Donnerstag, 31. Januar 2013

Meditation, Teil 4

Meditation - Ein Wort, welches mir seit meinem 16. Lebensjahr gut bekannt ist. So dachte ich zumindest bis vor kurzem! Ja, ich habe auch damals schon meditiert, aber das war damals so, als würde ein Kleinkind im Sandkasten spielen. Heute fühle ich mich zumindest wie ein Jugendlicher, der gerade mal gelernt hat, wie man auf einem Skateboard steht, ohne gleich hin zu fliegen. :D

Im Ernst, ich meditiere jeden Tag, an manchen Tagen sogar mehrmals. Ich meditiere im Sitzen, im Stehen, beim Essen, wenn ich Karate mache, im Bus, an der Uni und sogar auf der Arbeit, immer dann, wenn man wenig zu tun hat. Ich habe vergessen, wie es sich anfühlt gelangweilt zu sein, denn jedes Mal wenn ich nichts zu tun habe, nutze ich die Zeit zum meditieren.

Für die meisten Menschen in der westlichen Welt klingt das Wort "Meditation" wahrscheinlich sehr exotisch, asiatisch, oder gar nach Humbug. Ich belächele sie. Eine meiner Einsichten der neueren Zeit ist, dass Meditation genauso natürlich ist, wie Essen und Schlafen. Sie muss nicht so oft betrieben werden, aber sie gehört zweifelsohne zum Leben eines jeden Menschen dazu. So war es früher, noch bevor die Menschheit lernte wie man schreibt, weshalb keine schriftlichen Zeugnisse existieren und man es nur vermuten muss. Wie soll man sonst all die vielen Varianten der Meditation (Zen, Yoga, Gebet, Feuertanz...) erklären, die unabhängig voneinander existierten? Die Menschen haben das früher gemacht und es war ganz normal. Es sah anders aus und man hat es eventuell nicht verstanden, oder sich etwas Anderes darunter vorgestellt (Gespräch mit den Göttern etc.), aber man hat es trotzdem ausgeübt.
Manchen Menschen fällt es heute relativ leicht, anderen eher schwer. Ich hatte das Glück, dass ich nie große Schwierigkeiten damit hatte, mich in einen Trance-ähnlichen Zustand zu versetzen. Früher geschah das zufällig: Ich erinnere mich gut an einen Moment, als ich, damals noch in einer der Anfangsklassen des Gymnasiums, in der Pausenhalle stand, jemandem zuhörte und an ihm vorbei auf irgend einen Punkt starrte. Ich wollte meine Augen von diesem Punkt nicht losreißen, denn es fühlte sich so entspannend und angenehm an einfach da zu stehen und auf diesen Punkt zu schauen und so versuchte ich in diesem Zustand so lange wie möglich zu verharren. Solche Momente kamen davor schon recht oft vor, aber an diese kann ich mich nicht mehr so deutlich erinnern. Ich weiß nur, dass sie mir damals schon als etwas Besonderes erschienen, denn schon nach einem kurzen Starren war ich viel entspannter und besser drauf, als davor.
Heute weiß ich, dass ich mich ohne Absicht für eine kurze Zeit in einen meditativen Zustand versetzte. Mit 16 hatte ich mich zum ersten Mal so lange auf einen Punkt fixiert, dass ich nicht mehr wusste, ob ich sitze, schwebe, wo ich überhaupt bin und wie viel Zeit vergangen ist. Bis vor Kurzem war das mein größtes meditatives Erlebnis. Heute, nachdem ich ein wenig Literatur darüber gelesen habe, weiß ich, dass dieses Gefühl bei Vielen während einer tieferen Meditation einsetzt, da der hintere Teil des Gehirnes, der für die Orts- und Zeitorientierung zuständig ist, abschaltet, während der Frontallappen, der für die Flexibilität der Wahrnehmung, sowie die Konzentration zuständig ist, aktiver wird. Übrigens zeigt Letzteres auch, dass Meditation eben nicht mit Schlaf gleichgesetzt werden darf, denn während des Schlafes werden unsere Muskeln (im Normalfall) paralysiert und die Wahrnehmung abgestumpft. Während der Meditation wird die Wahrnehmung aber gestärkt: Geräusche werden lauter, Gerüche und Geschmack stärker, das periphere Sehen (sofern man mit offenen Augen meditiert) erweitert und gleichzeitig steigt die Konzentration auf den einen Punkt. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.

