Am Donnerstag war ich auf einem "Karate-Do und Lebensziele"-Lehrgang. Es ging darum, wie man sich Ziele im Leben setzt und sie konsequent verfolgt. Wie man aus dem sogenannten "Kreisverkehr" herauskommt, also Lebenssituationen, die sich immer wieder wiederholen, aber nicht erwünscht sind. Wie unser Unterbewusstsein sich auf uns auswirkt und uns oft daran hindert unsere Träume zu erreichen. Es gab noch sehr, sehr viel mehr, was man zu hören bekam und es war alles sehr interessant. Wenn ich alles aufzählen und erzählen wollte, dann bräuchte ich einen ganzen Tag, also genauso lange, wie ich dort war. Dazu gab es eine kurze Meditation, einige weitere und sehr interessante Meditationsübungen, sowie eine kurze Karateeinheit mit wiederum neuen Erkenntnissen.
All das wurde uns kostenlos bereit gestellt. Wer wollte, konnte einen nicht festgelegten Betrag an das Dojo spenden. Hätte ich zu dem Zeitpunkt mehr Geld zur Verfügung gehabt, so hätte ich liebend gerne das Doppelte gespendet. Zum Glück werde ich die Gelegenheit noch haben, denn so ein Lehrgang wird jährlich durchgeführt und jedes Mal etwas anders. :)
Ich habe sehr viel mitgenommen und werde wohl einige Änderungen im Leben vornehmen. Meine Ziele sind unorthodox, deswegen werde ich auf viele Hindernisse treffen, aber das schreckt mich nicht ab. Einen einfachen Weg kann jeder gehen und nur Krieger haben den Mut einen schweren zu beschreiten.
Große Töne kann auch jeder spucken und zweifelsohne tue ich das oft. Aber ich gebe mein Bestes, um aus diesen Tönen die Realität zu formen. Bisher hat das gut funktioniert.
Einen großen Dank an Jens für die Zeit, die er uns gewidmet hat. Er ist ein guter Mensch.
Wir sind alle Sternstaub. Wer sich ein wenig mit der Entstehungsgeschichte des Universums befasst hat, wird wissen, dass alle Elemente, die wir im Universum, auf der Erde, in unseren Wohnungen und unseren Körpern besitzen einst Bestandteile von Sternen waren, Sternen, die vor langer Zeit aufhörten zu existieren.
Was gibt uns Menschen das Recht uns für etwas Besseres zu halten? Oder bestimmte Menschen zu beurteilen, Kriege zu entfachen, die Natur zu zerstören? Sternstaub bekämpft Sternstaub. Ich muss schmunzeln wenn ich darüber nachdenke. Ich bin ein Bestandteil des Universums - das war ich vor meiner Geburt und das werde ich nach meinem Tod sein. Das Leben hat keinen höheren Sinn, es ist einfach da und da die Natur uns die Möglichkeit gegeben hat uns dessen zu erfreuen, so sollten wir dies tun. Nicht mehr und nicht weniger. Wie einfach.
Ich bekämpfe meinen inneren Schweinehund und poste einen weiteren Eintrag in den Blog. Über die Zeit haben sich so viele Themen gesammelt, hauptsächlich bezogen auf Karate, dass ich immer mehr Lust bekam davon zu berichten, aber gleichzeitig immer weniger Lust hatte all das zu formulieren. Aber irgendwann muss das getan werden, wenn ich weiterhin vor habe meinen Blog zu pflegen.
Ich beginne mit dem wichtigsten Ereignis der letzten Wochen: Die Beisetzung von Wolfgangs Asche.
Ich möchte nicht zu viel darüber schreiben. Möglicherweise würde seine Familie das nicht gut finden, also fasse ich mich kurz: Es war traurig.
Ich war sehr gerührt von der Trauerrede, in der Vieles über Wolfgangs Leben erzählt wurde, Vieles, was ich nicht wusste. Er war ein Revolutionär, ein Weltverbesserer, einer, der immer eine eigene Meinung hatte, politisch interessiert war und sein Leben dem Karate widmete. Er war ein "gläubiger Atheist" und jemand, der viel Wert auf die "alten" Werte, wie Erziehung, Respekt usw. legte. Schade, dass man erst nach dem Tod eines Menschen, der ohnehin einen großen Einfluss auf jemanden hatte, feststellen muss wie viel man doch mit ihm gemeinsam hatte. So viele Themen über die wir uns hätten unterhalten können, so viele Sachen, die er mir erzählen und beibringen hätte können.
Es waren einige bekannte Karatekas aus dem Karate-Dojo in Göttingen, sowie Angereiste da. Ich hatte mich gefreut den ehemaligen DJKB-Vizepräsidenten Karl-Eric Leyser, den ich beim Aoki-Lehrgang kennen gelernt hatte, wieder zu sehen. Er ist extra von sehr weit angereist um dabei zu sein. "Eine Herzenssache", sagte er. Ein sehr angenehmer Mensch. Ich hoffe, dass ich ihn in Zukunft noch oft sehen und mit ihm reden kann.
Außerdem war ich überrascht einen meiner Lieblingskunden bei der Beerdigung zu sehen. Wie es sich herausstellte, hatte er früher über 20 Jahre Karate, zusammen mit Wolfgang betrieben. Seine Anwesenheit hat es mir viel leichter gemacht. Es war so, als würde ich ihn schon sehr lange kennen. Sehr emotional.
Einige Stunden später nahm ich an dem Jahres-Abschluss-Training des Karate-Dojo teil. Es war nicht einfach, sehr abwechslungsreich und interessant. Ich muss echt sagen, dass die Göttinger Karatekas auf einem hohen Niveau trainieren. Mehr dazu später.
Nach dem Training ging es zusammen mit Martin zum "Escape", einer internationalen Bar ganz in der Nähe des Sportzentrums. Dort veranstaltete das Karate-Dojo das Boonenkai, eine Jahres-Abschluss-Feier mit Buffet, viel Witz und netten Unterhaltungen. Natürlich wurde auch hier viel über Wolfgang geredet, doch das trübte die Stimmung nicht, denn jeder wusste, dass er es gewollt hätte, dass wir Spaß haben und an den Traditionen, die sich über die Jahre etabliert hatten (von den ich natürlich zum ersten Mal hörte), festhalten. Der Sake war gut. :)
Anschließend wurde das neuste Vereinsmagazin "Yoi" an jeden verteilt, welches sehr viele Artikel enthielt, die Wolfgang noch vor seinem plötzlichen Tod verfasste. Hier wurde ich erneut von der Ähnlichkeit unserer Charakter überrascht, z.B. als er über Egoismus schrieb. Im Grunde genommen beschreibt er analysierend Situationen wie die eine, die ich vor einigen Wochen bei "Anstand" schilderte. Ich bin froh, dass er der selben Meinung über solche Leute war und mich in der Situation unterstützt hätte. Ich werde auch in Zukunft mich für das richtige und respektvolle Verhalten einsetzen.
Manchmal hat man Momente, da erscheinen einem komplizierte Themen wie
das Leben, Liebe und Tod als total simpel und klar. So einen Moment
hatte ich, als der Trauerredner auf Wolfgangs Beerdigung vom Nirvana redete.
Als Nirvana wird im Buddhismus das Nichts bezeichnet. Wenn ein Mensch
sein Leben schlecht lebt und stirbt, wird er wiedergeboren und sein Leben als
Wurm, oder ein Mensch mit schwacher Gesundheit etc. erneut durchleben
müssen. Schafft er es dieses Leben fair und, trotz aller Schwierigkeiten,
gut zu durchleben, wird er nicht wiedergeboren und sein Geist findet Ruhe, wandert
ins Nichts.
Es gibt ein altes Sprichwort: "Alles ist nichts (Leere) und Nichts ist alles."
Große
Philosophen wiederholen diesen Satz und auch Musashi schrieb ihn in dem
Buch der Leere (aus seinem Buch der Fünf Ringe) nieder. Ich interpretiere den
Satz folgendermaßen: Wenn man stirbt, dann wird man (wieder) ein Teil
der Natur, ein Teil von Allem. Man verliert seine persönliche Identität
und wird somit zu Nichts (Leere, Nirvana), aber gleichzeitig auch zu
Allem, denn die Welt ist wie ein großer Organismus.
Scheint recht
simpel zu sein, aber je länger ich darüber nachdenke, desto weniger
Angst vor dem Tod habe ich. Es ist angenehm zu wissen, dass man stirbt,
und wieder zu dem wird, was man ohnehin schon war. Dass das "Ich" als
Konzept meines Gehirnes aufhört zu existieren, ist dabei zweitrangig und
wenig erschreckend. Wenn ich es schaffe, das ein, oder andere Buch zu
schreiben, dann leben meine Ideen dadurch weiter.
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Ein weiteres Ereignis war der Lehrgang bei Hideo Ochi in Hannover vor einer Woche. Es war nicht so interessant wie erwartet. Wir alle (ich bin mit vier Leuten aus unserer Uni-Karate-Gruppe angereist) hatten zu hohe Erwartungen gehabt, schließlich ist Ochi der Chiefinstructor der DJKB, ein Genie der 60-er und 70-er Jahre, mehrfacher Meister bei den All-Japan-Meisterschaften (wohl noch härter, als eine Weltmeisterschaft) in Kata und Kumite. Nun ist er ein alter und kranker Mann. Bei allem Respekt vor seiner Leistung und seiner Weisheit, aber er sollte sich schnell einen Nachfolger suchen, denn auf einen Meister, der nur vorne steht, aufgrund von geringen Deutsch-Kenntnissen kaum etwas erklärt, selber aus gesundheitlichen Gründen nicht mitmacht und nur Befehle gibt, kann ich verzichten. Außerdem ist unser Sonntagstraining sehr viel anstrengender und anspruchsvoller, als das Training bei Ochi es war.
Das Training wurde auf zwei Gruppen eingeteilt: Die Anfänger, zu den ich leider noch zähle und deswegen nicht bei dem schwierigerem Training mitmachen kann, und die Fortgeschrittenen bis Profis, ab dem zweiten Violettgurt (4. Kyu). Nun habe ich in dem ersten Interview aus meinem kürzlich erhaltenen "Masters III"-Buch gelesen, dass ein Karateka nach nur zwei Jahren sich wirklich davor hüten sollte, über andere Karatekas zu urteilen und sich mit ihnen zu vergleichen, aber sorry, der größte Teil der dort anwesenden Braun- und Schwarzgurte war miserabel. Der Meinung war unser ganzes kleines Team. Der größte Teil der Fortgeschrittenen legte eine mangelhafte Leistung hin. Ich werde den Braungurt, der nicht mal die Wendung beherrschte, etwas, was man noch vor dem Gelbgurt können muss, nicht so schnell vergessen. Nur wenige Karatekas stachen durch eine gute Performance und eine solide Technik heraus: Unsere Leute, die Karatekas aus dem Göttinger Karate-Dojo (weil sie auf einem, wie zuvor erwähnt, hohen Level trainieren), einige wenige Unbekannte, sowie Andreas, ein Schwarzgurt, den ich bei Schlatts Lehrgang kennen lernte.
