist es zwar nicht, aber ich versuche weitestgehend auf große und sättigende Mahlzeiten zu verzichten (Reis, Nudeln) und koche stattdessen verschiedene Suppen. Als kleine Vorbereitung kochte ich heute etwas Neues: Eine Currysuppe mit Nudeln. Ja, ha, ha, so viel zum Verzicht auf Nudeln, aber diese sind sehr dünn und nur ganz wenige. Das war eine Probe und ich merke, dass Suppen mir gut gelingen, mich vollständig sättigen und verdammt lecker sind. Ich kam nicht klar, als ich diese Currysuppe mit Kokosmilch, Ingwer, Chilli, Pak-Choi (Blätterkohl, gibt's im Asia-Laden) und Hühnerfleisch probierte! Und das Zeug ist nicht nur lecker, sondern auch sehr gesund! Ich kann mir einen kompletten Umstieg auf asiatische Küche echt gut vorstellen, denn vielseitig ist sie allemal. Bisher habe ich nur Italienisch, Russisch und Französisch gekocht, aber nach einer Weile nervt das europäische Gedöns. :)
Als Nächstes probiere ich die Ramen-Suppe, dann wieder eine französische Zwiebelsuppe und mal sehen, was ich dann noch alles im Kochbuch finde.

Zusätzlich zur Suppe gab es leckeren Genmaicha. Das ist japanischer Grüntee, Sencha, mit zugefügtem gerösteten Reiskörnern. Sehr leckerer Tee mit einem super Beigeschmack.

Da dieser Blog-Eintrag "Kochen" heißt, werde ich nichts zu den letzten zwei Fotoshootings schreiben. Das kommt in einem extra-Eintrag.

Montag, 8. Oktober 2012

Rising from ashes

Strange melancholia war am Donnerstag, am nächsten Tag musste ich lange arbeiten, danach war ich nur noch fucked up. Am Samstag dann fühlte ich mich wie ausgekotzt und ich hatte echt keinen Bock mehr auf das alles, also zwang ich mich zum Training und... danach fühle ich mich wie neugeboren! Davor verschnupft, müde und schlecht gelaunt, danach erschöpft aber glücklich und mit bester Laune! Ab zur Arbeit, alles perfekt machen, mit den Kunden gut klar kommen, die Kunden mögen, gut gelaunt nach Hause gehen und den nächsten Tag planen. Und dieser heutige Tag war episch!

Kleiner Spoiler vorab: Es war nichts wirklich Neues und Abwechslungsreiches. Ich habe trainiert.

Einigen ist sicher aufgefallen, dass ich viel über Karate rede. Das liegt daran, dass es meine Passion ist. Ich kenne mich und weiß, dass ich oft alles aufgebe, wenn ich mich lange genug damit beschäftigt habe und ich finde dann schon Gründe um mich heraus zu reden. Damit ist Karate perfekt für mich, denn man MUSS es immer aufrecht erhalten und es gibt keine Gründe zum Aufhören! Später werde ich noch weniger Zeit haben, als jetzt und es wird schwieriger sein Familie, Arbeit und Sport unter einen Hut zu bringen, aber ich sage heute schon, dass die meisten das Zeit-Argument als beliebteste Ausrede benutzen, nur um dann ihre freie Zeit auf dem Sofa zu verbringen. Natürlich sind die Leute müde, wenn sie von der Arbeit nach Hause kommen, aber es ist weil sie sich nicht dazu zwingen zum Sport zu gehen! Wer es tut, wird ein anderes Mal nicht mehr so müde und muss sich später überhaupt nicht mehr zwingen. Ich versuche diese Überzeugung beizubehalten. Nein, ich werde es tun! Ich will nicht mehr nur große Töne spucken, ich will meinem Wort treu bleiben. Wenn ich schon lange leben und bis ins hohe Alter körperlich und geistig fit sein möchte, dann muss ich auch etwas dafür tun. Und bisher habe ich dafür keinen besseren Weg dafür, als den Karate-Do, gefunden.

Ich habe dieses wunderbare Buch, das "Masters" heißt. Es ist eine Sammlung von Interviews von einigen der größten Karate-Meistern des 20. Jahrhunderts. Diese Menschen haben sehr viel zu der Entwicklung des heutigen Karate getan und sind für mich eine der größten Inspirationsquellen. Ich habe schon sehr viel von diesen Menschen gelernt und ich werde immer wieder in dieses Buch hineinschauen um die eigentlichen Werte nicht zu vergessen. Gestern habe ich in dem letzten Interview aus dem Buch etwas gelesen, was mich auf die Idee gebracht heute so zu trainieren. Das Interview war mit Stan Schmidt, einem Karateka aus Südafrika, er wird auch als lebende Legende bezeichnet und ist der Sensei von Detlef Eiffer, dem Mann, der heute selbst den 5. Dan inne hat, dem Mann, der meine Gürtelprüfungen abnimmt. *stolz sei* ^^
Nun, in diesem Interview hatte Stan Schmidt auf die Frage, wie es bei den Gasshukus (gemeinsames, mehrtägiges, knallhartes Training mit den Besten) war, damit geantwortet, dass diese Trainingseinheiten den Geist schulen wie nichts Andere, denn wenn der Körper nicht mehr kann, der Geist einem aber sagt "gibt's nicht!", dass man dann trotzdem aufsteht und weiter macht.
Kling nach einem Klischee, aber seid mal ehrlich: Wer von euch hatte das tatsächlich schon mal durchmachen müssen? Ich musste das bisher nur ein Mal beim Bund machen und an den Tag erinnere ich mich bis heute. Ich möchte aber nicht, dass dieser Tag als einziger in Erinnerung bleibt. Also teilte ich das heutige Training in mehrere Abschnitte: 30 Minuten Aufwärmen - eine Stunde Kata - 1,5 Stunden Kihon (Grundschultechniken, und zwar alle, die ich bisher gelernt habe) und anschließend, gegen 17 Uhr, Kumite (Freikampf) gegen Andere, die sich für diese Uhrzeit verabredet haben. Es ist aber niemand gekommen, also habe ich noch eine halbe Stunde Kata wiederholt, bis der Hausmeister kam, um die Halle abzuschließen. Da es noch keine 18 Uhr waren und mein Training keine geplanten vier Stunden gedauert hatte, machte ich vor der Halle Liegestütz, Situps, Liegestütz im Handstand (danke an Philipp-San für die Motivation) und wieder einige Katas, bis ich erschöpft, aber zufrieden mit mir und den eingehaltenen vier Stunden Training ohne einen Schluck Wasser, Toilettengängen und sonstigen Pausen, so wie es bei richtigem Karate gehört. Die Belohnung danach war reichlich Wasser und eine entspannende Sauna. :)