Das Gefühl, welches ich als 16-Jähriger empfand (Orientierungslosigkeit im positiven Sinne - Eins sein mit dem Universum) kann ich heute viel häufiger herstellen. Das hängt natürlich von der Art der Meditation ab. Und da tobe ich mich in allen Richtungen aus: Japanisch, Indisch, ja sogar mit Gebet.
Man kann sich vorstellen, dass man mit jedem Atemzug pure Liebe einatmet und diese wieder an die Welt abgibt. Nach zehn Atemzügen hat man den Raum mit Liebe gefüllt, nach weiteren zehn, das Haus, dann den Stadtteil, die Stadt, das Bundesland, das Land, dann alle weiteren Länder, eins nach dem Anderen, bis ganz Europa mit Liebe erfüllt ist, dann weitere Kontinente, schließlich die ganze Welt, die Ozeane, die Wälder, alle Lebewesen und das Universum. Das habe ich z.B. gestern ausprobiert. Danach fühlte ich mich viel glücklicher und mit allen meinen Bekannten auf der ganzen Welt spirituell verbunden.
Was bringt das? Zum einen wird man anderen Menschen viel freundlicher gegenüber. Man regt sich nicht mehr über ihre kleinen Macken auf, denn jeder hat Macken. Das ist kein Grund einen Menschen nicht zu lieben. Jeder Mensch kennt das Liebesgefühl, also unterscheidet uns nur wenig voneinander. Wenn überhaupt, dann nur Äußerlichkeiten und die haben sowieso am wenigsten zu sagen. Alle Menschen haben das Potential dazu ein Buddha (erleuchteter Mensch) zu werden. Dass nicht jeder das Potential nutzt ist einerseits traurig, aber andererseits auch nicht unbedingt die Schuld dieses Menschen. Die Meisten sind verblendet, durch Politik, durch Habgier, durch Mode, etc. Wir vergessen immer mehr, wie es ist wirklich miteinander zu leben. Wir vergessen zu leben.

Ich möchte einen anderen Weg gehen. In dem letzten Monat habe ich Veränderungen durchgemacht wie in meinem ganzen Leben nicht und ich möchte, dass es so weiter geht! Ich habe Potentiale entdeckt, von den ich nicht mal wusste, dass sie existieren. Ich habe mit meinen geistigen Schwächen abgeschlossen: Die heute bei fast jedem anwesenden Paranoia und Schizophrenie (ja ja, wir alle haben sowas mehr oder weniger ausgeprägt), die Habgier, die Faulheit, unbegründeter Hass auf irgendwelche Personen, oder den in mir fast schon genetisch veranlagten Groll.
Beispiel: Heute haben mir gleich zwei Personen abgesagt, die ich zu mir eingeladen habe. Ich habe mich vorbereitet, mich darauf gefreut, kleine Snacks gekauft und im letzten Moment bekam ich die Nachrichten: Die Eine ist zu müde von der Arbeit, der Andere muss einem Kollegen aushelfen. Zuerst war ich enttäuscht und fing in alter Tradition an, in den Gedanken Vorwürfe an sie zu formulieren. Dann ist mir eingefallen, dass ich bei dem einen Herrn selbst ein mal ein Treffen absagte, weil ich zu müde von der Arbeit war. Somit waren beide Absagen, auch aus meiner Sicht, vollkommen OK. Da der Herr seinem Kollegen helfen müsste, war es sogar eine sehr gute Begründung, denn Helfen geht vor Genuss. Wir haben einen kleinen Philosophie-Abend geplant mit Essen und Trinken. Also Genuss pur. Kann man auch sein lassen.
Dann dachte ich mir, dass ich die hinzugewonnene Zeit nutzen könnte, indem ich einen lang geplanten Blog-Eintrag verfasse und ein wenig für die bevorstehende mündliche Prüfung lerne. Kein Groll, keine Vorwürfe. Frieden und ich bin glücklich. Mann kann es sich schnell mit anderen Menschen verscherzen, oder man lässt es sein und bleibt glücklich.

Durch die Meditation bin ich ein besserer Mensch geworden, schon nach so kurzer Zeit. Ich hoffe, dass der Progress bleibt. Aber selbst wenn es mal nicht weiter gehen sollte, so bin ich jetzt schon mit mir zufrieden und glücklich. Ich werde damit weiter machen. Das ist wie im Karate: Der Weg ist das Ziel.
Natürlich habe ich ab und zu Rückfälle, werde leicht depressiv, bin schlecht gelaunt usw. Aber diese Zustände halten nicht mehr so lange an wie früher, denn ich merke es rechtzeitig und weiß, was dagegen hilft: Gute Ernährung (sehr lange kauen und nichts Anderes währenddessen machen!), Bewegung und Meditation. In einem gesunden Körper lebt ein gesunder Geist. Und umgekehrt hat der geistige Zustand eine direkte Auswirkung auf den Körper.