Einerseits sollte man sehr bescheiden sein, wenn man einen derart niedrigen Rang hat, wie ich, aber andererseits sollte man als höherer Rang ein Beispiel für die Niedrigeren sein, nicht anders herum. Nicht mal vernünftig ausrichten konnten sich die Leute. Tsk, tsk, tsk...
Aber abgesehen von dem weniger guten Training, hatten wir eine lustige Zeit, egal ob auf der Tribüne - beim Beobachten der Schwarzgurte, im italienischen Restaurant am Abend, wo das Essen so lecker und die Bedienung so freundlich waren, beim Mitternachts-Chat in der leeren Halle inkl. des Anschauens schlechter Musikvideos auf dem Handy, oder auf der fünfstündigen Rückfahrt, dank Schneefall und der nicht endenden Staus. Es war ein schönes Wochenende, ganz ohne Ironie. :)
Wir sind beide genau 162 cm klein.
Mein Makiwara muss immer noch lackiert werden. Aber wenigstens habe ich heute ein neues Polster fertig gestellt. Ganz simpel, keinesfalls so schön, wie ich es mir vorgestellt hatte, aber hoffentlich erfüllt es die Funktion. Getestet wird morgen.
Leider habe ich an der rechten Faust am Knöchel des Zeigefingers eine Gelenkkapselentzündung, die durch eine Dummheit (nicht durch das Makiwara-Training) entstand. Bis ich mit der rechten Hand den vollen Gebrauch des Makiwaras machen kann, muss ich noch etwas warten.
Vor einigen Tagen habe ich ein Chishi gebaut. Ein Chishi ist ein okinawanisches Trainingsgerät, dass im Goju-Ryu-Karate eine große Verbreitung findet: Es ist einfach ein Betonklotz auf einem ca. 40 cm langem Stock. Hier ist meine Variante (35% Zement, 55% Quarzsand, 10% Wasser, für vier Tage stehen und aushärten lassen):
Ich habe es inzwischen leicht geschliffen
und die Kanten abgerundet.
Unterseite, durch die Plastikschüssel und
den Druck wunderschön Glatt.
Mein Chishi wiegt 4,7 Kilo und ist für den Anfang etwas zu schwer, also mache ich noch mindestens ein weiteres, mit geringerem Gewicht. Trainiert wird damit folgendermaßen:
Es dient dazu die Handgelenke zu stärken, um den Aufprallwiderstand bei einem Schlag gegen ein Ziel verletzungsfrei (für sich selbst, versteht sich ^^) widerstehen zu können. Außerdem kräftigt es den Griff. Ich habe heute schon ein wenig damit trainiert und meine Handgelenke sind ganz schön fertig. Ein gutes Zeichen.
Abschließend möchte ich sagen, dass ich nach wie vor an meiner Idee mit dem Reisen festhalte. Sie reift von Tag zu Tag immer mehr zu einem Plan heran.
Ich möchte ein "Shugyosha" sein, ein Vagabund, ein wandernder Mensch, der die Welt und dadurch sich selbst kennen lernt. Das ist für mich eine krasse Einsicht gewesen und ohne Zweifel hat das Buch "Musashi" einen direkten Einfluss darauf. Ich habe lange darüber nachgedacht und bisher bekomme ich von allen Seiten nur Bestätigung zu meinem Vorhaben: Nachdem ich mein Studium abschließe, auf eine lange Reise zu gehen. Ein Rucksack, kein Ziel, von einer Stadt in die Andere, von einem Land in das Andere, sich an einem Ort niederlassen, dort arbeiten (als was auch immer, Arbeit gibt es immer) und Geld verdienen, das zur Existenz reicht, denn Geld ist sowieso nur Mittel zum Zweck und sollte niemals das Ziel in dem Leben eines Menschen sein.
Was spricht dagegen? Hier einige Beispiele:
- Die Leute würden mich für einen Penner halten.
Antwort: Egal. Diese konsumgetriebene Gesellschaft wird mir von Tag zu Tag immer mehr zuwider. Wichtig ist, was ich von mir halte.
- Es könnte sehr schwierig werden.
Antwort: Gut! Ein Mensch, der nicht mit den Schwierigkeiten des Lebens klar kommt, möchte alles auf dem Silbertablett serviert haben und sollte jemand kommen, der einem das Silbertablett nimmt, was macht man dann? Ich möchte für jede Situation im Leben gewappnet sein.
- Meine Lieben würden sich Sorgen um mich machen.
Antwort: Ich habe nicht vor den Kontakt abzubrechen. Vielleicht ist das ein Grund um die gute alte Brieftradition wieder aufleben zu lassen. Und mein Leben ist mir viel Wert. Ich stürze mich nie in etwas, wo ich nicht das Gefühl habe, dass ich bereit dafür bin.
- Ich bin einfach viel zu idealistisch! Sowas ist heutzutage nicht möglich und ich breche das Ganze nach wenigen Tagen/Wochen/Monaten ab.
Antwort: Das ist durchaus möglich. Aber ich lese/höre immer wieder über Leute, die solche Reisen in der heutigen Zeit unternehmen und sie bereuen nichts! Und selbst wenn ich es nicht schaffe, dann weiß ich, wo meine Grenze liegt. Es ist immer besser an die eigene Grenze zu gehen, als darüber zu spekulieren, wo sie denn nun liegt. Ich will nicht als älterer Mann bereuen etwas nicht getan zu haben, was ich aber machen wollte.
- Ich bin noch jung und sollte meine besten Jahre nutzen, mich ausbilden, mir einen Job suchen...
Antwort: ...und damit mein Leben in eine Routine führen? Ich soll meine besten Jahre damit verschwenden genauso wie alle zu leben und nach den Prinzipien zu handeln, die von dieser kranken Gesellschaft, welche zum größten Teil aus Schafen besteht, erfunden wurden? Soweit ich weiß, führt das nicht zum Glück. Solch ein Leben führt zu der Transformation in ein Werkzeug, das "lebt" um zu arbeiten. Das Wort "existiert" würde an dieser Stelle wohl besser passen. Ich bevorzuge es immer noch zu arbeiten, um zu leben, denn das Leben ist eine Gelegenheit die man schätzen und genießen sollte. Wenn mich jemand nach dem Sinn des Lebens fragt, dann ist das meine einzige Antwort.
Versteht mich nicht falsch. Ich bin kein anarchistischer Revolutionär, der die Welt gerne ins Chaos stürzen würde, nur weil ich mit einigen Dingen nicht zufrieden bin. Viel lieber würde ich meine Welt verändern und an meine Vorstellungen anpassen. Solange ich lebe und atme, kann ich mein Leben genießen. Genießen heißt hier aber nicht saufen, Party machen und die Sau raus lassen, denn in diesen Sachen sehe ich eine durch die o.g. Gesellschaft aufgezwungene Sichtweise des Genusses. Was ich meine, ist der Genuss eines jeden Atemzuges, ein Blick über den Horizont mit einem Lächeln, ein Freudenschrei nach jeder bezwungenen Schwierigkeit. Ein Leben frei von jeglichen psychischen Krankheiten, die ganz eindeutig die Folgen unserer "Zivilisation" sind. Wir leben in unseren vier Wänden, warm und sicher, fast wie in einer unsichtbaren Gefängniszelle und wir haben verlernt zu riechen, zu sehen, zu fühlen und die Welt zu verstehen. Alles dreht sich um das Ego und alle sind so "individuell" und "demokratisch", dass sie nicht merken, wie sie ein Teil der großen, grauen und gesteuerten Masse sind. Es entsteht ein künstliches und aufgezwungenes Zusammengehörigkeitsgefühl, welches nichts mehr mit dem natürlichen, tierischen und sozialen Gefühl zu tun hat. Jeder denkt in Wirklichkeit nur noch an sich.
Ich bin jemand, der das Alte schätzt: Traditionen, Riten, Benimmregeln, Kunst. Noch im 18. Jahrhundert sind Menschen, die später zu den ganz großen zählen sollten, nach ihrem Studium durch die Welt gezogen. Auch ich will vom Leben lernen, denn niemand kann mir so viel erzählen und beibringen, wie die eigene Erfahrung.
Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, was mir die Professorin in der Lektion über Sportpädagogik erzählte (2011), aber ich erinnere mich noch an die Lektionen und Geschichten des Professors aus den Kulturwissenschaften, aus meinem früheren Studium in Hildesheim (2007), so als hätte ich sie erst gestern gehört, denn dieser Mann erzählte aus seinen Jugendreisen, aus seiner eigenen Lebenserfahrung und seinen Fehlern, vor den wir uns hüten sollten. Dieser Mann konnte erzählen, genauso wie mein Erdkundelehrer vom Gymnasium, der ebenfalls viel reiste und vielleicht heute noch reist. Solche Lektionen haben eine gravierende Wirkung auf mich. Auch aus meiner Alpenreise habe ich eine Menge für die Zukunft mitgenommen und diese habe ich schon sehr schonend gestaltet.
Ich finde, dass ich, bevor ich mir den Job suche, den ich über viele
Jahre ausüben sollte und eine Familie gründe, erstmal selber erwachsen
werden und mich selbst verstehen sollte. Wisst ihr über euch Bescheid?
Wer seid ihr? Was wollt ihr? Habt ihr euch diese Fragen schon mal
gestellt?
Was macht es für einen Sinn irgendwelchen ausgedachten
Konzepten zu folgen, um dann mit 60/70/80 auf dem Sterbebett zu bereuen,
dass man seine Träume nicht gelebt hat? Wenn ich diese Reise antreten
und sie jemals beenden sollte, dann dürfte ich noch jung genug sein, um
mir eine gute Arbeit zu suchen, eine Familie zu gründen und Kinder groß zu
ziehen. Aber wenigstens bereue ich dann nichts und habe etwas, was ich
meinen Enkelkindern erzählen kann.
Manche Menschen glauben, sie würden viel wissen, wenn sie sich über mehrere Jahre in der Bibliothek einsperren und alle Bücher durchlesen. Es stimmt, dass man Vieles aus Büchern lernt, und ich selber lese sehr gerne, aber man lernt sehr viel mehr aus dem Leben selbst. Man muss sich Herausforderungen suchen und sich ihnen stellen, um sich selber zu beweisen, dass man es Wert ist, auf dieser Welt zu sein.
Welcher normale Mensch würde an einem Samstag Morgen um 6 Uhr aufstehen, obwohl er weder zur Uni, noch zur Arbeit muss? Ich! OK, normal... whatever... ich bin normal. Der Rest der Welt ist es nicht. ;P
Morgen geht es nach Hannover, denn Ochi-Sensei kommt und gibt einen zweitägigen Lehrgang. Also viel Schweiß, Schmerz und eine Übernachtung in einer Sporthalle im Schlafsack. Viele andere Menschen würden sicherlich schief gucken und mich fragen, ob ich nichts Besseres zu tun hätte. Aber an der Stelle würde ich sie fragen, wie sie denn ihr Wochenende verbringen? Genauso wie immer? Das ist nichts für mich. Ich habe hier endlich die Chance etwas Abwechslung hinein zu bringen und diese nutze ich auch.