Allerdings muss ich zugeben, dass ich nicht ganz erschöpft war. Länger trainieren ist eine Variante, aber noch intensiver trainieren geht auch, leider stoße ich da aber an meine motivationalen Grenzen. Ich kann mir selber in den Arsch treten, aber noch stärker ist der Effekt, wenn es jemand für mich macht, also muss ich mir jemanden suchen, der genauso süchtig ist wie ich, damit wir uns gegenseitig pushen können, um an unsere körperlichen und geistigen Grenzen zu kommen. Verdammt, ich will dieses Gefühl der totalen Erschöpfung wieder spüren!

Wer bis hierhin gelesen hat, fragt sich vielleicht, warum ich nicht einfach geschrieben habe, dass ich vier Stunden trainierte und so viel drum herum faseln musste.
Erstens, wäre es etwas langweilig gewesen, wenn ich es einfach so geschrieben hätte, denn schließlich geht es mir weniger um das heutige Training, sondern darum, was mich dazu getrieben hat. Das muss ich wiederholen! Am besten an jedem freien Sonntag.
Zweitens existiert dieser Blog für mich zum herum faseln. Das werde ich noch oft tun und noch sehr oft über Karate. Ich denke sogar, dass ich mehr über das Karate und eine gesunde Lebensweise schreiben werde, als alles Andere. Vielleicht schaffe ich es jemanden damit dazu zu motivieren. ;)

Zum Abschluss noch den passenden Soundtrack:

Freitag, 5. Oktober 2012

Strange melancholia

Alles ist seltsam in letzter Zeit. Ich weiß nicht, ob ich froh, oder depressiv sein soll. Stimmungsschwankungen ohne Pause. Es passiert nichts, aber in meinem Kopf geht ständig etwas vor. Mein Denken über die Dinge nimmt immer wieder unterschiedliche Formen an. Mal bin ich etwas gegenüber kritisch und an einem anderen Tag heiße ich es willkommen. Ich widerspreche mir selbst, sehe es sofort ein und es stört mich nicht mal wirklich, weil die gesamte Natur des Menschen widersprüchlich ist. Es beweist nur, dass ich nur ein Mensch bin, mit all den Stärken und Schwächen.
Einerseits denke ich über simple und natürliche Sachen auf eine abstrakte Art und Weise, über scheinbar komplexe Dinge wie Liebe denke ich wiederum absolut kalt und berechenbar nach: Pheromone, Serotonin - evolutionsbedingte biologische Vorgänge, die dazu führen, das Menschen sich verlieben. So langweilig. Es verliert für mich den Zauber. Traurig.
Gleichzeitig fasziniert mich die Natur. Ich bin froh zu leben und weiß nicht, was ich mit dem Leben anfangen soll. Ich weiß nicht, ob ich mich den sozialen Strukturen unterwerfen, oder mich davon losreißen soll. Was ist besser, die Wälder mit den Pflanzen und Tieren, oder die Städte mit anderen Menschen? Es ist alles sehr verwirrend. Menschen stören mich und gleichzeitig kann ich nicht ohne sie. Es hängt alles von den Launen ab und diese sind abhängig von der Natur. Scheint die Sonne und esse ich das richtige Essen, so ist mein Serotonin-Spiegel hoch, die Laune gut und die Motivation vorhanden. Heute ist es z.B. den ganzen Tag anders herum: Es regnet, ich esse Schokolade und trinke dazu Champagner. Morgen geht es wieder zur Arbeit, nächste Woche treffe ich mich mit Bekannten, am 21.10. fahre ich zur Karate-Hochschulmeisterschaft und starte in Kata, danach geht die Uni wieder los. Es ist mir egal. Alles ist egal: Auf der Arbeit wird es nichts Neues geben, mit dem Kumpel verbringe ich einen guten Abend und danach meldet er sich wieder ein halbes Jahr nicht und bei der Meisterschaft ist es mir egal, ob ich gewinne, oder verliere, denn Meisterschaften nehme ich nicht ernst und tue das Ganze wegen des Trainingseffektes. Irgendwo hat natürlich alles seinen Sinn, aber es fällt mir schwer mich für IRGENDWAS zu motivieren...