Über meine Einstellung dem "Geist" gegenüber, noch etwas mehr über Meditation, generell meine philosophischen Überzeugungen, sowie das, was demnächst auf mich zukommt, werde ich ein anderes Mal schreiben. Schon sehr bald. Vielen Dank, wenn Ihr bis zu dieser Stelle gelesen habt. Ich bin euch wirklich dankbar. :-)


Donnerstag, 24. Januar 2013

Kaltes, klares Wasser (und natürlich Karate)

Seit drei Tagen fehlt in unserem Haus das Warmwasser. Am Sonntag hieß es, dass wir uns, wegen den Arbeiten an den Rohren, von Montag bis Dienstag damit genügen müssten. Am Dienstag wurde das durchgestrichen und "Mittwoch" dran geschrieben. Heute ist Mittwoch, Nacht, und das warme Wasser ist immer noch aus. An sich ist das keine Tragödie, nur der Abwasch lässt auf sich warten. Auch wird das kalt-Duschen (im Winter ist das kalte Wasser, wie ihr sicherlich wisst, besonders kalt) macht nach zwei Tagen keinen Spaß mehr. Was ist bloß aus Deutschland geworden, wenn schon solche Termine nicht mehr eingehalten werden?
Um das kalt-Duschen erträglicher zu machen, mache ich davor schön viel Sport: Chi Ishi, Bauch, Klimmzüge und Dehnübungen, jeden Abend nachdem ich von der Arbeit komme. Irgendwie hat sich das bei mir so verinnerlicht, dass kaltes Duschen nach hartem Training sehr gut sei und sogar angenehm. Es ist wie eine weitere Übung, durch die man durch muss. Ohne Sport macht kaltes Duschen weniger Spaß.

Aber selbst wenn das Warmwasser wieder da ist, werde ich versuchen das Abendtraining bei zu behalten. Es ist Zeit, kurz vor dem Frühling, wieder zu erwachen. Obwohl ich ohnehin schon viel trainiere, aber es geht immer mehr! Die alten Karate-Meister trainierten täglich bis zu sieben Stunden! Wenn sie das konnten, warum soll ich das nicht können?
Heute war genau so ein perfekter Trainingstag, dabei hat er wie ein ganz normaler angefangen, abgesehen davon, dass mein Trainer mich heute um 8 Uhr weckte, indem er mich auf mein Handy anrief und mir mitteilte, dass ein anderer Trainer, der sonst nur den Karate-Vertiefungskurs an der Uni leitet und den ich seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen hatte, heute zu Training kommt. Gute Nachrichten! Das Training bei ihm zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass er uns richtig schwitzen lässt und großartige, motivierende Reden hält. Früher haben mich diese Reden genervt, weil ich das für Gelaber hielt und lieber weiter körperlich aktiv sein wollte, anstatt zuzuhören. Aber heute verstehe ich, dass der Geist im Karate mindestens genauso viel mitzureden hat wie der Körper. Ohne vernünftige Theorie und geistige Stärkung ist Karate nichts als eine Sammlung von anstrengenden Übungen und Selbstverteidigung. Für mich ist Karate aber viel mehr als das.

Wie dem auch sei, zum Training bin ich, nach einem Frühstück, bestehend aus drei Bananen und einem Tee, ohne große Erwartungen gefahren, aber ich hatte einfach vergessen, wie anstrengend das Training bei dem Herrn sein kann. Es war gut und es war sehr anstrengend. Zum ersten Mal habe ich alle Anfänger ordentlich schwitzen gesehen. Manche mussten sogar zwischendurch Pause machen, weil ihnen schwarz vor den Augen wurde. Das ist übrigens vollkommen normal, denn der Körper ist heutzutage, wo wir uns von allen Seiten verwöhnen und absichern lassen, an solche Anstrengung nicht mehr gewohnt und braucht seine Zeit. Ich weiß noch wie mir vor ca. acht Jahren, als ich erst anfing hart zu trainieren, damals noch beim Kickboxen, schwarz vor den Augen wurde. Das geht vorbei. Heute versuche ich diesen Zustand künstlich durch besonders hartes Training herbeizuführen, aber leider klappt es nicht, auch nicht nach vier Stunden Training, welches ich fast jeden Sonntag mache.