Ich hoffe, dass es Gruppenfotos beim Lehrgang geben wird. Leider hatten wir beim Schlatt-Lehrgang keine gemacht.
Anbei Fotos von meiner fast fertigen Makiwara:
Ich musste das Teil umbauen, da es bei dem alten Entwurf bei jedem Schlag nach hinten kippte. Die einzige Methode, und das bestätigte sich bei einer genaueren Recherche im Internet, ist diese. Ich stehe auf dem großen Brett und mein eigenes Gewicht hält die ganze Konstruktion auf dem Boden.
Jetzt, wo ich weiß, dass alles gut funktioniert, muss ich das große Brett abschrauben und lackieren, und nun endlich das Schlagpolster basteln, da meine Fäuste nicht heilen wollen.
Außerdem muss ich mir etwas zum Dämpfen des Impulses (am Boden) einfallen lassen. Diese Filz-Platten fuseln zu sehr, verbrauchen viel Platz und lassen sich nicht so leicht befestigen.
Heute saß ich im Zug, links von mir ein Vierer-Platz besetzt von vier jungen Männern, die sich später als Studenten herausstellten (sie redeten u.A. über Vorlesungen). Zuerst, als ich in Elze zustieg, bemerkte ich, dass sie laut sind. OK, Advent, Wochenende, viele im Zug waren laut - da kann man schon tolerant sein. Dann habe ich ihrem Gespräch zugehört, obwohl ich versuchte ein Buch zu lesen, aber bei der Lautstärke war es unmöglich nicht hin zu hören. Sie redeten über das Betrügen in einer Beziehung und wie der Eine seine Freundin nie wieder betrügen wird, weil er nun selbst weiß wie es sich anfühlt. Komisch, dass manche so etwas selbst zu spüren bekommen müssen, um zu merken, dass es falsch ist. Trotz der Abscheu, die ich nun gegenüber diesen viel Kerlen empfand, hörte ich weiter zu. Sie verwendeten laut Schimpfwörter, ohne Hinsicht auf weitere Insassen. Mir fiel aber auf, dass genau hinter ihnen zwei kleine Mädchen saßen, ihre Eltern etwas weiter weg, und mit ihren Spielkonsolen spielten. Ich finde es schon sehr falsch in der Gegenwart von Kindern zu schimpfen. Ich warte sogar an der roten Ampel, wenn Kinder in der Nähe sind, um ihnen unauffällig zu zeigen, wie man sich zu verhalten hat. Aber diesen Kerlen war das absolut egal.
Es geht weiter: Sie fangen an über Alkohol zu reden - wie toll es doch ist, "Die beste Droge von allen!" und fügen ihrer Cola aus einer "Russian Standard"-Flasche Wodka hinzu. Dazu muss ich anmerken, dass wir in einem Metronom-Zug fuhren, wo der Alkoholkonsum verboten ist. So weit so gut. Ich warf ihnen schon einige verwunderte und böse Blicke zu und einer schien es bemerkt zu haben, aber das hat die wohl nicht weiter gestört. Ich war innerlich aber schon sehr aufgeregt und kurz davor ihnen meine Meinung zu sagen. Dann redeten sie über die Krokodil-Droge und Crystal Meth und wie toll doch Letzteres sei, wenn ohne Verunreinigungen...
Als der Eine dann meinte "Ich wäre dafür den Nationalsozialismus einzuführen, die Juden wieder zu jagen und zu vergasen!", wahrscheinlich scherzhaftund dabei auf Widerspruch seiner Freunde traf, riss mein Geduldsfaden. Ich richtete mich auf, versuche ruhig zu bleiben, und schob ungefähr folgende Rede:
"Zwei meiner Großonkel sind an der Front gegen die Nazis umgekommen. Ich selber bin russischer Jude und sollte ich noch ein Mal etwas in der Richtung hören, raste ich richtig aus. Außerdem seid ihr zu laut und werft alle möglichen Ausdrücke in den Raum, obwohl hinter euch Kinder sitzen. Ihr denkt vielleicht nicht daran, aber sie bekommen das alles mit und lernen es. Außerdem ist Alkohol hier verboten. Sollte demnächst eine Kontrolle vorbei kommen, werde ich nicht davor scheuen ihnen von eurer Wodka zu berichten. Seid jetzt bitte leise."
Ich weiß nicht, ob es die Wirkung der Bemerkungen war, die bei ihnen einschlug, oder mein ruhiger, aber bedrohlicher Ton, aber sie waren sofort niedergeschlagen und für den Rest der Fahrt sehr ruhig.
Ich finde, dass ich das Richtige getan habe. Ich spiele ungern den "Spießer", aber es gibt Regeln, wie z.B. den Alkoholverbot in Metronom-Zügen, und es gibt moralische und soziale Regeln, die für mich noch wichtiger sind. Sobald eine unsichtbare Grenze überschritten wird, kann ich es nicht mehr ignorieren. Viele Rüpel sind heutzutage daran gewöhnt, dass sich niemand traut auch nur ein Wort zu sagen und denken gar nicht erst daran, dass sie andere stören könnten, oder sich generell falsch verhalten.
Beim Aussteigen bedankte ich mich bei ihnen dafür, dass sie meiner Bitte nachkamen und verabschiedete mich. Ich wollte nicht den Boss spielen, sondern jemand sein, der für das Richtige kämpft, sich aber nicht zu viel dabei einbildet.
Gestern ist ein Bekannter und einer meiner Wegweiser verstorben. Ich trauere um Wolfgang D.
Als Einzelgänger und nicht-Vereinsmitglied hatte ich leider nur selten das Glück von ihm unterrichtet zu werden, aber das, was er mir beigebracht hatte, hat einen enormen Einfluss auf mich und meine Sicht des Karate gehabt.
Zwar lernte ich ihn erst in diesem Jahr kennen, aber es kommt mir vor, als wäre er mir schon seit vielen Jahren bekannt. Vielleicht war es ihm nicht bewusst, aber ich hatte von Anfang an großen Respekt und sogar etwas Ehrfurcht vor ihm. Ich danke ihm für seine Lehren und werde versuchen diese an unsere Leute im Uni-Kurs weiter zu geben.
Mein
Makiwara ist fertig und ich schlage schon seit einigen Tagen drauf. Das
Teil erfüllt dessen Zweck bestens, ist stabil und ich bin froh, dass ich
mir die Mühe machte. Anders, als bei dem gepolsterten Dummy in der
Kampfsporthalle (der jetzt leider kaputt ist und fehlt) tut es hier
richtig weh drauf zu schlagen. Und das obwohl ich schon drei Handtücher
drum gewickelt und zwei Lagen Pappe dahinter gesteckt habe. Die
Handtücher und Pappe sind schon nach wenigen Schlägen platt und es fühlt
sich an, als schlüge ich auf das blanke Brett. Ich muss mir da noch
etwas ausdenken und vielleicht ein Kissen aus Lederoberfläche und
gepolstertem Innenfutter basteln. Zwar ist eins der Ziele der
Makiwara-Trainings die Abhärtung der Fäuste, aber man muss sich ja nicht
gleich kaputt machen. Man steigert sich langsam, trainiert dafür
täglich. Täglich 150 Schläge. Damit müssen die Nachbarn leben. Ich
musste das Teil etwas umbauen, weil mein vorheriger Entwurf aus
physikalischer Betrachtung völliger Unsinn war und sich auch als
unbrauchbar erwies. Fotos kommen, wenn ich die Kamera von meinen Eltern
abgeholt habe. Keine Lust mehr auf GoPro-Fotos.
Abgesehen
davon, dass ich nun ein selbst-gebautes Trainingsgerät aus Holz
in meiner Wohnung stehen habe und der Rest der Wohnung (noch) wie eine
Werkstatt aussieht, gibt es einige angenehme Neuigkeiten. Eine davon
ist, dass ich u.a. in der Uni-Zeitung (Augusta) erwähnt wurde. Vielen
Dank dabei an Malte, der den Artikel sehr kompetent und informativ
verfasste und auch ausgerechnet mein Foto verwendete:
Man beachte den Brötchenkrümel. Ich sollte meine Scanfläche säubern...
Zwar sollte ich meinen Stolz zähmen und es ist auch "nur" eine Uni-interne-Zeitung, aber... ja, es tut gut und freut mich. :)
In
letzter Zeit treffe ich mich oft mit Freunden aus alter Schulzeit,
Arbeitskollegen und Kommilitonen und unterhalte mich mit ihnen. Meistens
geht es auf etwas Philosophisches hinaus, denn solche Themen
interessieren mich in letzter Zeit am meisten. Als ich meinem Vater
davon erzählte, ist ihm mit Bedauern aufgefallen, dass nur Männer sind,
mit den ich mich treffe und tatsächlich, komisch, aber als ich mich
fragte warum, ist mir klar geworden, dass man mit Frauen nicht über
solche Themen sprechen könnte. Zumindest mit den meisten nicht. Ich habe
es mal bei einer alten Freundin probiert ein philosophisches Thema
anzusprechen und das ging in die Hose, denn sie war schnell gelangweilt.
Traurig. Sorry, aber ich kann nicht immer nur über pauschalen Kram reden.
Das Musashi-Buch ist angekommen und ich bin auch schon fast mit dem ersten
Teil fertig. Es ist faszinierend, wie genau doch der Film nach dem Buch
gedreht wurde. Natürlich gibt es hier und da leichte Änderungen, aber
das sind Kleinigkeiten und oft sind sogar die Dialoge Wort für Wort
identisch. Das Buch ist faszinierend und sehr schön geschrieben. Kann
ich jedem empfehlen, der sich für Budo-Künste interessiert. Naja,
eigentlich jedem, denn es geht in dem Buch nicht nur darum. Es ist auch
eine interessante Liebesgeschichte.
Am kommenden Wochenende kann
ich endlich wieder zu meinen Eltern fahren. War schon seit über einem
Monat nicht mehr in Bad Pyrmont und langsam wird mir in Göttingen
langweilig. Ich brauche mal ein wenig Urlaub, auch wenn es nur ein und
halb Tage sind, aber alleine wegen der leckeren Lasagne und des schönen
Schaumbades lohnt es sich total, abgesehen davon, dass es schön ist die
Eltern wieder zu sehen. :)
Ich würde ja gerne länger bleiben, aber am
Sonntag findet in Kaufland die jährliche Weihnachtsfeier statt und ich
muss am Sonntag schon um 11 Uhr am Parkplatz aufkreuzen, um dann mit den
Kollegen an einen anderen Ort zum Bowlen zu fahren.
Mein Urlaub
für das nächste Jahr steht auch fest: Es geht im September nach Israel,
zu dem Rest der Familie. Das wird sicherlich interessant.
Das
heutige Training war anstrengend und da ich morgen recht früh wieder zum
Training raus muss, sollte ich nach Morpheus Königreich aufbrechen.
