Montag, 8. Oktober 2012

Rising from ashes

Strange melancholia war am Donnerstag, am nächsten Tag musste ich lange arbeiten, danach war ich nur noch fucked up. Am Samstag dann fühlte ich mich wie ausgekotzt und ich hatte echt keinen Bock mehr auf das alles, also zwang ich mich zum Training und... danach fühle ich mich wie neugeboren! Davor verschnupft, müde und schlecht gelaunt, danach erschöpft aber glücklich und mit bester Laune! Ab zur Arbeit, alles perfekt machen, mit den Kunden gut klar kommen, die Kunden mögen, gut gelaunt nach Hause gehen und den nächsten Tag planen. Und dieser heutige Tag war episch!

Kleiner Spoiler vorab: Es war nichts wirklich Neues und Abwechslungsreiches. Ich habe trainiert.

Einigen ist sicher aufgefallen, dass ich viel über Karate rede. Das liegt daran, dass es meine Passion ist. Ich kenne mich und weiß, dass ich oft alles aufgebe, wenn ich mich lange genug damit beschäftigt habe und ich finde dann schon Gründe um mich heraus zu reden. Damit ist Karate perfekt für mich, denn man MUSS es immer aufrecht erhalten und es gibt keine Gründe zum Aufhören! Später werde ich noch weniger Zeit haben, als jetzt und es wird schwieriger sein Familie, Arbeit und Sport unter einen Hut zu bringen, aber ich sage heute schon, dass die meisten das Zeit-Argument als beliebteste Ausrede benutzen, nur um dann ihre freie Zeit auf dem Sofa zu verbringen. Natürlich sind die Leute müde, wenn sie von der Arbeit nach Hause kommen, aber es ist weil sie sich nicht dazu zwingen zum Sport zu gehen! Wer es tut, wird ein anderes Mal nicht mehr so müde und muss sich später überhaupt nicht mehr zwingen. Ich versuche diese Überzeugung beizubehalten. Nein, ich werde es tun! Ich will nicht mehr nur große Töne spucken, ich will meinem Wort treu bleiben. Wenn ich schon lange leben und bis ins hohe Alter körperlich und geistig fit sein möchte, dann muss ich auch etwas dafür tun. Und bisher habe ich dafür keinen besseren Weg dafür, als den Karate-Do, gefunden.

Ich habe dieses wunderbare Buch, das "Masters" heißt. Es ist eine Sammlung von Interviews von einigen der größten Karate-Meistern des 20. Jahrhunderts. Diese Menschen haben sehr viel zu der Entwicklung des heutigen Karate getan und sind für mich eine der größten Inspirationsquellen. Ich habe schon sehr viel von diesen Menschen gelernt und ich werde immer wieder in dieses Buch hineinschauen um die eigentlichen Werte nicht zu vergessen. Gestern habe ich in dem letzten Interview aus dem Buch etwas gelesen, was mich auf die Idee gebracht heute so zu trainieren. Das Interview war mit Stan Schmidt, einem Karateka aus Südafrika, er wird auch als lebende Legende bezeichnet und ist der Sensei von Detlef Eiffer, dem Mann, der heute selbst den 5. Dan inne hat, dem Mann, der meine Gürtelprüfungen abnimmt. *stolz sei* ^^
Nun, in diesem Interview hatte Stan Schmidt auf die Frage, wie es bei den Gasshukus (gemeinsames, mehrtägiges, knallhartes Training mit den Besten) war, damit geantwortet, dass diese Trainingseinheiten den Geist schulen wie nichts Andere, denn wenn der Körper nicht mehr kann, der Geist einem aber sagt "gibt's nicht!", dass man dann trotzdem aufsteht und weiter macht.
Kling nach einem Klischee, aber seid mal ehrlich: Wer von euch hatte das tatsächlich schon mal durchmachen müssen? Ich musste das bisher nur ein Mal beim Bund machen und an den Tag erinnere ich mich bis heute. Ich möchte aber nicht, dass dieser Tag als einziger in Erinnerung bleibt. Also teilte ich das heutige Training in mehrere Abschnitte: 30 Minuten Aufwärmen - eine Stunde Kata - 1,5 Stunden Kihon (Grundschultechniken, und zwar alle, die ich bisher gelernt habe) und anschließend, gegen 17 Uhr, Kumite (Freikampf) gegen Andere, die sich für diese Uhrzeit verabredet haben. Es ist aber niemand gekommen, also habe ich noch eine halbe Stunde Kata wiederholt, bis der Hausmeister kam, um die Halle abzuschließen. Da es noch keine 18 Uhr waren und mein Training keine geplanten vier Stunden gedauert hatte, machte ich vor der Halle Liegestütz, Situps, Liegestütz im Handstand (danke an Philipp-San für die Motivation) und wieder einige Katas, bis ich erschöpft, aber zufrieden mit mir und den eingehaltenen vier Stunden Training ohne einen Schluck Wasser, Toilettengängen und sonstigen Pausen, so wie es bei richtigem Karate gehört. Die Belohnung danach war reichlich Wasser und eine entspannende Sauna. :)

Allerdings muss ich zugeben, dass ich nicht ganz erschöpft war. Länger trainieren ist eine Variante, aber noch intensiver trainieren geht auch, leider stoße ich da aber an meine motivationalen Grenzen. Ich kann mir selber in den Arsch treten, aber noch stärker ist der Effekt, wenn es jemand für mich macht, also muss ich mir jemanden suchen, der genauso süchtig ist wie ich, damit wir uns gegenseitig pushen können, um an unsere körperlichen und geistigen Grenzen zu kommen. Verdammt, ich will dieses Gefühl der totalen Erschöpfung wieder spüren!

Wer bis hierhin gelesen hat, fragt sich vielleicht, warum ich nicht einfach geschrieben habe, dass ich vier Stunden trainierte und so viel drum herum faseln musste.
Erstens, wäre es etwas langweilig gewesen, wenn ich es einfach so geschrieben hätte, denn schließlich geht es mir weniger um das heutige Training, sondern darum, was mich dazu getrieben hat. Das muss ich wiederholen! Am besten an jedem freien Sonntag.
Zweitens existiert dieser Blog für mich zum herum faseln. Das werde ich noch oft tun und noch sehr oft über Karate. Ich denke sogar, dass ich mehr über das Karate und eine gesunde Lebensweise schreiben werde, als alles Andere. Vielleicht schaffe ich es jemanden damit dazu zu motivieren. ;)

Zum Abschluss noch den passenden Soundtrack:

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