Nach dem heutigen Training, als alle Anfänger abgezogen waren, nur noch die zwei Trainer und ein Violettgurt blieben, und ich noch ca. eine halbe Stunde "ein wenig" trainieren wollte, bereits sehr zufrieden mir dem vorherigen Training, fragte mich der Trainer, ob ich nicht Lust habe mit dem Prüfer, Detlef Effer (5.Dan, Stan Schmidts Schüler), der jeden Moment auftauchen sollte, mit zu trainieren. Ich überlegte nicht lange. Dann fragten die Trainer Detlef, ob ich mit trainieren dürfte (eigentlich sollte das Training ab dem zweiten Violettgurt sein) und anschließend folgte eine Stunde klallhartes Training bei dem Herrn, der mir bisher meine Gürtel verliehen hat und auch in zwei Wochen mich prüfen wird, mit dem ich aber bisher nur wenige Worte wechseln konnte. Das Training bestand aus viel Grundschule, mit Kombinationen und Korrekturen an den wesentlichsten Dingen, die wir aber alle irgendwie falsch machten. Dann kam Kata. Jeder von uns durfte Kata vor den anderen präsentieren. Zuvor hatten mich die Trainer bei Detlef als den Sieger beim DHM in Kata präsentiert, was mich ziemlich rot werden ließ, aber erst nachdem er mich aufforderte meine Wettkampf-Kata, Tekki Shodan, vorzuführen und anschließend meinte der Titel sei seiner Meinung nach verdient, war ich wirklich froh und stolz! Davor habe ich das auch immer wieder gehört, aber von wem? Von meinen Konkurrenten? Von meinen Freunden und Mittrainierenden? Bei allem Respekt vor ihrer Meinung, aber ich war mir nie wirklich sicher, ob ich den Titel wirklich verdiente. Erst als Detlef meinte, die Kata sei gut, war ich mir sicher, dass das Training sich gelohnt hatte. Und verdammt, ich werde es so weitermachen, wenn nicht noch härter trainieren!

Dieser Trainingstag war übrigens härter, als jeder Sonntag, an dem wir bisher so lange trainierten. Ich habe einige Kombinationen von heute aufgeschrieben und werde sie mit den anderen Leuten Sonntags wiederholen.

Abseits von Karate (aber nicht zu weit vom Thema weg): Ich habe das Buch "Musashi" durch. Es hat lange gedauert, denn es ist ein dickes Buch und ich hatte selten die Gelegenheit es zu lesen, aber gerade das hat mir geholfen in den Pausen zwischendurch den gelesenen Stoff zu verinnerlichen. Wie bereits gesagt, ist es ein sehr inspirierendes Buch. Und obwohl ich mich mir dem Protagonisten Miyamoto Musashi identifizieren konnte, so fand ich auch Parallelen zwischen mir und seinem Freund Matahachi, welcher nicht gerade ein Vorbild ist. Mein Ziel ist es all die Schwächen, die Matahachi besaß in mir zu zerstören, um zu einem Musashi zu werden. Klingt natürlich sehr aufgeblasen. Für Leute, die das Buch kennen, nahezu angeberisch. Aber ich will wirklich so sein wie Musashi. Er ist ein klares Vorbild für mich, wenn auch nur eine Romanfigur, die auf einer wahren, historischen Figur lediglich basiert. Wichtig sind die Werte, die diese Figur pflegte und vertrat. Das sind Werte, die mir sehr nahe liegen und dessen Erhaltung ich anstreben sollte: Selbstdisziplin, Demut, Respekt.

Nun lese ich das Bubishi, die "Bibel des Karate", weiter. Heute bin ich bei einem Kapitel angekommen, in dem die einzelnen Punkte, deren Einhaltung zur Weisheit führt, aufgelistet sind. Ich würde diese gerne hier auflisten, aber ich fürchte, dass ich schon so viel geschrieben habe, dass die Meisten von euch vor Langeweile gar nicht erst zu dieser Stelle gekommen sind. Ich liste sie ein anderes Mal auf. Eins kann ich darüber sagen: Für mich waren diese Punkte wie ein großer Eimer mit kaltem Wasser, der über mich gekippt wurde. Ein Moment der Klarheit. Gute Nacht. :)

Dienstag, 22. Januar 2013

Reisetagebuch: Alpen, Teil 2


Hier ist der zweite Eintrag aus meinem Reisetagebuch, welches ich während der Alpentour führte. Ich habe schon Ideen für einen weiteren Blogeintrag über Philosophien, Buddhismus et cetera, aber bevor diese reif sind, poste ich etwas aus der Vergangenheit:


Tag 2 – 1. Etappe
Kalt, nass... draußen zumindest. Und am liebsten würde ich im Gasthaus bleiben. Die Wettervorhersage verspricht Gewitter in den ganzen Alpen. Toll.
Ich habe die Berge gesehen, knapp, aus dem Toilettenfenster und vom Balkon. Erster Eindruck: „Hm, joa, sieht gut aus.“ ^^
Gleich geht’s zum Frühstück, dann ordentlich anziehen und ich darf mir die Berge aus direkter Nähe ansehen. Freu... not. Aber was sein muss, muss blah.


BÄM! Von wegen! Das Wetter wird erst jetzt  (18:41 Uhr) schlecht. Fast die ganze Fahrt hat die Sonne geschienen und es war geil. Anfangs. Da hatte ich mir die Gute-Laune-Playlist durchgehört, doch so nach 30 Km ging es richtig bergauf. Da hatte ich erstmal keinen Bock auf Mukke, versteckte meinen iPod und biss die Zähne zusammen. Lange dauerte es nicht und alles wäre schön, wenn mein Navi nicht angefangen hätte zu spinnen. Letztendlich habe ich mich um ca. 10 Km und 200 Hm verfahren, fand zu einer Bundesstraße zurück und ballerte die restlichen 15 Km diese entlang, das Navi, welches die ganze Zeit versuchte mich von der schönen Straße auf eine, im besten Fall, Schotterpiste zu locken, ignorierend. In Tarrenz fand ich recht schnell eine Unterkunft in der Pension Selma. Doppelzimmer, Dusche/WC und Frühstück für 26€. Not bad. Ich habe beschlossen auf der Fahrt bei Bequemlichkeiten nicht zu sparen. Viel lieber nehme ich so ein Angebot an, als stundenlang nach den von David gepriesenen 16€-Pensionen zu suchen.
(Anmerkung, Januar 2013: David hatte schon von diesen Pensionen gesprochen, allerdings sind die Preise seit seiner Fahrt deutlich gestiegen.)
Die Aussicht ist geil. Sehr geil. Ich fürchte, dass mir der SDHC-Speicher noch vor Riva ausgeht.

Jedenfalls habe ich das Gefühl nun richtige Berge gesehen zu haben. Das heute Morgen, das waren Zwerge im Vergleich zu dem, was mir hier durch das Fenster entgegen lächelt. Mal sehen, wie es später aussehen wird. Vielleicht sind diese Berge auch nichts im Vergleich zu dem, was kommen wird.
Was auf jeden Fall kommen wird, ist Regen. 2-3 Tage lang. Und es soll sogar schneien...

Dienstag, 15. Januar 2013

Wandel

Alle Handlungen führen zu einem Ergebnis und egal, was man tut - es führt zu etwas Besserem. Vorausgesetzt man tut tatsächlich etwas. Wandel liegt in der Natur von allem. Wenn man sich diesem Widersetzt und versucht für immer in einem Zustand (ob materiell, oder geistig) zu verharren, tut man sich und seiner Umwelt keinen Gefallen.
Egal was ich tue, ich werde immer weiter leben und versuchen das beste aus meinem Leben zu machen. Der Wandel ist mein Freund, das sieht man alleine an meinen Fotos. Auch manch ein Bekannter, den ich einige Jahre nicht gesehen habe, dürfte über meine (geistige) Veränderung überrascht sein. Vielleicht mache ich mir aber auch nur etwas vor und habe mich gar nicht groß verändert. Oder doch? Wer kann mich diese Frage schon beantworten, außer der Zeit?