Bei mir geht es drüber und drunter. Ich habe echt viel zu tun und
deshalb poste ich erstmal die versprochenen Fotos (schlechter Qualität)
vom Trivium Konzert:
Das Foto hat Einer aus der Band ganz am Ende geschossen und bei Facebook gepostet. Ich grinse ganz links in der zweiten Reihe hinter dem Mädchen. :D
Sorry für die Qualität: Altes Sony Ericsson Handy schießt im Dunkeln, während man von allen Seiten angerempelt wird, keine guten Fotos. Der Preis, den man zahlt, wenn man ganz vorne steht! :D
Mein 100. Eintrag. Hätte nicht gedacht, dass ich so weit komme, als ich den Blog ins Leben gerufen habe. Freut mich und macht Spaß. Ich mache weiter :)
Anfangen möchte ich mit einem angenehmen Thema: Ich komme gerade von der Präsentation unserer Forschung vom sportwissenschaftlichen Institut. Ich weiß nicht mehr, ob ich darüber geschrieben habe, oder nicht, aber ich habe mich im Rahmen eines Projektes an einer Forschung beteiligt. Es haben mehrere Teams von verschiedenen Fakultäten (VWL, Biologie, Theologie, Sport, usw.) mitgemacht und sollten nach einem eigenen Thema forschen. Das Thema unseres Teams war u.A. die Beweglichkeit und langfristige Effekte eines Dehntrainings, deshalb suchten wir uns Probanden und machten über zehn Tage mit ihnen Dehnübungen. Es wurde alles mehrfach vermessen und ausgewertet und die Ergebnisse der Forschung heute präsentiert. Vier Teams durften mit ihren Ergebnissen auftreten und am Ende wurde über den besten Vortrag abgestimmt. Unser Team konnte sich durchsetzen. :)
Wir bekamen eine Flasche Sekt und einen richtig dicken Plüschfuchs, den wir zum "Folle-Fuchs" tauften (wegen FOLL: Forschungsorientiertes Lehren und Lernen - so der Name des Projektes). Außer des Vortrags haben wir auch ein Poster angefertigt. Ich habe mich während der ganzen Arbeit nicht so sehr an den Auswertung der Ergebnisse, dafür mehr am Design des Posters beteiligt und bin froh, dass das Ergebnis, nicht nur bei den Teammitgliedern, gut angekommen ist.
Nun muss nur noch unser gemeinsames Forschungsergebnis fertiggestellt und eingereicht werden und es werden jedem 12 Credit-Points angerechnet. Das ist so viel, wie man für eine Bachelor-Arbeit bekommen. Yawp!!
Und da sich in meinem Leben gerade das Meiste um Karate dreht, darf auch an dieser Stelle nichts darüber fehlen: Ich habe meine Arbeit an dem Makiwara (Karate-Übungsgerät, siehe "Bretter schlagen zurück, Teil 1-3") wieder aufgenommen. Zwischendurch hatte ich leichte finanzielle Probleme und konnte deswegen nicht weitermachen. Auch die Motivation spielte eine große Rolle, aber leider nicht immer mit. Jetzt habe ich in wenigen Tagen einen großen Sprung gemacht und bin eigentlich fast fertig. Aus einem groben Brett habe ich nun drei kleinere Bretter gesägt und daraus die Basis gebildet für das lange Brett, gegen das ich schlagen werde, das eigentliche Makiwara, welches ich in der Zwischenzeit zu Ende gehobelt, geschliffen und mit den restlichen Brettern teilweise lackiert habe. Da man langsam lackieren muss (jede Seite drei mal mit jeweils mind. 12 Stunden zwischendurch), wird sich die Arbeit noch über einige Tage hinziehen. Außerdem muss ich noch ein Gegengewicht finden, welches ich noch irgendwie an das ganze Ding befestigen soll. Ich denke da an Plastikkästen, mit Sand gefüllt und mit Seilen befestigt. Sieht nicht sehr elegant aus, aber erfüllt den Zweck. Und als letztes bleibt noch das Polster, welches ich mir auf eBay bestellen werde. Ich fange mit einem nicht zu weichen und nicht zu harten Polster an und werde es dann, wenn ich weit genug bin, durch Seile und dann gegen ein einfaches Tuch, welches ich um das Brett wickele, ersetzen.
Es folgen einige Fotos. Leider ist die Kamera, mit der ich bisher fotografiert habe, bei meinen Eltern, deshalb ist nur das erste, ältere Foto einigermaßen gut. Die zwei anderen Fotos habe ich heute mit der GoPro gemacht, deshalb sind sie etwas unscharf und durch den Weitwinkel verzerrt:
Die Basis vor der Bearbeitung...
...und danach.
Das Makiwara, gehobelt, geschliffen, teilweise lackiert.
An den Basis-Brettern gibt es einige ungerade Kanten, die bei der ungewohnten Arbeit mit der Stichsäge entstanden sind, aber ich hatte keine Lust darauf diese auch noch zu bearbeiten. So wichtig ist das nicht, schließlich ist es nur das Fundament und muss nur perfekt stabilisieren, nicht perfekt aussehen. Und die Asymmetrie verleiht dem ganzen einen natürlicheren Look, finde ich.
Abgesehen vom Makiwara, läuft auch das Karate-Training: Ich helfe beim Unterricht und die neuen Schüler hören sehr gut zu. Fast alles Erstsemester-Studenten und noch so gehorsam. Aber auch sehr interessiert. Das freut mich sehr. ^.^
Nun habe ich mich an das Studium der Kanku Dai gemacht, einer der höheren Katas, aus der die ersten fünf Heian Katas von Meister Itosu entwickelt wurden. Hier eine kleine Demo:
Den Ablauf der Kata hatte ich nach einem Tag drin. Jetzt muss ich lernen die Bewegungen perfekt und sauber auszuführen, sowie das korrekte Timing beizubehalten. Später werden die einzelnen Techniken auseinandergenommen und deren realisitsche Verwendung (Bunkai) studiert.
Und ich habe Schlatt-Sensei gefragt, ob ich mir Kopien aus seiner Enzyklopädie machen dürfte, um sie bei unseren Studenten-Anfängern zu verteilen. Er hat es mir erlaubt, deshalb beschäftige ich mich seit heute mit dem Scannen der für den Unterricht relevanten Informationen. Später werde ich das schön zusammenstellen und auf 2-3 Din A4 Blättern ausdrucken, kopieren und verteilen.
Abgekürzt auch "budō", bedeutet der "Weg des Kriegers". Für jemanden, der sich nicht mit dem Thema befasst klingt es vermutlich nach Krieg, Waffen und Gewalt. Tatsächlich ist der Weg des Kriegers im japanischen Sinne, der Weg eines Gentlemans. Ein Krieger steht für Gerechtigkeit und ist fair, friedliebend, ehrlich, respektvoll und hilfsbereit. Im Grunde genommen ist das die Vorstellung eines mittelalterlichen europäischen Ritters und ein Bushi ist nichts Anderes. Leider ist heute die Vorstellung von dem, wie ein Mann sein sollte, verloren gegangen. Die Wenigsten besitzen Manieren, sind respektvoll, hilfsbereit oder gar männlich. Das ist leider der Wandel, den die westliche Welt unternommen hat und da kann ich alleine nichts ändern, nur lediglich als Gegenbeispiel dazu dienen. Und obwohl ich selber weit von diesem Ideal entfernt bin, möchte ich so werden und arbeite Tag für Tag an mir.
Beispiel nehme ich mir u.a. an Karate-Meistern aus der ganzen Welt, über die ich in Büchern lese. Die meisten von ihnen verkörpern diese Prinzipien, selbst wenn manche von ihnen eine wilde Jugend hatten. Abseits von Karate-Meistern gibt es noch mindestens eine historische Person, die mich inspiriert: Miyamoto Musashi.
Musashi ist der berühmteste Samurai in der Geschichte Japans. Er hatte im Mittelalter zu Zeiten von großen Unruhen gelebt und war der Sohn eines adeligen Kendo-Meisters. Von seinem Vater hatte er allerdings nicht viel, weil dieser die Familie früh verließ und so musste Musashi nach dem baldigen Tod seiner Mutter alleine aufwachsen. Mit 13 Jahren erschlug er einen Mann im Streit, mit 16 tötete er im Kampf einen anderen. Damals war der Tod an der Tagesordnung (Bürgerkrieg und so), aber dennoch sorgte er für Unruhe, wurde gefangen genommen und von einem Mönch unterrichtet. Dieser zügelte Musashis wilden Charakter und so zog der besonnte Krieger durch das Land und forderte die besten Kämpfer heraus. So siegte er bis zu seinem 39 Lebensjahr in über 60 Kämpfen, verlor nicht ein mal.
Warum machte er das? Nun, er hat sich dem Leben eines Kriegers verschrieben und wollte ohne Lehrer und Herrn den Sinn seines Lebens durch den Schwertkampf finden. Als er bemerkte, dass der Kampf ihn nicht mehr weiter brachte, entschloss er sich diesen aufzugeben und sein Leben der Poesie, Malerei und dem Unterricht zu widmen. Man sagt auch, dass der Weg des Schwertes und der Weg des Pinsels in Wirklichkeit ein und derselbe Weg sind. Musashi wurde anschließend ein sehr weiser und geachteter Mann und schrieb in den zwei Wochen vor seinem Tod (mit 61) "Das Buch der Fünf Ringe", in dem er Kampfstrategien für den Groß- und Nahkampf, einige Philosophien des Krieger-Daseins und seine Zwei-Schwert-Kampfschule erläuterte. Dieses Buch ist bis heute eine Pflichtlektüre für jeden japanischen Businessmann, denn viele der Grundsätze lassen sich nicht nur auf den Schwertkampf übertragen.
Musashis gesamtes Leben und die damit verbundenen Legenden sind sehr philosophisch und ich habe hier weder den Platz noch die Zeit das alles ausführlich zu beschreiben, aber wer sich dafür interessiert, kann über sein Leben nachlesen. Jedenfalls ist das Ganze sehr romantisch und ich bin ein Romantiker. Ich mag Poesie, Philosophie, Sonnenuntergänge, Sternenhimmel, die Natur allgemein und, und, und... Und leider kann man heutzutage nicht genauso leben, wie Musashi (oder vielleicht ist es besser so, weil wir in einer etwas friedlicheren Zeit leben), aber man kann einige Prinzipien, den er folgte, dennoch übernehmen. Prinzipien wie z.B. Mut, Vernunft, "erst denken, dann handeln", Beharrlichkeit, Respekt, das Streben nach dem Lernen (er soll angeblich nie an einem Meister, egal welcher Kunst, vorbei gezogen sein, ohne diesen danach zu bitten ihm etwas beizubringen). Er trank keinen Alkohol und hatte sich von Frauen abgewendet. Während Letzteres für manche etwas übertrieben klingen mag, kann ich es ein wenig nachvollziehen: Eine Familie ist wichtig, aber wenn sich jemand gut anstellt, gründet er diese früher, oder später in jedem Fall. Frauen, alleine der natürlichen Begierde wegen, hinterher zu jagen ist aber etwas Anderes. Es ist eine Schwäche, die uns Männer zu wilden Tieren verkommen lässt und diese Schwäche gilt es auszumerzen, genauso wie weitere Laster. Ich finde, dass Musashi sich da sehr clever angestellt hat. Er hatte zwar keine Kinder, aber dies hatte er anscheinend nicht nötig, denn er hatte seine Kunst. Ich hingegen möchte Kinder haben, da es für mich gerade eh zu früh ist und ich erstmal eine Basis in meinem Leben finden sollte, kann ich mich im Moment voll und ganz auf mein Studium und meine Kunst, das Karate, konzentrieren.