Heute habe ich ein langes Telefonat mit meinen Eltern geführt und egal welches unangenehme Thema sie angesprochen haben, so hatte ich diesmal überhaupt kein Problem damit, ihnen zu sagen, was ich denke. Alles besser, als Notlügen. Ja, ich dürfte aus der Sicht der heutigen Gesellschaft kein idealer Student sein. Ja, ich könnte danach eine lange Zeit auf der Suche nach Arbeit sein. Ja, es ist mir absolut egal, denn jetzt kümmern mich ganz andere Lebensziele. Ja, vielleicht werde ich in 20 Jahren zurückblicken und bereuen, dass ich nicht das gemacht habe, was sie mir sagten. Ja, vielleicht "irre" ich mich auf dem Weg der Selbstfindung und diese Phase geht vorbei. Das letzte Argument kam übrigens von mir, denn die Möglichkeit schließe ich nie aus. Aber es war so befreiend einfach all das zu sagen, was mir durch den Kopf geht.
Natürlich dürfte es meinen Eltern nicht sonderlich gefallen haben. Ich bin mir aber sicher, dass nichts davon für sie eine Neuigkeit war. Nur deutlich ausgesprochen wurden diese Ansichten bis zum heutigen Tag nie.
Ich verstehe, dass ich ihnen Vieles schulde und ich möchte, dass sie eines Tages stolz auf mich sind. Aber sie sind in einer ganz anderen Welt aufgewachsen, als ich. Unsere Mentalitäten sind ziemlich unterschiedlich, und das obwohl es meine Eltern sind, was ja schon recht unlogisch klingt. Komischerweise ist es meine Großmutter, die mir am meisten zustimmt. Anscheinend müssen auch meine Eltern erst weitere 30 Jahre leben, um zu verstehen, dass es weitaus wichtigere Dinge im Leben gibt, als das, was sie sich für mich vorstellen. Auf der einen Hand habe ich das Gefühl, dass ihre Weltsicht ziemlich eng ist, auf der anderen Hand aber weiß ich aber auch recht wenig über sie und auch dieser Monolog ist sowas von typisch für mein Alter und mein Milieu.

Passend an dieser Stelle nun einige Zitate aus einem aktuellen Beitrag in einer meiner Lieblingsgruppen auf Facebook - "Tao & Zen":

The Paradox of the Journey

~ Andrew Harvey ~
From: 'The Direct Path'

All major mystical traditions have recognized that there is a paradox at the heart of the journey of return to Origin.

Put simply, this is that we are already what we seek, and that what we are looking for on the Path with such an intensity of striving and passion and discipline is already within and around us at all moments. The journey and all its different ordeals are all emanations of the One Spirit that is manifesting everything in all dimensions; every rung of the ladder we climb toward final awareness is made of the divine stuff of awareness itself; Divine Consciousness is at once creating and manifesting all things and acting in and as all things in various states of self-disguise throughout all the different levels and dimensions of the universe.

The great Hindu mystic Kabir put this paradox with characteristic simplicity when he said:

Look at you, you madman,
Screaming you are thirsty
And are dying in a desert
When all around you there
is nothing but water!

And the Sufi poet Rumi reminds us:

You wander from room to room
Hunting for the diamond necklace
That is already around your neck!


Dienstag, 8. Januar 2013

Unsinniger Zwischenpost :P

Heutiges Training war toll. ^^

Yoko-Geri Keage!
Mit Selbstauslöser ist so ein geschnappter Tritt gar nicht leicht hinzubekommen, also würde ich euch bitten die Unschärfe zu tolerieren. ;)



Abhärtung von Körper und Geist

Nach dieser blöden Weihnachts- und Silvesterpause im Sportzentrum durfte ich heute zum ersten Mal wieder im Gi (Karate-Anzug) trainieren. Wie gut das tat! Einerseits musste ich bemerken, dass ich Vieles wiederholen müsste (o Wunder!), andererseits haben sich einige Sachen durch die Pause überraschenderweise verbessert.
Das Masters III Buch ist fast durch, fehlt noch ein Interview. All diese Meister sind wieder so inspirierend. Vor allem Karlheinz Rotzinger, der in seiner Jugend (er ist jetzt 72) so trainiert hat, wie ich es mir immer erträumte und wie man es von alten Jean Claude Van Damme Filmen kennt: Hanfseile und Schlagpolster an Bäume gebunden, halbnackt im Schnee trainiert, in alten Schuppen übernachtet und um 6 Uhr mit dem Training begonnen und das alles u.A. bei großen Meistern. Kaum zu glauben, dass ich den Herrn persönlich treffen und sogar mit seiner Frau reden durfte. Ist schon eine Ehre.

Auf dem Weg zu mir sind vier weitere Bücher:
- Eine Forschung Patrick McCarthys zur Funakoshis Biografie und den historischen Ereignissen Okinawas in seiner Jugendzeit.
- Ein Buch über den Karate-Do von Motobu Choki, eines anderen Meisters dieser Zeit.
- Ein Buch über Hojo Undo - die Abhärteschule des Goju-Ryu-Karate.
- Eine Zusammenstellung von Heilkräutern, ihren genauen Wirkungen, wissenschaftlich erforscht, und Herstellungsrezepten von Salben und Tinkturen. Das Besondere ist, dass es um Kräuter geht, die im westlichen und europäischen Teil der Erde zu finden sind. Geschrieben wurde das Buch von einer medizinischen Wissenschaftlerin, die zugleich den 5. Dan im Karate besitzt.