Neulich hatte ich mir drei Filme aus den 50-ern über Musashi, mit Toshiro Mifune in der Hautrolle, angeschaut. Das sind sehr gute Verfilmungen des Romans "Musashi" von Eiji Yoshikawa. Das Buch habe ich mir vor ein Paar Tagen bestellt. Ein bekannter Karateka meinte, es sei sehr inspirierend. Da freue ich mich schon drauf. :)
Abseits von diesen Veränderungen in meinem Denken, ist sonst nicht viel passiert. Ich trainiere nach wie vor, doch leider nicht mehr ganz so oft, wie früher. Mit dem Studium habe ich oft nicht mehr den Nachmittag frei, den ich früher für das Training benutzte. Und wenn ich früher mit dem Uni-Kurs trainieren konnte, so ist das nun auch nicht mehr möglich. Wir haben einen gewaltigen Zulauf an neuen Interessenten bekommen (ca. 20-30 Leute, ungefähr das doppelte-dreifache des Normalfalls) und alle, die etwas länger dabei sind, helfen nun mit beim Unterrichten, d.h. Aufwärmtraining leiten (jetzt musste ich das schon beide Male machen und glaube, dass das so bleibt), demonstrieren, erklären, herum gehen und korrigieren. Vom eigenen Training hat man da nicht mehr viel, sodass man nach zwei Stunden müde, aber trotzdem ohne geschwitzt zu haben, nach Hause geht. Der Lehrer meinte außerdem, dass er das gesamte Kata-Training mir überlassen möchte. Obwohl das alles nach einer Beschwerde klingt, freue ich mich über all das. Anhand der Fehler der Anfänger, kann ich nochmal die Fehler bemerken, die ich entweder immer noch mache, oder diejenigen, die sich wieder eingeschlichen haben, eliminieren. Außerdem lernt man so den Umgang mit Schülern und das kann ich für die Zukunft sehr gut gebrauchen. Ich freue mich auf das Kata-Training, denn da kann ich mich voll und ganz austoben.
Anderes Thema: Letzte Woche war ich auf einem Trivium-Konzert. Fotos folgen später. :)
Ich bin zurück von der Deutschen Karate-Hochschulmeisterschaft 2012 und es gibt Vieles zu berichten. Zuerst möchte ich mich bei den Organisatoren unseres Teams Malte und Steffi, sowie unserem Fahrer Jannik für die große Mühe bedanken, die sie sich gemacht haben, damit alles glatt läuft! Zweitens möchte ich sagen, dass wir ein super Team waren und es gab einfach kein lauteres Team als uns. Niemand hat die eigenen Leute so angefeuert wie wir! Für diesen Zusammenhalt danke ich allen und nicht zuletzt unserem Lehrer Heiko, der mit seiner positiven Art uns alle dazu animiert Spaß zu haben und einander zu unterstützen.
Wir waren erfolgreich. 2x 1. Platz, 2x 2. Platz und ein 3. Platz klingen gut! Ich selber hätte es nicht gedacht, aber ich habe tatsächlich den 1. Platz in Kata in der Kategorie 9.-5. Kyu (Weiß- bis Violettgurt) geholt und bin damit deutscher Hochschulmeister 2012. Den Titel mag ich nicht so sehr, denn es klingt so aufgeblasen und generell versuche ich das Ganze sehr bescheiden anzugehen. Natürlich freue ich mich! Aber ich muss auch zugeben, dass es nicht allzu schwer gewesen ist. Ich habe nicht gewonnen, weil meine Kata so gut war, sondern weil die Katas meiner Gegner schlecht waren. Bei allem Respekt vor ihnen (und das waren super freundliche Männer mit den ich mich gut unterhalten habe), aber auf dem Level, wie die waren, sollte man an einer Meisterschaft nicht teilnehmen. Ich selber war mir nicht sicher, ob ich es tun sollte, aber dann ließ ich mich überreden und außerdem wollte ich sehen, wie so etwas abläuft. Vielleicht wollten meine Opponenten das auch, ich weiß es nicht.
Trotz meines Sieges bleibe ich bei meiner eher abgeneigten Meinung bezüglich Wettkämpfe. Es war das reinste Theater! Zuvor hatte ich einen Artikel über eine der vergangenen DHM gelesen. Die Überschrift lautete "Viel Geschrei um nichts" und damals dachte ich mir, dass der Verfasser des Artikels einfach keine Ahnung über Karate uns dessen Schrei, den Kiai, hatte. Jetzt, wo ich das Ganze selber erleben durfte, weiß ich was gemeint war...
Zum Kiai: Anfänger müssen den Kiai ganz oft machen, damit sie lernen nach jeder Technik stark auszuatmen. Später, wenn man den Atem unter Kontrolle hat, kommt der Kiai manchmal fast unwillkürlich, aus der Bauchregion und entsteht durch eine starke und konzentrierte Technik und den damit verbundenen Zusammenpressen der Bauchmuskulatur. Die Luft wird heraus gezwungen und das klingt keinesfalls melodisch. Wenn man sich langsam einem Level nähert, wo man sich als Meister bezeichnen könnte, sollte man lernen Techniken nicht weniger stark, aber trotzdem ohne Kiai auszuführen, denn so ein Schrei kann noch so kurz sein, aber er raubt Energie, besonders wenn er länger anhält. In einer ernsthaften Situation hat man nur sehr wenig Energie, um mit einer großen Menge Gegner fertig zu werden. Man muss mit der Energie sehr sparsam sein, wenn man nicht verlieren möchte, bzw. um noch genug für eine Flucht zu haben, also macht es nicht viel Sinn nach jedem Schlag zu schreien, denn so ist man nach kürzester Zeit aus der Puste. Atmung ist extrem wichtig, sofern sie kontrolliert wird, der Kiai nicht so. Ein richtiger Kiai jedoch, der wirklich aus der Bauchregion (Tanden, oder Hara) kommt, ist auch toll, denn er ist so voll von Energie, dass er einen Gegner für kurze Zeit lähmen kann (habe ich selber ein Mal an mir erleben müssen). Ein einfacher Schrei tut dies nicht.
Zurück zur DHM: Bei Wettkämpfen gibt es die Regel, dass ein Schlag/Tritt nicht dann gewertet wird, wenn er sitzt und nicht ein mal wenn der Gegner am Boden liegt (dafür gibt es sogar Strafpunkte), sondern wenn die Ausführung sauber ist. Klingt in der Theorie schön, korrekt und hat den Hauch von alter Schule, aber in der Praxis sieht es anders aus. Zu einer sauberen Technik wird hier leider ein deutlich hörbarer Kiai erwartet. Viele Teilnehmer (und ihre Lehrer) verstehen dies falsch und so wird das Ganze zu einem Schrei-Wettbewerb. Wenn beide Kämpfer treffen, aber einer lauter und länger schreit als der andere, so hat er den Punkt. Lächerlich! Und Kopfschmerzen-fördernd. Besonders bei Frauen. Während die Männer noch tief und kraftvoll schreien, kreischen die Frauen. Manchmal klingt es wie ein Katzenkampf, manchmal wie ein Hahnenkampf und manchmal so, als wäre die Angreiferin verzweifelt, oder es würde ihr mehr weh tun, als ihrer Gegnerin. Zum Schluss wollte ich bei den Frauen gar nicht mehr zuschauen.
Es ist also sehr viel Show in den Wettkampf verwickelt. Das ist nicht Budo! Noch schlimmer sieht es bei Kata aus.
Kata ist, wie ich zuvor schon geschrieben hatte, eine Form des imaginären Kampfes. Sie wurde von Meistern anhand realer Begegnungen entwickelt und bilden den Grundstein für Karate und weitere Budo-Künste. Heutzutage ist Karate in drei gleich wichtige Bereiche eingeteilt: Kata, Kihon und Kumite. Früher gab es nur Kata und diejenigen, dessen Namen heute legendär sind, hatten zu ihrer Zeit nur Kata trainiert und für jede Kata mussten sie drei Jahre aufwenden. Sie hatten Grundschule, sowie reale Kampfsituationen nur mit Kata trainiert. Ich finde es faszinierend und schwer vorstellbar zugleich. Heute gibt es für die Einzeltechniken die Grundschule für das Kampftraining Kumite, Kata wird von vielen als nutzlos betrachtet, aber gerade das ist das Wichtigste und wenn ich Interviews mit Meistern lese, so sagen alle: Kata ist Karate.
Kata muss aber auch richtig gelernt werden: Zuerst kommt die Form, das optische. Jede Bewegung muss richtig und mit korrektem Timing ausgeführt werden, sodass man immer in sich abgeschlossene Techniken mit Kime hat und keinen Wisch-Wasch. Danach lernt man Bunkai, also die realistische Anwendung der einzelnen Techniken, dabei ist, wie ich auch schon zuvor schrieb, nicht eindeutig festgelegt, wie man die Techniken richtig anwendet und es ist jedem selbst überlassen wie man es interpretiert. Wer in der Lage ist über die starre Form hinweg zu denken, hat die Essenz des Karate begriffen.
In jeder Kata gibt es einen bis drei Kiai, wenn man aber die Kata bis zu ihrem Ursprung im chinesischen Kung-Fu, sowie einige historische Aspekte betrachtet, so wird man feststellen, dass die Kiai erst später der Kata hinzugefügt wurde. Besonders im Wettkampf wird darauf geachtet, dass der Kiai kräftig, ausdrucksvoll und lang ist, aber das macht in einer realen Situation wirklich keinen Sinn (s.o.). Ebenso wenig Sinn machen besonders langsame Bewegungen in den Kata, die es heutzutage gibt. Während ich sie im Training so ausführe, möchten die Schiedsrichter im Wettkampf diese noch langsamer und ausdrucksvoller sehen. Im echten Kampf ist solch ein ästhetischer Ausdruck aber von wenig Nutzen. Diese Richtlinien entfernen die Kata immer mehr vom wahren Bunkai und dessen Bedeutung wird immer mehr verzerrt. Aus einer Formel für den Kampf hat man eine Choreografie gemacht, die bei manchen Teilnehmern schon fast an einen Tanz erinnert.
Ich gebe zu, dass ich während meiner Auftritte bei der DHM etwas längere Kiai gemacht habe, als es mir lieb wäre, aber ganz so leicht wollte ich es meinen Konkurrenten auch nicht machen. Ich habe mich an mein Tempo gehalten und nicht an das, was man gerne sehen würde und ich habe eine Kata gewählt, die, wie mir später gesagt wurde, sehr selten bei Wettkämpfen gewählt wird, weil sie nur wenige Elemente enthält, die diesen Ausdruck herüber bringen. Trotzdem war es die Kata (Tekki Shodan), die mir den Sieg gebracht hat, obwohl mein Gegner eine lange Kata aus dem Bereich der höheren Kata (also fortgeschrittenen) machte und ich die kürzeste Grundkata von allen. Ich bin echt froh darüber und, ja, schon stolz. Ein Bisschen. :)
Gestern habe ich mir das Video von meiner finalen Kata angeschaut und war ein wenig schockiert, denn es gab genug Punkte, an den ich meckern würde. Aber die Schiedsrichter sahen das wohl doch anders.