Mein Makiwara ist endlich fertig. Am Sonntag hatte ich das Polster unter dem Boden so angebracht, dass man es von oben nicht sehen kann, alte Zwischenpolster ausgewechselt und verbessert, sowie das Schlagpolster komplett geändert, die Seile entfernt und es mit einem Sicherheitsband befestigt. Das Teil ist stabiler und besser denn je. Ich bin froh, dass ich die Standfläche großzügige vier Mal lackierte. Darauf steht man jetzt wie auf einem echten Dojo-Holzboden: Fest. Ein herrliches Gefühl.

Meine Verletzung an meinem Knöchel scheint abzuklingen und heute habe ich die ersten Schläge darauf geübt. Besser war es noch nie!



Außerdem habe ich ein zweites Chi Ishi gegossen, welches nur ca. 2,5-3 Kilo wiegt, also wesentlich leichter als das erste (4,7 Kg). Natürlich lässt es sich damit leichter trainieren, aber ich trainiere pro Einheit mit beiden. Leicht zum Aufwärmen und schwer zum Auspowern.


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Abseits von Karate:

Ich meditiere nun seriöser, als früher. Habe mir ein zweites Buch zu dem Thema angeschafft. Ursprünglich war es für
meine Mutter gedacht, ich wollte aber erstmal gucken, ob es auch wirklich gute Tipps hergibt und sie nicht nur verwirren wird. Nun weiß ich es: Es ist super!

Außer der Meditation beschäftigen mich alle möglichen philosophischen Gedanken über unsere Existenz. Nach der Erkenntnis (die höchstwahrscheinlich schon früher von jemandem Anders gedacht und formuliert wurde), dass wir alle Sternstaub sind, drängte sich der Gedanke auf, dass unsere ganzen Leben und die Zeit nur Illusionen sind. Ganz egal, was auch immer und wie auch immer Großes wir in unseren Leben erreichen dürften - wenn die Welt untergeht, wird auch das keine Relevanz haben.
Das klingt auf den ersten Blick sehr pessimistisch und gleichmütig, aber das muss es nicht sein. Tatsächlich interpretiere ich den Gedanken folgendermaßen: Wir sind hier auf dieser Welt für eine sehr kurze Zeit. Wir sind Viele und wenn du schon so klein im Vergleich zum Rest bist, so solltest du bescheiden sein. Bescheiden sein heißt aber nicht ohne Ambitionen sein! Ambitionen sind toll, denn sie machen dein Leben interessant, wenn du versuchst sie in die Tat umzusetzen. Und wenn du es schaffst aus der großen Menge heraus zu stechen, ja gar der interessanteste Mensch von allen zu werden (aus der Sicht der Anderen), so bist du immer noch klein und nichts bedeutend im Vergleich zu den Bergen dieses Planets, den Ausmaßen des Universums, oder der Komplexität eines Atoms. Lebe dein Leben, genieße es, versuche nicht "besser" zu sein, als alle Anderen, sei einfach nur gut und großzügig Anderen gegenüber und wenn du es schaffst deine Träume zu verwirklichen, dann ist das sehr schön. Ein schöner, persönlicher, klitzekleiner Moment in der Unendlichkeit von Raum und Zeit.

Aber sollte nicht alles nach Plan laufen, so denke daran, dass auch deine Probleme, im Vergleich zu den Problemen der Welt, nichts-bedeutend sind und erst recht keinerlei Auswirkung auf das Universum haben. So ein Gedanke lässt einen viel nüchterner auf die eigenen Probleme blicken und alles erscheint weniger schlimm. In jedem Problem sollte man eine Gelegenheit sehen etwas zu lernen und "Fehler" ist auch nur ein Wort, welches das Wort "Erfahrung" in ein schlechtes Licht rückt. Ein Fehler ist nichts Anderes, als eine Handlung mit weniger angenehmen Folgen, aus den man aber am meisten lernen kann, vor allem wie man es in Zukunft vermeiden könnte.
(Vorausgesetzt man überlebt diesen. Wenn nicht, dann hat man die Welt vor der eigenen Dummheit befreit und vielleicht lernt ein anderer Mensch daraus.)

Das, was ich früher als Fehler angesehen habe, sehe ich heute in einem anderen Licht. Immer habe ich etwas für das Leben mitgenommen und das Leben besteht nun mal aus dem Lernen. Es ist nicht vorhersehbar, was mir morgen zustoßen könnte, deshalb sollte man sich nicht immer mit den Gedanken über das Vergangene und die Zukunft herumschlagen, denn diese Gedanken bleiben Gedanken, also Illusionen. Das wahre Leben ist auch nicht dann, wenn man mit 200 km/h Richtung Erde fliegt, kurz bevor man den Fallschirm öffnet. Auch das ist nun Vergangenheit. Für mich ist das Leben jetzt, in diesem Moment, z.B. in dem ich den Buchstaben "o" drücke. Ich fühle mich wohl, ich höre Musik, ich atme und irgendwo, unbemerkbar für mich teilen sich meine Zellen etc. Das ist Leben. Was wollt ihr mehr? Wollt ihr euer Leben im Traum leben und vor dem Tod bereuen, dass ihr etwas nicht gemacht, oder etwas nicht erreicht habt? Bereut lieber, dass ihr den Moment nicht geschätzt habt. Wenn man lernt den Moment zu schätzen, dann kann man wahrlich glücklich werden.

Ich weiß, dass ich vor Kurzem schrieb, dass ich reisen möchte, anstatt zu bereuen es nicht getan zu haben. Klar, es ist ein Wunsch, ein Traum, auf den ich hinaus arbeiten werde, aber es ändert nichts daran, dass auch das vorerst nur eine Illusion ist. Man darf sich nicht von Illusionen auffressen lassen. Diese Reise ist nicht der Höhepunkt meines Lebens, sondern nur eine Handlung mit Folgen. Fragt sich nur, ob diese angenehm sein werden, oder nicht. In jeden Fall werde ich daraus lernen.

Dienstag, 1. Januar 2013

2012

Ein frohes neues Jahr euch allen!
Wir Russen feiern das Neujahresfest anders als Deutsche. Es ist unser Weihnachten, an dem wir mit der Familie feiern und uns gegenseitig Geschenke schenken. Es hat sowohl religiöse, als auch historische Gründe. Damit möchte ich euch aber nicht langweilen. ;)

Ich hatte das vergangene Jahr genossen. Auch wenn es einige Sachen gibt, die ich bereue, so werde ich diese in den kommenden Jahren wieder gut machen, oder zumindest mein Bestes geben, um die Fehler nicht zu wiederholen. Bei Japanern ist das das Motto beim Neujahresfest: Eine Glocke wird 108 Mal geläutet und bei jedem Laut soll man sich an eine Sache erinnern, die man im letzten Jahr falsch gemacht hat und bereut und man muss sich vornehmen, diesen Fehler nicht zu wiederholen und das nächste Jahr ganz ohne Reue zu leben. Das ist mein Motto für das nächste Jahr. Ganz egal, was andere von mir und meinem Leben denken werden, ich möchte nichts bereuen, was auch immer ich tue.

Ich denke an meine Fehler, ich gebe mein Bestes, um mich an sie zu erinnern, denn ich möchte aus ihnen lernen. Was ich aber noch wichtiger finde, ist all das Gute, was mir im letzten Jahr widerfahren ist: Ich habe mit Karate angefangen, ich habe auch die Meditation wieder aufgenommen, ich habe mich auf den Weg der Selbstfindung aufgemacht, meine psychische Gesundheit wiedererlangt, das Lesen für mich wieder entdeckt und gebe nun mein gesamtes Geld für Bücher aus. ^^
Ich fühle mich super! Sorglos und selbstsicher. Ich habe Pläne, die in keine Rahmen passen, nur in meine eigenen und es ist mir absolut egal was Andere darüber denken. Die letzten acht Jahre habe ich mir von anderen einreden lassen, wie ich zu leben habe. Erst nachdem ich einen Fehler nach dem anderen erleben durfte, wurde mir klar, dass nur ich mein Leben bestimmen kann und niemand sonst. Diese Einsicht war so wundervoll und erfüllend, dass ich nun wahrlich glücklich bin!

Ich wünsche euch, dass ihr im nächsten Jahr mindestens genauso glücklich sein werdet.

Seid fair, ehrlich, altruistisch, freundlich, diszipliniert und ruhig. Tut nur das, was ihr für richtig haltet. Richtet dabei aber niemandem Leid an. Genießt die kleinen Dinge im Leben, denn diese machen das Leben aus! Und regt euch nicht über Kleinigkeiten auf. ;)