Die Tekki Shodan (Eiserner Reiter) ist eine komplizierte Kata, wenn man Wert auf ihre Bedeutung und nicht die Ästhetik legt, die viele Bereiche trainiert: Den Kiba-Dachi (Reiterstand) und damit die Oberschenkelmuskulatur, sowie die Rippen-, Rücken- und Hüftmuskulatur bei den Drehungen und Kime bei den wenigen Schlägen, denn mit ohne Kime kommt man so so kurzen Schlägen in einer realen Situation nicht weiter.
Hier ist ein Beispiel der Kata:
Sie wurde entworfen, damit man den Kampf in engen Gängen trainieren kann, deshalb bewegt man sich nur seitlich auf einer Linie (embusen) und macht keine zu weit ausgeholten Bewegungen. Die Kata ist Voraussetzung zu das Bestehen der Prüfung zum ersten Braungurt.
Fotos und evtl. Videos von der DHM folgen später, sobald ich genug gesammelt und bearbeitet habe.
Ich hatte ja schon lange den Verdacht, aber erst neulich hatte es sich erneut bestätigt: Ich mag laute und volle Partys nicht. Ich war früher schon, zu den Gymnasialschulzeit kein Fan von Diskos. Erst zum Schluss, kurz vor dem Abi, ging ich öfter mal mit den Klassenkameraden mit. Danach kam meine Breakdance-Auftrittszeit, also hatte ich genug Musik, Tanz und Leute um mich, dann war ich fast zwei Jahre in einer Beziehung und erst als diese vorbei war, wollte ich so sehr etwas in meinem Leben ändern, dass ich angefangen habe wie ein besessener zu feiern. Das legte sich mit der Zeit, bis ich irgendwie gar keine Lust mehr darauf hatte. Ich hatte Karate, Meditation und das Lesen für mich wieder entdeckt und irgendwie war mein Leben damit bunt genug, sodass ich nicht mehr feiern musste.
Diese Woche habe ich Urlaub und gleichzeitig finden die ganzen O-Phasen-Partys in Göttingen statt. Das letzte Mal war ich in einer Disko vor ca. vier Monaten und so dachte ich mir, dass ich für den Testzweck noch einmal richtig feiere, zwei Tage hintereinander und dann genau weiß, ob ich noch Lust darauf habe, oder nicht.
Ich sage zwei Sachen:
1. Ich kann noch tanzen.
2. I'm too old for this shit.
Die meisten Leute, die dort sind, sind fast schon in dem Jahr geboren, als ich nach Deutschland kam. Das ist mir definitiv zu jung und man ist doch lieber unter gleichaltrigen Menschen.
Außerdem geht es in Diskos lange nicht mehr ums Tanzen und sich unterhalten, sondern nur noch ums Saufen und auf das Handydisplay starren. Das ist ganz eindeutig nicht der richtige Ort für mich, also bleibe ich fortan fern von großen Partys.
So viel zu den ersten Tagen meines Urlaubes. Am Dienstag und am Mittwoch musste ich
wegen der Dehnstudie jeweils früh zum Institut fahren. Außerdem arbeitete ich am Mittwoch bis in die späte Nacht am Design des Posters, das wir im Team präsentieren sollen. Ausschlafen war also nicht. Gestern war ich bei meinen Eltern und bin heute wieder gekommen. Bis auf den heutigen Tag habe ich jeden Tag trainiert und fleißig Kata geübt. Soeben bin ich endlich mit der endgültigen und abgesprochenen Version des Posters fertig geworden, musste leider ein Treffen mit einem Kumpel absagen. Mir macht das keinen Spaß. Ich mag es nicht wenn Leute Treffen absagen und wenn ich es selber tue ist es für mich doppelt so bitter. Ist eine Ehrensache...
Morgen geht es dann raus, nach Frankfurt und am Sonntag trete ich als erster in unserem Team um 11 Uhr auf.
Übrigens habe ich auch am letzten Sonntag ein hartes vier Stunden Training, diesmal mit meinem Kumpel, durchgezogen. Hat noch mehr Spaß gemacht, weil ich nicht alleine war. Gegenseitig haben wir uns gepusht und korrigiert. Das wird wiederholt!
Vor einigen Wochen hatten wir ein weiteres Stammtisch-Treffen unter
den Fotografen und Models Göttingens und Umgebung. Geplant war diesmal
ein "Photowalk". Wir trafen uns alle vor der Bar, in der wir uns später
gemütlich machen sollten und gingen durch die Stadt, suchten passende
Locations und machten spontan Fotos, bis es so dunkel wurde, dass selbst
die besten Kameras nicht mehr viel aus den Fotos herausholen konnten,
ohne, dass diese verrauscht wären. Das Ergebnis ist durchaus gut
geworden. :)
Aus den "Dirty Dancing Fotos", wo ich Ida (das hübsche Model neben mir) hoch halte, ist wohl nicht geworden, weil es doch zu dunkel war. Schade.
Nach dem Photowalk haben wir uns alle gemütlich an der Bar gemacht,
gegessen, getrunken, geredet und anschließend in die nahe gelegene
Garage gegangen, mit einer transportablen Blitzanlage. Nice.
Und letzte Woche war ich bei Sascha Storz und auch da sind ganz viele tolle Fotos entstanden.
Auf jeden Fall war das Shooting seeehr vielseitig. Die hier präsentierten Fotos sind nur ein Bruchteil von dem, was geschossen wurde. Ein Foto, ein Mix aus Foto und Malerei wird noch von einer dritten Person fertig gestellt. Ich freue mich darauf. :)
Kochen hat auf mich fast genauso eine befriedigende Wirkung wie Sport. Es ist ebenfalls eine Kunst, die es zu beherrschen gilt und ich finde, dass nicht nur Frauen, sondern auch alle Männer kochen können sollten. Ich selber bin kein Meisterkoch, aber ich lerne und probiere gerne Neues aus. Den Spaß daran entdeckte ich vor drei Jahren, als ich in meine Wohnung gezogen bin, nachdem ich fast ein Jahr in Bundeswehr-Kantinen mit durchschnittlichem Fraß bedient wurde. Ich hatte keine Lust mehr auf schlechtes Essen und fragte meine Eltern nach ersten Rezepten. Mein erstes gelungenes Mahl war die "Weltbeste Linguine" von Jamie Oliver. Inzwischen ist mein persönliches Rezeptbuch gar nicht so dünn. Nur an Suppen mangelt es noch, aber das soll sich nun ändern.
Nächste Woche habe ich Urlaub. Das ist nicht geplanter Urlaub, denn die sechs Tage wurden mir zusätzlich zugeschrieben, nachdem ich meinen Jahresurlaub bereits verplant habe, deswegen mussten meine Chefs für mich entscheiden, wann ich den bekomme. Ich hatte also auch nicht genug Zeit etwas Besonderes, wie z.B. einen Ausflug, zu planen, deshalb bleibe ich in Göttingen und trainiere. Da am 21.10. bereits die Karate-Hochschulmeisterschaften sind, werde ich jeden Tag trainieren und das Training mit einer gesunden Lebensweise unterstützen. Ich plane eine vegetarische Fast-Woche. Echtes Fasten ist es zwar nicht, aber ich versuche weitestgehend auf große und sättigende Mahlzeiten zu verzichten (Reis, Nudeln) und koche stattdessen verschiedene Suppen. Als kleine Vorbereitung kochte ich heute etwas Neues: Eine Currysuppe mit Nudeln. Ja, ha, ha, so viel zum Verzicht auf Nudeln, aber diese sind sehr dünn und nur ganz wenige. Das war eine Probe und ich merke, dass Suppen mir gut gelingen, mich vollständig sättigen und verdammt lecker sind. Ich kam nicht klar, als ich diese Currysuppe mit Kokosmilch, Ingwer, Chilli, Pak-Choi (Blätterkohl, gibt's im Asia-Laden) und Hühnerfleisch probierte! Und das Zeug ist nicht nur lecker, sondern auch sehr gesund! Ich kann mir einen kompletten Umstieg auf asiatische Küche echt gut vorstellen, denn vielseitig ist sie allemal. Bisher habe ich nur Italienisch, Russisch und Französisch gekocht, aber nach einer Weile nervt das europäische Gedöns. :) Als Nächstes probiere ich die Ramen-Suppe, dann wieder eine französische Zwiebelsuppe und mal sehen, was ich dann noch alles im Kochbuch finde.
Zusätzlich zur Suppe gab es leckeren Genmaicha. Das ist japanischer Grüntee, Sencha, mit zugefügtem gerösteten Reiskörnern. Sehr leckerer Tee mit einem super Beigeschmack.
Da dieser Blog-Eintrag "Kochen" heißt, werde ich nichts zu den letzten zwei Fotoshootings schreiben. Das kommt in einem extra-Eintrag.
Strange melancholia war am Donnerstag, am nächsten Tag musste ich lange arbeiten, danach war ich nur noch fucked up. Am Samstag dann fühlte ich mich wie ausgekotzt und ich hatte echt keinen Bock mehr auf das alles, also zwang ich mich zum Training und... danach fühle ich mich wie neugeboren! Davor verschnupft, müde und schlecht gelaunt, danach erschöpft aber glücklich und mit bester Laune! Ab zur Arbeit, alles perfekt machen, mit den Kunden gut klar kommen, die Kunden mögen, gut gelaunt nach Hause gehen und den nächsten Tag planen. Und dieser heutige Tag war episch!
Kleiner Spoiler vorab: Es war nichts wirklich Neues und Abwechslungsreiches. Ich habe trainiert.
Einigen ist sicher aufgefallen, dass ich viel über Karate rede. Das liegt daran, dass es meine Passion ist. Ich kenne mich und weiß, dass ich oft alles aufgebe, wenn ich mich lange genug damit beschäftigt habe und ich finde dann schon Gründe um mich heraus zu reden. Damit ist Karate perfekt für mich, denn man MUSS es immer aufrecht erhalten und es gibt keine Gründe zum Aufhören! Später werde ich noch weniger Zeit haben, als jetzt und es wird schwieriger sein Familie, Arbeit und Sport unter einen Hut zu bringen, aber ich sage heute schon, dass die meisten das Zeit-Argument als beliebteste Ausrede benutzen, nur um dann ihre freie Zeit auf dem Sofa zu verbringen. Natürlich sind die Leute müde, wenn sie von der Arbeit nach Hause kommen, aber es ist weil sie sich nicht dazu zwingen zum Sport zu gehen! Wer es tut, wird ein anderes Mal nicht mehr so müde und muss sich später überhaupt nicht mehr zwingen. Ich versuche diese Überzeugung beizubehalten. Nein, ich werde es tun! Ich will nicht mehr nur große Töne spucken, ich will meinem Wort treu bleiben. Wenn ich schon lange leben und bis ins hohe Alter körperlich und geistig fit sein möchte, dann muss ich auch etwas dafür tun. Und bisher habe ich dafür keinen besseren Weg dafür, als den Karate-Do, gefunden.
Ich habe dieses wunderbare Buch, das "Masters" heißt. Es ist eine Sammlung von Interviews von einigen der größten Karate-Meistern des 20. Jahrhunderts. Diese Menschen haben sehr viel zu der Entwicklung des heutigen Karate getan und sind für mich eine der größten Inspirationsquellen. Ich habe schon sehr viel von diesen Menschen gelernt und ich werde immer wieder in dieses Buch hineinschauen um die eigentlichen Werte nicht zu vergessen. Gestern habe ich in dem letzten Interview aus dem Buch etwas gelesen, was mich auf die Idee gebracht heute so zu trainieren. Das Interview war mit Stan Schmidt, einem Karateka aus Südafrika, er wird auch als lebende Legende bezeichnet und ist der Sensei von Detlef Eiffer, dem Mann, der heute selbst den 5. Dan inne hat, dem Mann, der meine Gürtelprüfungen abnimmt. *stolz sei* ^^
Nun, in diesem Interview hatte Stan Schmidt auf die Frage, wie es bei den Gasshukus (gemeinsames, mehrtägiges, knallhartes Training mit den Besten) war, damit geantwortet, dass diese Trainingseinheiten den Geist schulen wie nichts Andere, denn wenn der Körper nicht mehr kann, der Geist einem aber sagt "gibt's nicht!", dass man dann trotzdem aufsteht und weiter macht.
Kling nach einem Klischee, aber seid mal ehrlich: Wer von euch hatte das tatsächlich schon mal durchmachen müssen? Ich musste das bisher nur ein Mal beim Bund machen und an den Tag erinnere ich mich bis heute. Ich möchte aber nicht, dass dieser Tag als einziger in Erinnerung bleibt. Also teilte ich das heutige Training in mehrere Abschnitte: 30 Minuten Aufwärmen - eine Stunde Kata - 1,5 Stunden Kihon (Grundschultechniken, und zwar alle, die ich bisher gelernt habe) und anschließend, gegen 17 Uhr, Kumite (Freikampf) gegen Andere, die sich für diese Uhrzeit verabredet haben. Es ist aber niemand gekommen, also habe ich noch eine halbe Stunde Kata wiederholt, bis der Hausmeister kam, um die Halle abzuschließen. Da es noch keine 18 Uhr waren und mein Training keine geplanten vier Stunden gedauert hatte, machte ich vor der Halle Liegestütz, Situps, Liegestütz im Handstand (danke an Philipp-San für die Motivation) und wieder einige Katas, bis ich erschöpft, aber zufrieden mit mir und den eingehaltenen vier Stunden Training ohne einen Schluck Wasser, Toilettengängen und sonstigen Pausen, so wie es bei richtigem Karate gehört. Die Belohnung danach war reichlich Wasser und eine entspannende Sauna. :)
Allerdings muss ich zugeben, dass ich nicht ganz erschöpft war. Länger trainieren ist eine Variante, aber noch intensiver trainieren geht auch, leider stoße ich da aber an meine motivationalen Grenzen. Ich kann mir selber in den Arsch treten, aber noch stärker ist der Effekt, wenn es jemand für mich macht, also muss ich mir jemanden suchen, der genauso süchtig ist wie ich, damit wir uns gegenseitig pushen können, um an unsere körperlichen und geistigen Grenzen zu kommen. Verdammt, ich will dieses Gefühl der totalen Erschöpfung wieder spüren!
Wer bis hierhin gelesen hat, fragt sich vielleicht, warum ich nicht einfach geschrieben habe, dass ich vier Stunden trainierte und so viel drum herum faseln musste.
Erstens, wäre es etwas langweilig gewesen, wenn ich es einfach so geschrieben hätte, denn schließlich geht es mir weniger um das heutige Training, sondern darum, was mich dazu getrieben hat. Das muss ich wiederholen! Am besten an jedem freien Sonntag.
Zweitens existiert dieser Blog für mich zum herum faseln. Das werde ich noch oft tun und noch sehr oft über Karate. Ich denke sogar, dass ich mehr über das Karate und eine gesunde Lebensweise schreiben werde, als alles Andere. Vielleicht schaffe ich es jemanden damit dazu zu motivieren. ;)
Alles ist seltsam in letzter Zeit. Ich weiß nicht, ob ich froh, oder depressiv sein soll. Stimmungsschwankungen ohne Pause. Es passiert nichts, aber in meinem Kopf geht ständig etwas vor. Mein Denken über die Dinge nimmt immer wieder unterschiedliche Formen an. Mal bin ich etwas gegenüber kritisch und an einem anderen Tag heiße ich es willkommen. Ich widerspreche mir selbst, sehe es sofort ein und es stört mich nicht mal wirklich, weil die gesamte Natur des Menschen widersprüchlich ist. Es beweist nur, dass ich nur ein Mensch bin, mit all den Stärken und Schwächen.
Einerseits denke ich über simple und natürliche Sachen auf eine abstrakte Art und Weise, über scheinbar komplexe Dinge wie Liebe denke ich wiederum absolut kalt und berechenbar nach: Pheromone, Serotonin - evolutionsbedingte biologische Vorgänge, die dazu führen, das Menschen sich verlieben. So langweilig. Es verliert für mich den Zauber. Traurig.
Gleichzeitig fasziniert mich die Natur. Ich bin froh zu leben und weiß nicht, was ich mit dem Leben anfangen soll. Ich weiß nicht, ob ich mich den sozialen Strukturen unterwerfen, oder mich davon losreißen soll. Was ist besser, die Wälder mit den Pflanzen und Tieren, oder die Städte mit anderen Menschen? Es ist alles sehr verwirrend. Menschen stören mich und gleichzeitig kann ich nicht ohne sie. Es hängt alles von den Launen ab und diese sind abhängig von der Natur. Scheint die Sonne und esse ich das richtige Essen, so ist mein Serotonin-Spiegel hoch, die Laune gut und die Motivation vorhanden. Heute ist es z.B. den ganzen Tag anders herum: Es regnet, ich esse Schokolade und trinke dazu Champagner. Morgen geht es wieder zur Arbeit, nächste Woche treffe ich mich mit Bekannten, am 21.10. fahre ich zur Karate-Hochschulmeisterschaft und starte in Kata, danach geht die Uni wieder los. Es ist mir egal. Alles ist egal: Auf der Arbeit wird es nichts Neues geben, mit dem Kumpel verbringe ich einen guten Abend und danach meldet er sich wieder ein halbes Jahr nicht und bei der Meisterschaft ist es mir egal, ob ich gewinne, oder verliere, denn Meisterschaften nehme ich nicht ernst und tue das Ganze wegen des Trainingseffektes. Irgendwo hat natürlich alles seinen Sinn, aber es fällt mir schwer mich für IRGENDWAS zu motivieren...
Heute war ich in Uetze, einem kleinen Ort in der Nähe von Hannover. Dort wurde ein Karate-Lehrgang mit Schlatt-Sensei veranstaltet. Es war zwar nur so anstrengend wie mein normales Training, also schon viel Schweiß, aber viel wichtiger ist, dass ich daraus eine Menge mitgenommen habe.
Zuerst die weniger angenehmen Sachen:
- Meine Stände (einer ganz besonders) sind noch zu unsicher. Daran muss ich noch arbeiten.
- Auch sollte ich länger stehen.
- Ich bin zu hektisch und verspannt.
- Soll eine Übung viele abwechselnde Kombinationen enthalten und schnell ablaufen, komme ich schnell durcheinander.
Das schöne an Karate ist, dass selbst Kritikpunkte zur Verbesserung führen, wenn man sie ernst nimmt und an ihnen arbeitet. Etwas Anderes habe ich nicht vor.
Die positiven Punkte sind:
- Ich habe mich selbst den Braungurten überlegen gefühlt. Aber das ist nicht unbedingt gut. Sie mögen schlechter sein, als ich, aber ich bin noch viel schlechter als ein Grüngurt in Japan. Ich muss noch mehr trainieren!
- Ich wurde von Schlatt-Sensei öfter nach vorne gerufen, damit er der Gruppe etwas mit mir demonstrieren konnte und für eine kurze Zeit war er sogar mein Kumite-Partner (Kumite = Kampf, in diesem Fall aber kein freier Kampf, sondern abgestimmt für Trainingszwecke). Ich weiß nicht, warum er mich wählte. Entweder weil ich direkt vor ihm stand, oder weil ich scheinbar doch etwas mehr Kampfgeist zeigte, als der Rest. Ich sollte vom Ersten ausgehen, denn Stolz ist oft unnötig und nur ein Stein auf dem Weg zur Verbesserung, aber ich neige dennoch dazu, das Zweite anzunehmen. Zumal mir von weiteren Leuten gesagt wurde, dass ich aus der ganzen Gruppe positiv heraus steche. Aber auf den Lorbeeren ausruhen ist nicht, denn morgen geht es wieder zu Training - an den Fehlern arbeiten.
- Ich habe viele, viele wertvolle Tipps bekommen und wurde auch von Schlatt-Sensei oft korrigiert. In der Karate-Welt ist es etwas Gutes, denn wenn man von einem Sensei korrigiert wird, so heißt es, dass er in einem etwas sieht und diesen zu noch mehr Erfolg anspornen möchte. So habe ich es aufgefasst und selbst wenn es nicht so sein sollte, so bin ich dennoch sehr motiviert noch härter zu trainieren.
- Ich habe mir die "Enzyklopädie des Shotokan-Karate" bei Schlatt persönlich gekauft (er hat das Buch geschrieben) und es signieren lassen. Das sind zwar materielle Kleinigkeiten, aber es fühlt sich trotzdem sehr gut an. Wenn ich schon keine Bescheinigung von der Teilnahme am Seminar und kein Gruppenfoto habe (beides sammle ich gerne), so habe ich wenigstens etwas, was mich daran erinnert.
Natürlich darf man all die netten Leute, die ich kennen gelernt habe, nicht vergessen. Ich habe mich dort echt wohl gefühlt. Auch wenn ich das Training bei uns und insbesondere mein eigenes Training bevorzuge, weil es härter und perfektionistischer zu sein scheint, so werde ich dort doch gerne für weitere Lehrgänge vorbei schauen.
Vielen Dank an Jens, Stefan, Andreas und ganz besonders an Schlatt-Sensei! Es war mir eine Ehre.
Kleiner Edit: Man darf sich im Karate nun wirklich nicht so mit den Anderen messen, wie ich das tue, denn jeder geht seinen eigenen Weg und zieht seinen Nutzen daraus, aber ich bin wohl noch zu sehr auf mein Ego konzentriert. Daran muss ich noch arbeiten. Vermutlich werde ich mich in ein Paar Jahren dafür schämen, diesen Eintrag geschrieben zu haben, aber was soll's! Das soll mir für die Zukunft eine Lehre werden. Heute bleibe ich noch bei meinem Wort. ;-)
Tut mir Leid, dass ich mir so viel Zeit gelassen habe! Ich wusste einfach nicht, wie ich das Ganze darstellen und formulieren sollte. Um ehrlich zu sein, weiß ich das immer noch nicht.
In mir ringen zwei Seiten darum, was ich glauben soll und was nicht. Einerseits bin ich neuerdings der Meinung, dass es auf dieser Welt wesentlich mehr gibt, als die Wissenschaft nachweisen kann. Somit ist die Behauptung, dass etwas nicht existiert, nur weil es nicht nachgewiesen ist, genauso naiv wie die Behauptung, dass etwas ganz sicher existiert, auch wenn es nicht nachgewiesen wurde, oder wenn alle Nachweise dagegen sprechen.
Es gibt genug Argumente gegen eine intelligente Übermacht (mit anderen Worten "Gott") und ich glaube nicht an diese. Aber das Thema will ich hier auch gar nicht so lange ausführen. Wenn es sowas wie "Gott" geben soll, dann ist es für uns nicht verständlich, egal welche Modelle wir dafür nehmen und an was wir glauben. Was es auf jeden Fall in unserem Universum gibt, sind physische Gesetze. Diese treten immer wieder auf und sind, mit wenigen besonderen Ausnahmen, nicht anzuzweifeln. Nun komme ich dem eigentlichen Thema etwas näher: Ki. Auch bekannt als Chi, Qi, Chakra, Bio-Energie usw.
Es gibt angeblich keinen festen Beweis für die Existenz dieser Energie, aber so viele Vorfälle, Berichte, Augenzeugen, die mit Sicherheit sagen, dass es diese gibt. Ganze Religionen stützen sich darauf und Kampfkünstler aus der ganzen Welt versuchen das Konzept von Ki zu begreifen.
Klar, all das kann man auch über Ufo-Zeugen (und ich glaube an Ufos, jedoch nicht an die Geschichten) mit ihren Kulten und radikale Gläubige behaupten. Aber ich neige dazu zu differenzieren. Auf der einen Seite hat man Leute, die behaupten von Außerirdischen entführt worden zu sein, sowie welche, die der Meinung sind, Jesus gesehen zu haben. Diese Menschen sind meistens... wie soll man das sanft und politisch korrekt ausdrücken? Ihr wisst schon was ich meine.
Auf der anderen Seite steht z.B. Kozo Nishino mit seiner Atemschule. Ein Mann, der dank seiner besonderen Atemübungen zur Stärkung des Ki große Kraft und ein junges Erscheinungsbild, sowie eine sehr gute allgemeine Fitness besitzt, trotz seines fortgeschrittenen Alters. Nishino hat an einem wissenschaftlichen Experiment teilgenommen, der dem Nachweis des Ki diente - mit unglaublichen Ergebnissen! Ich bin überrascht, dass über dieses Experiment nicht groß diskutiert wird, denn ich würde gerne andere Meinungen von Experten dazu hören. Liest euch den Bericht am besten selbst durch:
Dem Ergebnis dieser Forschung nach ist das Argument, dass Ki wissenschaftlich nicht nachweisbar ist, ungültig. Aber zweifeln wir erstmal weiterhin. Nach Nishino kommt als zweiter mir bekannte Experte Osamu Aoki selbst. Nicht nur ist er seit über 40 Jahren beim Karate und der offizielle Vertreter der JKA (Japanese Karate Association) in Spanien, er trainiert auch das spanische Karate-Olympia-Team. Und das sagt selbst einem nicht Karateka schon etwas. Dieser Mann, ebenfalls ein Ki-Experte mit eigener Schule, ist mit seinen 64 Jahren unglaublich beweglich, stark und schnell und das obwohl er, von außen betrachtet, gar nicht so viele Muskeln zu haben scheint. Er hätte jeden Meister, der bei dem Lehrgang in Fulda da war, durch die Halle werfen können, wenn er wollte. Vielleicht mehrere auf einmal. Und ich wage es zu bezweifeln, dass dieser kleine, dünne, "alte" Mann so einen Zustand nur durch eine strenge Diät und tägliches Training erreichte. Es gibt Einige, die länger als er trainieren und das nicht können. Außerdem scheint sein Geist sehr stark zu sein. Er wirkt sehr freundlich und dennoch fühlte ich mich neben ihm ganz ganz klein. Es ist so, als würde er Kraft ausstrahlen.
Ich könnte noch von mehr Ki-Meistern schreiben, aber ich komme doch lieber zu dem Lehrgang selbst: Aoki-Shihan hat sehr viel erzählt. Er spricht fließend Spanisch und natürlich waren gleich zwei kompetente Übersetzer vor Ort, sodass man eigentlich alles gut verstehen konnte. Und wenn es Schwierigkeiten bei der Sprache gab, wurde einfach vorgeführt. Und es wurde sowieso sehr viel vorgeführt. Es wurden uns einfache Übungen zur Lockerung der Muskulatur, der Organe, Knochen und anderen Strukturen des Körpers, damit das Ki besser durchfließen kann (nein, nicht zu verwechseln mit Blut) gezeigt, die wir nachmachen sollten. Dann wurden Fehler korrigiert und nochmal betont, warum bestimmte Übungen gerade so ausgeführt werden müssen und nicht anders. Aoki musste, bevor er die Bio-Energie-Schule gründete, Übungen, die seit Jahrtausenden existieren, selber verstehen und mithilfe von Anatomie begreifen, bis er in der Lage war sein Wissen an andere weiter zu geben. Und er hatte ein sehr gutes Verständnis von Anatomie.
Während des ganzen Lehrgangs schien niemand Zweifel an der Existenz von Ki zu haben, weil das Ganze nicht wie Gottes Wunder, sondern auf wissenschaftliche Art präsentiert wurde. Die Atmosphäre war unglaublich. Es war so, als ob die Luft mit Ki geladen wäre. Natürlich klingt das nach ganz viel Psychologie und Selbstbetrug, und das ist gerade die zweite Seite, die in meinem Kopf ab und zu laut wird, schließlich bin ich ein zu großer Skeptiker. Aber ich möchte es glauben, jedoch glauben mit einem guten Gewissen. Ich möchte mir sicher sein, dass ich nicht verarscht werde. Und gegen das Argument mit psychologischer Einwirkung, die durch den Masseneffekt verstärkt wird, spricht die Tatsache, dass dort vor Ort ein Mann anwesend war, der Psychologie studierte. Er ist sich sicher, dass dort nicht getrickst wird und er ist seit ca. 20 Jahren dabei. Außerdem ist irgendwo in Frankreich noch ein anderer Psychologe als Lehrer dieser Schule tätig. Ärzte, Professoren und Businessleute sind dabei, selbst ein französischer Physiker, der sich mit dem Thema auseinandersetzt, war auch bei dem Lehrgang anwesend. Mit ihm durfte ich ein sehr interessantes Gespräch über seine Forschung führen.
Mit anderen Worten: Es sind nicht irgendwelche Dummchen dabei, sondern gebildete Menschen aus allen möglichen Bereichen. Solche nicht nicht ganz so leicht anfällig für typische Sekten-Maschen. Zumal dies keine Sekte ist. Die Betonung liegt auf der Förderung unserer Gesundheit und nicht auf Geld. Dass das Seminar so teuer war (100 €), so habe ich gehört, dass es weitaus teurere Seminare gibt und außerdem ist die Miete einer Halle und ein Flug aus Spanien mit Übernachtung im Hotel für zwei Personen (Aoki und seine Assistentin) nicht gerade billig. Letztendlich müssen auch sie für ihre Zeit irgendwie bezahlt werden. Und momentan ist die finanzielle Lage in Spanien auch nicht gerade die beste. Da kann man erzählen, was man will, aber wenn man so darüber nachdenkt, dann sind 100 € nichts. Also steht bei dem Ganzen kein finanzielles Einkommen im Zentrum.
Zurück zum eigentlichen Lehrgang: Am ersten Tag hatten wir zwei Trainingseinheiten, in den wir lernten wie man seinen Körper locker macht, das lockere Gefühl aufrecht erhält und wie man seine Energie spürt. Als wir alle kurz in Stille meditierten hat es sich für mich so angefühlt, als würde die Luft vibrieren. Sehr krass.
Am zweiten Tag ging es richtig zur Sache. Nach den Lockerungsübungen, einigen weiteren fortgeschrittenen Übungen und wichtigen Erklärungen folgte Dooki - das "Führen, Leiten, Aktivieren und Ausgleichen von Ki".
Mit anderen Worten: Man stellt zwei dicke Matten an die Wand, davor eine "Versuchsperson", die die Energie empfangen soll mit dem Rücken zu den Matten, Meister Aoki stellt sich mit dem Gesicht zu ihm, kreuzt sein Handgelenk mit dem Handgelenk des Anderen und macht eine sanfte Bewegung Richtung der Matte. Die Versuchsperson läuft, stolpert, springt und was auch immer zu der Matte und knallt mit dem Rücken dagegen. Ein Mann ist dann durch die ganze Halle gelaufen, eine Frau knallte gegen die Matte und bliebt wie paralysiert auf dem Boden sitzen, die Dritte fing an sich sehr ästhetisch wie eine Ballerina zu dehnen und es offensichtlich zu genießen etc. Auf jeden soll es unterschiedlich wirken. Nishino erklärt das mit, wie er das nennt, Freude der Zellen, die mit der Energie aus ihrem Schlaf erweckt werden und anfangen wie verrückt zu spielen. Bei jedem ist es anders und unvorhersehbar. Natürlich gab es auch solche, die nichts gespürt haben. Hauptsächlich waren das Neulinge, weil sie sehr verspannt und voller Erwartungen herangegangen sind, obwohl das genau kontraproduktiv ist. Auch ich gehörte fast dazu. Fast, weil ich, trotz meiner Skepsis, ein Mal einen starken "Windstoß" verspürt habe, der mich nach hinten gegen die Matte schleuderte. Es war wie ein Stoß von innen, nicht schmerzhaft und nicht an der Haut spürbar, aber dennoch stark, als würde etwas wollen, dass ich nach hinten geschleudert werde. Wenn nicht dieses Erlebnis, dann wäre ich heute noch skeptischer. Stattdessen mache ich jedes Mal, wenn ich zum Karate-Training gehe, zusätzlich Übungen zur Lockerung. Meine Meditation ist wieder interessanter geworden und mein Körpergefühl intensiver. Ich scheine nun konzentrierter bei der Sache zu sein. Alles hat wieder an Farben gewonnen, die Luft ist frischer und schöner (und das nicht nur weil draußen Herbst ist) und ich sehe Vieles nun mit ganz anderen Augen - sehr viel neutraler und bedachter. Ich hoffe, dass ich noch weiter in dieser Richtung Fortschritte erzielen werde. Auf jeden Fall bin ich nächstes Jahr, sollte ein Lehrgang stattfinden, wieder dabei. Hiermit ein großes Danke an Aoki Shihan und seine Assistentin Jeanin (ich hoffe, dass ich ihren Namen richtig geschrieben habe), sowie an die Veranstalter des Lehrganges, alle die mir an diesen Tagen geholfen haben und alle, mit den ich mich so nett unterhalten durfte. Es waren zwei sehr schöne Tage!